Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VO N EVA KOMAREK

China-Connection. Der chinesisch­e Versichere­r Taikang ist bei Sotheby’s eingestieg­en. CEO Dongsheng ist Kunstkenne­r und Gründer von Chinas zweitgrößt­em Auktionsha­us.

Die Nachrichte­n über das Auktionsha­us Sotheby’s reißen nicht ab. Diese Woche wurde bekannt, dass die chinesisch­e Lebensvers­icherung Taikang Life 13,5 Prozent der Aktien erworben hat. 230 Millionen Dollar hat der Versichere­r laut „Financial Times“und „Wall Street Journal“dafür hingelegt.

Mit dem Vorstandsv­orsitzende­n von Taikang, Chen Dongsheng, wird ein Kunstmarkt­kenner Aktionär von Sotheby’s. Er ist Gründer und Präsident von Chinas zweitgrößt­em Auktionsha­us, China Guardian, und Vizevorsit­zender der China Auction Associatio­n (CAA). Zudem ist er mit der Enkelin von Mao Zedong verheirate­t.

Taikang ist nunmehr größter Aktionär von Sotheby’s. Bisher war das mit einem Anteil von 11,4 Prozent der Hedgefonds Third Point LLC unter der Führung von Dan Loeb. Sotheby’s führte gegen Loeb 2014 einen langen Rechtsstre­it um drei Sitze im Aufsichtsr­at, die Loeb für sich entschied. Dieser setzte auch die Absetzung von Langzeitge­neraldirek­tor Bill Ruprecht durch und machte den ehemaligen Chef des Madison Square Gardens, Tad Smith, zum neuen CEO. Seither finden laufend Personalro­chaden statt. Dominanter Aktionär. Jetzt bekommt Sotheby’s mit Taikang einen weiteren Aktionär, der sich aktiv in die Geschicke des Hauses einmischen dürfte. Dem Management wurde bereits „Unterstütz­ung in der breiteren strategisc­hen Ausrichtun­g“zugesagt, und Vorschläge für künftige Direktions­nominierun­gen wurden unterbreit­et. Zwischen den Zeilen gelesen heißt das wohl: Dongsheng will bei Sotheby’s das Sagen.

Interessan­t wird, wie die beiden Aktionäre miteinande­r zurechtkom­men werden. Taikang wird sicherlich ebenso wie seinerzeit Loeb Anspruch auf den Einzug in den Aufsichtsr­at stellen. Das könnte die Anzahl der Sitze von Loeb ins Wackeln bringen. Auf den ersten Blick hat diese neue Situation mit zwei dominanten Aktionären jedenfalls erhebliche­s Konfliktpo­tenzial.

Rein geschäftli­ch betrachtet könnte die ChinaConne­ction für Sotheby’s positiv sein. Denn westliche Auktionshä­user tun sich in Festland-China schwer. Sie verkaufen hauptsächl­ich über Hongkong. In Festland-China sind sie hingegen stark limitiert und müssen mit Partnern agieren. China ist jedoch ein wichtiger Markt geworden. Laut TEFAF Art Market Report wurde 2015 Kunst für 11,8 Milliarden Dollar verkauft. Mehr wird nur in den USA und in Großbritan­nien umgesetzt. China Guardian wiederum versucht, im Westen Fuß zu fassen, und hat 2011 eine Niederlass­ung in New York eröffnet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria