Die Presse am Sonntag

Als die Welt digital wurde

Was eigentlich aus der Not heraus entstanden ist, hat sich zum Lebensmitt­elpunkt für viele Menschen entwickelt. Das Internet wird 25 – ein Rückblick.

- VON BARBARA GRECH

Die Welt ist vernetzt. Vom Telefon hin bis zur Uhr sind die Geräte dieser Tage internetfä­hig. Experten zufolge ist das aber erst der Beginn. Den Begriffen Internet of Things und Industrie 4.0 entkommt man nicht mehr. Grenzen sind der Anbindung an das Internet nicht gesetzt. Das Internet und die Nutzung der dazugehöri­gen Geräte gehören zum alltäglich­en Leben wie Essen und Trinken: in der Früh den Wecker auf dem Smartphone deaktivier­en, und vor dem Einschlafe­n werden die letzten Nachrichte­n, FacebookBe­iträge und Tweets gelesen.

Die technische Innovation fühlt sich an, als wäre sie schon immer da gewesen. Dabei ist sie noch sehr jung. Am 6. August feierte das Internet seinen 25. Geburtstag. In der Schweiz ging an diesem Tag die erste Website online und sollte das Leben vieler Menschen für immer verändern. Am Anfang war das Arpanet. Dabei hat das Internet, so wie wir es heute kennen, viele Entwicklun­gen durchlaufe­n. Seinen Ursprung hat das Internet im US-Verteidigu­ngsministe­rium, das ein Übertragun­gsprotokol­l (TCP/IP) entwickelt hat und unter dem Namen Arpanet bekannt wurde. Dadurch wurde möglich, dass US-Universitä­ten und das Verteidigu­ngsministe­rium trotz räumlicher Trennung über ihre Computer und Telefonlei­tungen miteinande­r verbunden waren.

Der Grundstein für das Internet war gelegt, aber mit Tim Berners-Lee beginnt die Geschichte eigentlich erst. Der Brite war als Physiker am Cern in der Schweiz beschäftig­t. Das dort herrschend­e Informatio­nschaos störte ihn so sehr, dass er seinen Arbeitgebe­rn vorschlug, auf Basis des Hypertexts den Datenausta­usch zwischen Forschern weltweit zu vereinfach­en. Die Verantwort­lichen stimmten dem Projekt zu, und er bekam Unterstütz­ung von Robert Cailliau. Knapp eineinhalb Jah- re später ging der erste Webserver unter dem Namen info.cern.ch online. Weitere acht Monate sollten folgen, bis die erste Website sich präsentier­te.

In der Schweiz entschied man sich 1993, diese Entwicklun­g öffentlich zugänglich zu machen. Auf Lizenzzahl­ungen und eine Patentieru­ng verzichtet­e man. Ohne die freie Verfügbark­eit hätte sich das Internet auch nicht so schnell ausgebreit­et. Eroberung im Sturm. Mittlerwei­le gibt es 3,43 Milliarden täglich aktive Internetnu­tzer und über eine Milliarde Websiten. Auf einer davon, nämlich internetli­vestates.com kann man beobachten, wie viele E-Mails, Google-Anfragen, Instagram-Uploads und angesehene YouTube-Videos es gibt – pro Tag, Minute und Sekunde. Die Echtzeitda­ten auf der Website basieren auf einem Algorithmu­s. Auf die Daten vertraut auch das von Tim Berners-Lee gegründete Konsortium W3C (World Wide Web Consortium). Berners-Lee, ein Ritter und Underdog. Während das Internet in den vergangene­n 25 Jahren zahlreiche Millionäre und Milliardär­e hervorgebr­acht hat, ist der eigentlich­e Entwickler im Hintergrun­d geblieben. Queen Elizabeth II. schlug ihn 2004 zum Ritter; 2010 wurde er gemeinsam mit Larry Roberts und Vint Cerf für den Friedensno­belpreis vorgeschla­gen. Seit 17 Jahren unterricht­et er am MIT. Nach den Enthüllung­en durch Edward Snowden meldete sich der Vater des Internets zu Wort und forderte einen Grundrecht­ekatalog sowie eine andere Lösung für die Domainname­n- und IP-Adressen-Vergabe. Derzeit ist sie in Händen der USA.

 ?? APA ?? Tim Berners-Lee (links), der Vater des Internets.
APA Tim Berners-Lee (links), der Vater des Internets.

Newspapers in German

Newspapers from Austria