Als die Welt digital wurde
Was eigentlich aus der Not heraus entstanden ist, hat sich zum Lebensmittelpunkt für viele Menschen entwickelt. Das Internet wird 25 – ein Rückblick.
Die Welt ist vernetzt. Vom Telefon hin bis zur Uhr sind die Geräte dieser Tage internetfähig. Experten zufolge ist das aber erst der Beginn. Den Begriffen Internet of Things und Industrie 4.0 entkommt man nicht mehr. Grenzen sind der Anbindung an das Internet nicht gesetzt. Das Internet und die Nutzung der dazugehörigen Geräte gehören zum alltäglichen Leben wie Essen und Trinken: in der Früh den Wecker auf dem Smartphone deaktivieren, und vor dem Einschlafen werden die letzten Nachrichten, FacebookBeiträge und Tweets gelesen.
Die technische Innovation fühlt sich an, als wäre sie schon immer da gewesen. Dabei ist sie noch sehr jung. Am 6. August feierte das Internet seinen 25. Geburtstag. In der Schweiz ging an diesem Tag die erste Website online und sollte das Leben vieler Menschen für immer verändern. Am Anfang war das Arpanet. Dabei hat das Internet, so wie wir es heute kennen, viele Entwicklungen durchlaufen. Seinen Ursprung hat das Internet im US-Verteidigungsministerium, das ein Übertragungsprotokoll (TCP/IP) entwickelt hat und unter dem Namen Arpanet bekannt wurde. Dadurch wurde möglich, dass US-Universitäten und das Verteidigungsministerium trotz räumlicher Trennung über ihre Computer und Telefonleitungen miteinander verbunden waren.
Der Grundstein für das Internet war gelegt, aber mit Tim Berners-Lee beginnt die Geschichte eigentlich erst. Der Brite war als Physiker am Cern in der Schweiz beschäftigt. Das dort herrschende Informationschaos störte ihn so sehr, dass er seinen Arbeitgebern vorschlug, auf Basis des Hypertexts den Datenaustausch zwischen Forschern weltweit zu vereinfachen. Die Verantwortlichen stimmten dem Projekt zu, und er bekam Unterstützung von Robert Cailliau. Knapp eineinhalb Jah- re später ging der erste Webserver unter dem Namen info.cern.ch online. Weitere acht Monate sollten folgen, bis die erste Website sich präsentierte.
In der Schweiz entschied man sich 1993, diese Entwicklung öffentlich zugänglich zu machen. Auf Lizenzzahlungen und eine Patentierung verzichtete man. Ohne die freie Verfügbarkeit hätte sich das Internet auch nicht so schnell ausgebreitet. Eroberung im Sturm. Mittlerweile gibt es 3,43 Milliarden täglich aktive Internetnutzer und über eine Milliarde Websiten. Auf einer davon, nämlich internetlivestates.com kann man beobachten, wie viele E-Mails, Google-Anfragen, Instagram-Uploads und angesehene YouTube-Videos es gibt – pro Tag, Minute und Sekunde. Die Echtzeitdaten auf der Website basieren auf einem Algorithmus. Auf die Daten vertraut auch das von Tim Berners-Lee gegründete Konsortium W3C (World Wide Web Consortium). Berners-Lee, ein Ritter und Underdog. Während das Internet in den vergangenen 25 Jahren zahlreiche Millionäre und Milliardäre hervorgebracht hat, ist der eigentliche Entwickler im Hintergrund geblieben. Queen Elizabeth II. schlug ihn 2004 zum Ritter; 2010 wurde er gemeinsam mit Larry Roberts und Vint Cerf für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Seit 17 Jahren unterrichtet er am MIT. Nach den Enthüllungen durch Edward Snowden meldete sich der Vater des Internets zu Wort und forderte einen Grundrechtekatalog sowie eine andere Lösung für die Domainnamen- und IP-Adressen-Vergabe. Derzeit ist sie in Händen der USA.