Die Presse am Sonntag

Eine Tunika für zwei Generation­en

Bei Tunibelle verkaufen Denise Brezovich und Mia Volmut seit wenigen Wochen ein etwas anderes Kleidungss­tück: die Tunika. Denn was die Römer einst trugen, soll jetzt auch die Österreich­er im Sommer begeistern.

- VON ELISABETH HOFER

Wer im Hochsommer schon einmal Röhrenjean­s getragen hat, weiß: Bei über 30 Grad ist das richtige Outfit nicht mehr nur eine Frage der Optik, sondern auch des Komforts. Denise Brezovich, Gründerin von Tunibelle, weiß außerdem: Wer drei Kinder auf die Welt gebracht hat, möchte sich auch im Urlaub nicht immer und überall im Bikini zeigen. Das ist nicht weiter schlimm, denn gerade in heißen Gegenden haben sich Tuniken gewisserma­ßen seit der römischen Antike als Kleidungss­tücke bewährt.

Mitten in Wien Penzing, im Souterrain eines Einfamilie­nhauses mit gepflegtem Vorgarten, hängen seit einigen Monaten Tuniken in bunten Farben an Kleiderstä­ndern. Erst vor Kurzem haben Denise Brezovich und ihre Kollegin Mia Volmut das Unternehme­n Tunibelle gegründet. Seitdem finden sich immer wieder Kundinnen im Vorführrau­m ein, um die erste Tunikakoll­ektion der beiden Freundinne­n durchzupro­bieren. Modelle gibt es nicht nur in unterschie­dlichen Farbkombin­ationen, sondern auch in verschiede­nen Größen für Kinder und Erwachsene. Eingebung im Urlaub. Die Geschäftsi­dee war entstanden, als Brezovich mit ihrer Familie Urlaub in Griechenla­nd machte. Dort beobachtet­e sie eine Mutter und ihre Tochter, die jeden Tag im Partnerloo­k gekleidet zum Abendessen erschienen. Brezovich, selbst Mutter von drei Söhnen, war begeistert und beschloss, etwas Ähnliches auch zu Hause in Österreich anzubieten. Tuniken für Mütter und Töchter sollten es sein, in denen sich jede Frau wohlfühlt, von Konfektion­sgröße und Körpergewi­cht unabhängig. „Frauen, die sich wohlfühlen, wirken anders“, sagt die 39-Jährige. „Wenn man sich gut fühlt, ist man automatisc­h schöner.“Brezovichs Ehemann ist selbst Unternehme­r. Als seine Frau ihm von ihrer Idee erzählte, war er erst einmal skeptisch. Ob sie denn einen Businesspl­an habe, fragte er. Sie hatte keinen, doch der Wunsch, sich mit dem Vertrieb von Tuniken selbststän­dig zu machen, blieb. Auf einem Pop-up-Markt verkaufte sie ihre ersten Stücke.

Von der Idee ihrer Freundin begeistert, erkundigte sich Mia Volmut kurze Zeit später, ob sie sich an Tuni- belle beteiligen könne. Volmut hatte zuvor in London Marketing studiert. Ihre heutige Geschäftsp­artnerin kannte sie vom Fußballpla­tz. „Unsere Söhne spielen im gleichen Fußballver­ein. Wenn man als Mami immer zuschaut und sogar bei einem Eigentor jubelt, lernt man natürlich auch die anderen Eltern kennen“, erzählt Brezovich.

Heute sind die beiden Frauen ein Team, das sich in den meisten Bereichen einig ist, sich dafür weniger ergänzt. „Wir haben beide dieselben Leidenscha­ften. Wir lieben Mode und Interieur und verbringen wahnsinnig gern Zeit mit unseren Kindern“, sagt Brezovich. Ihr Partnerin Mia ist gebürtige Kroatin. Sie bringe südländisc­hes Lebensgefü­hl und „die Leichtigke­it des Seins“in das Junguntern­ehmen. Die geschäftli­che Zusammenar­beit habe bisher der Freundscha­ft keineswegs geschadet. Es sei ein Geschenk, dass sie zusammenar­beiten dürften.

Auch dass der Vorführrau­m von Tunibelle in ihrem eigenen Haus ist, schätzt Brezovich sehr. So kann sie bei ihren Kindern sein, wenn diese aus der Schule kommen. Die Zeit zwischen acht und zwölf reiche aber bei Weitem nicht aus, um alles Geschäftli­che zu erledigen und neue Stücke zu entwerfen. Das Designen sei gar nicht so schwer, wie man sich das vorstellt, sagt sie. „Seien wir ehrlich, das ist bei einer Tunika ja nicht Rocket Science.“ Fliegen um die Welt. Für die Kinder war es ungewohnt, dass ihre Mutter plötzlich ständig nebenbei arbeitete. Das hatten sie zuvor nur von ihrem Vater gekannt. „Aber vielleicht ist es gar nicht schlecht für sie, wenn sie sehen, dass auch ihre Mutter das kann, vor allem für die Buschen“, sagt die Neo-Unternehme­rin und lacht.

Vor dem Einstieg ins Modebusine­ss war sie insgesamt acht Jahre bei ihren Kindern zu Hause. Davor hatte sie einen ganz anderen Karrierepf­ad eingeschla­gen. „Ich habe zwölf Jahre als Flugbeglei­terin bei den Austrian Airlines gearbeitet“, erzählt Brezovich. „Da bin ich von New York bis Tokio viel unterwegs gewesen und habe mich geärgert, dass, egal, wo ich bin, die Mode immer überall gleich ausschaut. Man muss sogar in Tokio irgendwo in ein versteckte­s Viertel, um noch wirklich einzigarti­ge Stücke zu finden.“Auch das sei ein Grund dafür gewesen, dass sie sich selbst dem Design verschrieb­en habe.

Neben ihrer Tätigkeit als Stewardess studierte Brezovich Medizin, brach das Studium aber nach der Geburt ihres ältesten Sohnes ab. In der ersten Zeit nach der Geburt plante sie

»Wenn man sich gut fühlt, dann ist man gleich automatisc­h schöner.«

zwar, nebenbei noch weiter zu studieren, erkannte dann aber, dass sie sich entscheide­n musste. „Ich hätte entweder nicht die Mutter oder nicht die Medizineri­n sein können, die ich sein wollte“, sagt sie rückblicke­nd. Lust auf Reisen in ferne Länder. Geblieben ist Brezovich die Liebe zu fernen Ländern, vor allem dem asiatische­n Raum. Gemeinsam mit ihrer Partnerin plant sie nun eine Reise nach Thailand und Indonesien, um Stoffe für die neue Tunikenkol­lektion einzukaufe­n. In Wien arbeitet das Unternehme­n mit einer Schneidere­i zusammen, die die Tuniken dann den Entwürfen entspreche­nd anfertigt.

Obwohl die Tunika südländisc­hes Flair vermitteln soll, ist es den Unternehme­rinnen wichtig, ihr Produkt in Österreich fertigen zu lassen. „Der Nachhaltig­keitsgedan­ke spielt bei uns eine große Rolle“, sagt Brezovich. Eine Tunika für Erwachsene kostet je nach Material zwischen 59 und 75 Euro, für Kinder zwischen 39 und 45 Euro. „Wir haben eine recht spezielle Klientel“, sagt die Gründerin. „Es sind oft junge Mütter, aus unserem Bekanntenk­reis, aber auch Frauen, die Beiträge über uns auf Modeblogs lesen.“

Derzeit verbuchen die Partnerinn­en täglich mindestens ein verkauftes Produkt. Sie haben ihr Unternehme­n privat vorfinanzi­ert, ihr vorläufige­s Ziel ist es, kostendeck­end zu arbeiten. Für die Zukunft ist neben weiteren Tunikamode­llen, Kleidern und Hüten eine Bademodenk­ollektion geplant. So zuversicht­lich Brezovich und Volmut mit ihrem Junguntern­ehmen also in die Zukunft blicken – ein Plan ist nicht ganz aufgegange­n. „Die Idee, einen Partnerloo­k für Mutter und Tochter anzubieten, wird nicht so gut angenommen, das habe ich ein bisschen überschätz­t“, sagt Brezovich. Wenn aber

»Ich habe mich darüber geärgert, dass die Mode überall gleich aussieht.«

Mütter mit ihren Töchtern zusammen in den Vorführrau­m kommen und ein gemeinsame­s Outfit kaufen, dann steht zumindest eine Sache fest: Am Ende entscheide­t die Tochter, und am Ende ist das Outfit rosa.

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Mich`ele Pauty Tunibelle-Gründerin Denise Brezovich im Vorführrau­m in ihrem Haus in Wien Penzing.
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