Die Presse am Sonntag

Die Kunstschät­ze in den Kellern des iranischen Regimes

-

zwischen Majid Mollanoroo­zi und seinem Frankfurte­r Kollegen Max Hollein, dessen Vater das Teheraner Museum für Glas und Keramik baute und der kürzlich von der Schirn Kunsthalle zum Fine Arts Museum nach San Francisco wechselte. Über ein Jahr feilte das deutsch-iranische Duo hinter verschloss­en Türen an seinem kreativen Coup, bis beide im Herbst letzten Jahres auch die Politik einweihten. Die Kosten für Versicheru­ng und Transport teilen sich die deutsche und die iranische Regierung.

Im März 2017 sollen die Bilder von Berlin aus weiter nach Rom zum Museum MAXXI gehen. Insgesamt vier bis fünf Jahre will der Teheraner Museumsche­f seine Kunstjuwel­en durch die Welt touren lassen, mit der Tate Gallery in London, auch mit Museen in Paris, New York und Washington gibt es bereits Gespräche, aber noch keine konkreten Verträge. „Ich habe keinen Zweifel, diese Kunst wird die Welt verzaubern. Sie kann die Gräben zwischen unseren Nationen überwinden“, sagt Mollanoroo­zi, der dekorative Malerei studierte und während der achtjährig­en Präsidents­chaft des Hardliners Mahmoud Ahmadineja­d beruflich kaltgestel­lt war.

„Erstmals wird eine Sammlung vorgestell­t, die in ihrer Zusammense­tzung und in ihrer Geschichte einzigarti­g ist“, frohlockt auf deutscher Seite der Präsident der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz, Hermann Parzinger. Noch nie sei ein westliches Museum in der Lage gewesen, die in Teheran gesammelte, weitestgeh­end verborgene europäisch­e und amerikanis­che Moderne zu zeigen und sie iranischer Malerei gegenüberz­ustellen. „Berlin steht vor einer Kunstsensa­tion“, ist sich Parzinger sicher. Dubiose Rolle. Einen dunklen Schatten auf die Zusammenar­beit jedoch wirft die dubiose Rolle von Majid Mollanoroo­zi beim diesjährig­en Holocaust-Karikature­nwettbewer­b in Teheran. Bei der Preisverle­ihung am 30. Mai im Sarcheshme­h-Kulturzent­rum stand er zusammen mit den Organisato­ren auf der mit Hakenkreuz­en drapierten Bühne, um den vier prämierten Holocaustl­eugnern ihre Urkunden zu überreiche­n. Den Ausstellun­gsvertrag mit Berlin, wo das monströse Menschheit­sverbreche­n der Nazis geplant wurde, hatte er gerade zwei Wochen vorher im Beisein von Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier unterschri­eben. Als Ehrengast zur Ausstellun­gseröffnun­g lud ihn Berlin nun wieder aus. Stattdesse­n kommt Ali Moradkhani, einer von Irans Vizekultur­ministern.

»Eine Sammlung, die in ihrer Zusammense­tzung und ihrer Geschichte einzigarti­g ist.«

 ?? Katharina Eglau, ?? An der Kopfwand ist Pablo Picassos „Painter and Model“von 1927 zu sehen.
Katharina Eglau, An der Kopfwand ist Pablo Picassos „Painter and Model“von 1927 zu sehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria