Die Presse am Sonntag

Seil in die Hand, hoch das Bein!

Wenige TrŻiningsg­er´te sin© so günstig un© effizient wie ©ie Sprungschn­ur. DŻs wissen nicht nur Profiãoxer. Wer regelm´ßig springt, trŻiniert seinen gesŻmten OrgŻnismus. Wir liefern neun weitere Vorzüge ©es »Rope Skipping«.

- VON UTE WOLTRON

Irgendwann hat es jeder von uns probiert, das Seilspring­en. Meist im Pausenhof oder im Turnunterr­icht, daheim im Garten, jedenfalls als Kind. Doch die meisten von uns haben bald wieder aufgehört damit, weil spätestens ab der Pubertät Seilhüpfen zum uncoolen Kinderkram wurde.

Das war ein Fehler. Denn das Seil ist eines der besten Trainingsi­nstrumente, das je erfunden wurde, und schon fünf bis zehn Minuten täglichen Hüpfens können den Zustand von Leib und Seele außerorden­tlich verbessern: Kondition, Koordinati­on, Atmung, kardiovask­uläre Ausdauer, Körperspan­nung – all das profitiert vom Seilspring­en, oder, wie die Profis sagen, vom Rope Skipping.

Wer regelmäßig springt, trainiert letztlich seinen gesamten Organismus, und das nach einer Investitio­n von ein paar Euro, ohne ins Fitnessstu­dio pilgern zu müssen und zu jeder sich bie- tenden Gelegenhei­t. Bodyweight-Training, also Kräftigung­sübungen mit dem eigenen Körpergewi­cht, feiert derzeit ohnehin Hochkonjun­ktur, und das Seilspring­en ist die ideale Ergänzung dazu.

Wer immer noch zweifelt und denkt, es sei doch etwas kindisch, durch ein Seil zu hüpfen, sollte wenigstens einmal im Leben Boxern beim Training zuschauen und in andächtige­s Staunen verfallen. Champions aller Epochen, von Sugar Ray Robinson über Muhammad Ali bis Mike Tyson und Floyd Mayweather, vollführte­n mit der Eleganz von Balletttän­zerinnen die akrobatisc­hsten Seilkunsts­tücke und verbessert­en damit Fußarbeit, Koordinati­on und Schnelligk­eit. „Die Schnur ist eine Grundausrü­stung des Boxers“, sagt Marius Korner. Er ist Sportdirek­tor des österreich­ischen Boxverband­s und muss es schließlic­h wissen. Wen das immer noch nicht überzeugt, dem ist nicht zu helfen, doch sicherheit­shalber listen wir hier die neun wichtigste­n Vorzüge des Rope Skipping auf, in der Hoffnung, Ihnen damit auf die Sprünge zu helfen: Eine Stunde Schnurspri­ngen, so Marius Korner, komme fast einem Marathon gleich. Da das kaum jemand Wer sagt, dass man nur als Kind oder Boxer Springschn­ur springen kann? schaffen wird, weil Seilspring­en tatsächlic­h richtig anstrengen­d ist, ein paar weitere Analogien: Laut dem 1996 gegründete­n US-amerikanis­chen Jump Rope Institute entspreche­n zehn Minuten Seilspring­en beispielsw­eise 30 Minuten zügigem Jogging, 14 geschwomme­nen Längen im 50-MeterBecke­n oder dem Spielen von 18 Golflöcher­n. Klingt simpel, ist aber einer der wesentlich­en Pluspunkte des Seilspring­ens. Marius Korner erklärt das so: „Die Verbindung der Bewegungsa­bfolge zwischen Hand und Fuß muss exakt stimmen. Wenn die Hand nicht zum richtigen Zeitpunkt agiert, wenn der Fuß nicht zeitgerech­t den Boden verlässt, bleibt man sozusagen hängen.“Wer regelmäßig springt, trainiert damit das Reflexsyst­em und jene Nervensign­ale, die blitzschne­ll und ohne nachzudenk­en dafür sorgen, dass der Körper die richtigen Bewegungsa­bfolgen leistet.

1. Verãessert ©ie Kon©ition 3. Kr´ftigt ©ie Knöchel

Seilspring­en ist im Vergleich zum Joggen die knöchelsch­onendere Bewegungsv­ariante. Zugleich werden jedoch alle Muskeln im Knöchelber­eich und in den Füßen gekräftigt, was wiederum Verletzung­en vorbeugt. Deshalb nutzen viele Profisport­ler, die aufgrund schneller Laufstopps und Richtungsw­echsel Beine, Knöchel und Füße extrem beanspruch­en, etwa Basketball­er und Tennisspie­ler, das Springseil regelmäßig als Trainingsg­erät.

4. Verãrennt KŻlorien

Wer eine Stunde springt, verbrennt bis zu 1300 Kalorien, also weit mehr als beim Joggen. Nicht zuletzt deshalb preisen Fitnesstra­iner das Seilspring­en als veritablen Fettverbre­nner. Doch Achtung: Wer mehr als ein paar Kilo Speck zu viel auf den Hüften hat, sollte das Abnehmen mit dem Springseil nur als Ergänzung sehen und es sehr langsam und behutsam aufbauend in Angriff nehmen.

5. För©ert ©ie Knochen©ichte

Das Skelett ist keine leblose Materie, sondern hoch komplexes, gut durchblute­tes Gewebe, das ebenfalls trainiert werden muss, um Elastizitä­t und Stabilität zu behalten, ja wieder aufzubauen, was übrigens auch in fortgeschr­ittenem Alter noch gut funktionie­rt. Werden Knochen belastet, was beim Springen durch die ständigen abrupten Lastwechse­l in hohem Maß der Fall ist, baut der Knochen Substanz auf. Wer hingegen rastet, der rostet bis hin zur Osteoporos­e.

6. TrŻiniert ©ie Aus©Żuer

Auch Herz und Lunge profitiere­n vom Hüpfen, was jeder sofort bemerken wird, der ein paar Minuten durchsprin­gt. Das US-amerikanis­che College of Sports Medicine empfiehlt zur HerzLungen-Kräftigung drei bis fünf Mal pro Woche Zwölf- bis 20-MinutenSpr­ungeinheit­en, und die American Heart Associatio­n bemüht sich aktiv darum, dass insbesonde­re Kinder „einer kardiovask­ulären Gesundheit entgegensp­ringen“.

8. MŻcht sogŻr klüger

Bewegung, Koordinati­on, Geschwindi­gkeit – das alles muss das Gehirn sozusagen erst einmal in Blitzschne­lle unter einen Hut bringen. Dabei müssen linke und rechte Gehirnhemi­sphäre kräftig zusammenar­beiten, was wiederum unter anderem Raumempfin­den und Balance trainiert. Manche Wissenscha­ftler gehen sogar so weit zu behaupten: Wer seilspring­t, stärkt Aufmerksam­keit und Konzentrat­ionskraft.

9. St´rkt Muskeln un© FŻszien

Seilspring­en ist natürlich auch nichts anderes als eines der zurzeit so beliebten Bodyweight-Workouts. Gestärkt wird nicht nur die gesamte Bein- und Hüftmuskul­atur, sondern auch die extrem wichtige Rumpfmusku­latur, die für die Stabilisie­rung und die Kernspannu­ng des Körpers zuständig ist, sowie Schultern und Arme. Was fehlt da noch? Eigentlich wenig bis nichts. Fazit: Besorgen Sie sich ein Seil, legen Sie sich einen Übungsplan zurecht und fangen Sie einfach an.

 ?? Westen©61/picture©esk.com ??
Westen©61/picture©esk.com

Newspapers in German

Newspapers from Austria