Kunstwerte
WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN
China wieder vorn. Eine aktuelle Studie von Artprice zeigt, dass sich der Kunstmarkt im Westen weiter abkühlt, während China mit 18 Prozent Umsatzwachstum die USA überholt.
Als China 2011 zum ersten Mal Amerika als größten Markt für Kunst und Antiquitäten überholte, ging ein Aufschrei durch den internationalen Kunstmarkt. Doch die Führungsposition hielt nicht lang an. 2015 war China laut der Studie „The Art Market Report“, der jährlich von der Kunstmarktökonomin Clare McAndrew erstellt wird, sogar großer Verlierer und wurde noch hinter Großbritannien auf den dritten Platz verwiesen. Jetzt zeigt eine neue Studie der Kunstpreisdatenbank Artprice.com, dass China im ersten Halbjahr 2016 zumindest beim Auktionsgeschäft ein großes Comeback feiert und die USA und Europa wieder von den ersten Plätzen verdrängt hat. Laut Studie wurden in den ersten sechs Monaten bei Auktionen weltweit 2,53 Milliarden US-Dollar umgesetzt, davon allein in China 2,3 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anteil von 35,5 Prozent. Mit der wirtschaftlichen Abkühlung in China überraschen diese Zahlen. Zumal das Land vor allem von nationalen Käufen geprägt ist. Anders gesagt: Chinesen kaufen chinesische Kunst, und das in großer Menge. Schwäche im Westen. Während der Umsatz mit Kunst in China um 18 Prozent zulegte, nahm er im Westen deutlich ab. So verringerte sich der Umsatz in den weltweit wichtigsten Kunstmarktmetropolen London um 30 Prozent und New York um 49 Prozent. Österreich hat am internationalen Auktionsgeschäft übrigens mit einem Umsatz von 53,6 Millionen Dollar einen Marktanteil von 0,8 Prozent, unsere deutschen Nachbarn mit 102,7 Millionen Dollar 1,6 Prozent.
Artprice.com führt den Rückgang im Westen vor allem auf einen Mangel qualitativ hochwertiger Arbeiten im High-End-Bereich zurück. Werke mit Preisen von mehr als einer Million Dollar waren im Vorjahr für 57 Prozent des gesamten Umsatzes verantwortlich, obwohl sie nur ein Prozent der weltweiten Transaktionen ausmachten. Eine Abkühlung im High-End-Markt hat sich schon in der zweiten Jahreshälfte 2015 angekündigt und heuer fortgesetzt. Christie’s hat im Vorjahr 31 Zuschläge über zehn Millionen Dollar gemeldet, heuer waren es nur zwölf.
Für den Mangel an Hochpreisware spricht, dass die Liquidität auf dem Kunstmarkt weiterhin hoch ist. So hat die Zahl der Transaktionen im Vorjahresvergleich um 3,2 Prozent zugenommen. Offensichtlich wird mehr verkauft, aber für weniger Geld. Und die Sammler, die in Besitz herausragender Meisterwerke sind, sind wohl aufgrund der Marktunsicherheit weniger motiviert, sich davon zu trennen.