Vom Helden der Linken zum Hardliner
Vor einem Jahr standen sie im öffentlichen Fokus, manche zum ersten Mal. Was wurde aus den Protagonisten der Flüchtlingskrise des Jahres 2015? Einer von ihnen, der zuvor weithin unbekannte Polizeichef des Burgenlands, wurde Minister.
Man musste schon ein ausgesprochener Burgenland-Spezialist sein, um Hans Peter Doskozil zu kennen. Nicht einmal allen Burgenländern war der Name im Sommer 2015 ein Begriff. Obwohl Doskozil damals Landespolizeichef und davor Büroleiter von Landeshauptmann Hans Niessl gewesen ist.
Das änderte sich sehr schnell, als am 27. August auf der A4 bei Parndorf ein Lkw mit 71 toten Flüchtlingen gefunden wurde. Und erst recht, als im September 300.000 Menschen über die burgenländische Grenze nach Österreich (und weiter nach Deutschland) wollten. Doskozil lenkte diese Massenbewegung in ruhige Bahnen und traf dabei stets den richtigen Ton. Die Medien wurden auf ihn aufmerksam, und bald auch der Kanzler, der damals noch Werner Faymann hieß. Im Jänner wurde Doskozil Verteidigungsminister.
Es wäre gelogen, würde er heute behaupten, die damaligen Ereignisse
Flüchtlinge
hat Österreich im Jahr 2015 aufgenommen. Das ist pro Kopf nach Schweden die zweithöchste Anzahl unter allen EU-Staaten. Insgesamt ist die Zuwanderung 2015 um 56 Prozent gestiegen. Die Hälfte davon ist auf die Flüchtlingsbewegungen zurückzuführen. Die meisten kamen aus Syrien (plus 21.900), Afghanistan (18.600) und dem Irak (10.000). seien nicht der Grund für seinen Regierungseintritt gewesen, sagt Doskozil. „Natürlich war meine Arbeit im vergangenen Jahr ausschlaggebend. Ich habe aber kein Problem damit. Im Leben passieren solche Dinge nun einmal. Geplant oder erwartet habe ich das nicht.“ Niessl-Loyalist. Die SPÖ-Linke wiederum hatte nicht erwartet, dass aus dem einfühlsamen Polizisten, der die Flüchtlinge durchgewinkt hatte, in der Regierung ein Hardliner würde. Plötzlich trat Doskozil für eine Obergrenze ein, bot dem Innenministerium Heeresflugzeuge für Abschiebungen an und empfahl Angela Merkel, „Flüchtlinge direkt aus Griechenland nach Deutschland zu holen“, wenn sie schon keine Obergrenze wolle.
Jene, die Doskozil schon länger kennen, wird das nicht überrascht haben. Der 46-Jährige ist ein Exponent der burgenländischen SPÖ, ein NiesslLoyalist. Der Landeshauptmann ist für seine Karriere zumindest mitverantwortlich. Und das soll sich – aus Doskozils Sicht – auch nicht ändern. Denn dereinst will er ins Burgenland zurück. Als Landeshauptmann.