Die Presse am Sonntag

Der junge Metternich

Der Mahner im Refugees-welcome-Spätsommer­märchen.

- AUSSENMINI­STER OLIVER PINK

Die Flüchtling­skrise hat viele linker gemacht. Und viele rechter. Sebastian Kurz hat sie rechter gemacht. Er würde allerdings „realistisc­her“dazu sagen. Kurz war jedenfalls – neben der damaligen Innenminis­terin, Johanna MiklLeitne­r –, derjenige, der auf die möglichen negativen Folgen einer unkontroll­ierten Masseneinw­anderung aufmerksam gemacht und auf ein restriktiv­eres Vorgehen gedrängt hat. Er war der Mahner im Refugees-welcomeSom­mermärchen.

Vor der Flüchtling­skrise hatte Sebastian Kurz das Image des sanften Integratio­nspolitike­rs. Seither gilt er als Hardliner. Er wurde zum Feindbild vieler Linken, in der Bevölkerun­g blieb er aber ungebroche­n beliebt. Vor allem aber: Die Flüchtling­skrise machte Kurz zu einem europäisch­en Player. Als neuer Metternich fand er sich in den deutschen Zeitungen wieder. Kurz war maßgeblich daran beteiligt, ein gemeinsame­s Vorgehen mit den betroffene­n Staaten in Südosteuro­pa zu koordinier­en. Ohne Kurz hätte es kein Schließen der Balkanrout­e gegeben. In den Takt, den Kurz vorgab, schwenkte letztlich auch SPÖ-Kanzler Werner Faymann ein.

Heute fühlt sich Kurz in seiner Haltung – selbstvers­tändlich – bestätigt. „Ich habe schon letztes Jahr vor den Folgen einer Politik der unbeschrän­kten Aufnahme gewarnt.“Ein Satz, den er dieser Tage fast mantraarti­g wiederholt. Mit 90.000 Flüchtling­en hat Österreich 2015 nach Schweden von allen EU-Ländern pro Kopf die zweitmeist­en Flüchtling­e aufgenomme­n. Das dürfe nicht noch einmal vorkommen, so Kurz, der Zustrom müsse nachhaltig reduziert werden. Denn je mehr Menschen kommen würden, desto schwierige­r werde es mit der Integratio­n.

Sebastian Kurz

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