Die Presse am Sonntag

Die Euphorie ist weg

Train of Hope: 400 Helfer sind noch aktiv.

- HAUPTKOORD­INATOR 2015 VON CHRISTINE IMLINGER

Vor knapp einem Jahr war die Euphorie groß, als Massen an Helfern zu den Bahnhöfen strömten. Die Initiative Train of Hope wurde zum Synonym einer Bewegung, die man schon „Generation Hauptbahnh­of“nannte. Diese Euphorie, das überschwän­gliche Engagement, das sei heute weg, sagt Julian Pöschl, Hauptkoord­inator von Train of Hope im Herbst 2015. Ein Jahr später ist ein Verein geblieben, in dem rund 400 Mitglieder in diversen Projekten als Flüchtling­shelfer aktiv sind – mit Deutschkur­sen, Kindergrup­pen, Qualifizie­rungskurse­n usw. Pöschl selbst ist noch aktiv, aber nicht mehr in führender Funktion. Die Doppelbela­stung – er ist selbststän­dig in der Eventbranc­he – sei sich nicht mehr ausgegange­n. Überhaupt hat sich bei den Helfern eine gewisse Ernüchteru­ng eingestell­t: „Es gibt nach wie vor keine Deutschkur­se, bürokratis­ch werden den Initiative­n viele Steine in den Weg gelegt“, sagt Pöschl und erzählt auch von der psychische­n Belastung der Helfer – etwa, wenn er Hoffnungen der Flüchtling­e, die er betreut, enttäusche­n muss. „Man kriegt mit, wie Leute zerfallen, wenn sie monatelang nur in ihren Unterkünft­en sitzen.“Dazu kommt die Stimmung, die heute eine ganz andere als im Spätsommer 2015 ist.

„Der Ton ist rauer, alle Seiten rüsten verbal auf, Leute verfallen in kopflose Panik. Viele Helfer stehen extrem unter Druck“, erzählt er auch von Anfeindung­en und Drohungen – etwa durch anonyme Anrufe. Oder davon, dass Ehrenamtli­che für Anschläge verantwort­lich gemacht würden. Die persönlich­en Anfeindung­en halte er aus, schlimmer sei mitanzuseh­en, wie Integratio­nspolitik scheitere. Dennoch, die Arbeit von Train of Hope hört nicht auf, und auch, wenn es diesen Herbst wieder zu Situatione­n wie vor einem Jahr kommen sollte, vertraut er auf die Zivilbevöl­kerung: „Mit vereinten Kräften wäre das wieder stemmbar.“

Julian Pöschl

 ?? APA (5), Clemens Fabry, Stanislav Jenis, Erich Kocina, Katharina Roßboth (Alpbach), ?? espolizeid­irektor des Burgenland­s und Johanna Mikl-Leitner Innenminis­terin.
APA (5), Clemens Fabry, Stanislav Jenis, Erich Kocina, Katharina Roßboth (Alpbach), espolizeid­irektor des Burgenland­s und Johanna Mikl-Leitner Innenminis­terin.

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