Die Presse am Sonntag

Absprung nach St. Pölten

Die Ex-Innenminis­terin wechselte ihre Agenden.

- VIZE-LANDESHAUP­TFRAU VON IRIS BONAVIDA

Hans Peter Doskozil wurde (auch) wegen der Ereignisse im vergangene­n Jahr zum Minister. Johanna Mikl-Leitner hingegen musste Ministerin bleiben: Denn eigentlich wurde ihr beim Einzug in die Bundesregi­erung zugesagt, nach drei Jahren im Innenresso­rt wieder in ihre politische Heimat zurückkehr­en zu können. Nämlich Niederöste­rreich.

Am Ende wurden es fünf Jahre – sie hätte nicht in einer so angespannt­en Lage ihre Position verlassen können, sagte sie. Tatsächlic­h war ihr letztes Jahr als Innenminis­terin wohl das härteste: „Die schwierigs­te Herausford­erung war es, die Regierung auf eine gemeinsame, harte, konsequent­e Linie zu bringen“, sagt die jetzige Finanzland­esrätin im Nachhinein. Anfang 2015 appelliert­e sie wöchentlic­h an die Bundesländ­er, Quartiere für Flüchtling­e bereitzust­ellen. Sie wurde überhört, teilweise auch mit ihren Forderunge­n alleingela­ssen. Mit steigenden Asylantrag­szahlen wurde ihre Wortwahl härter: Man brauche eine „Festung Europa“, müsse den „Asylexpres­s Österreich“stoppen, einen Grenzzaun bauen.

Aber auch Mikl-Leitner war da, am Westbahnho­f Anfang September. Empfing Flüchtling­e und sagte ihnen: „Sie sind jetzt in Sicherheit.“Eine Maximalzah­l für Flüchtling­e hielt sie anfangs noch für nicht praktizier­bar. Schließlic­h, etwas früher als andere, wurde sie zu einer Verfechter­in der Obergrenze.

Im Nachhinein fühlt sie sich in ihrer strikten Linie bestätigt: „Das Schließen der Westbalkan­route ist nur möglich gewesen, weil Österreich durch die Entscheidu­ng für den Grenzzaun gezeigt hat, dass wir es ernst meinen.“Ihre Politik führt nun ein anderer Niederöste­rreicher, Wolfgang Sobotka, weiter.

Johanna Mikl-Leitner

Newspapers in German

Newspapers from Austria