Die Presse am Sonntag

Bei ¤er ãunten Paula

Karin Bader versorgt den vierten Bezirk in ihrem Geschäft mit ungewöhnli­chen Geschenkar­tikeln. Sie legt Wert auf Design – aber auch auf Funktional­ität. Deko allein ist ihr zu wenig.

- VON MIRJAM MARITS

Alles begann mit Christbäum­en. Aufblasbar­en Christbäum­en. Diese stellte Karin Bader einfach einmal in die hohen Auslagen jenes Erdgeschoß­lokals, das sie eigentlich als Büro gemietet hatte. Sie wartete ab, was passieren würde. Kurz darauf waren die 1,80 Meter hohen, bunten Bäume weg. Verkauft.

Die Geschichte, die Bader schließlic­h dazu gebracht hat, ihr eigenes Geschäft im Vierten aufzumache­n, ist mehr als zehn Jahre her. Die Plastikbäu­me sind einem sichtlich mit viel Leidenscha­ft ausgewählt­em Sortiment gewichen, das von Schnullerk­etten für Babys über hübsches Geschirr aus Bambus bis zu coolen Wien-Postkarten reicht. Man könnte Baders Geschäft wohl als Geschenkar­tikelladen bezeichnen, was zwar stimmt, aber für die „Paula“zu sehr nach 0815 klingt.

Denn ja Paula, heißt das Geschäft in der Wiedner Hauptstraß­e im Vierten (gleich neben der Herknerin), Bader hat für ihren Laden einen frechen Namen gesucht und ist kurzerhand bei ihrem eigenen zweiten Vornamen fündig geworden. Wie man ihr Geschäft zusammenfa­ssen könnte? „Mir ist wichtig, dass es außergewöh­nliche Dinge sind, die schön designt sind. Formen und Farben haben mich immer schon fasziniert“, sagt Bader, die nebenbei auch in der Werbung tätig ist. „Die Dinge sollen aber auch einen Zweck erfüllen. Reine Dekoration­sgegenstän­de sind mir zu wenig.“ Löffel zum Schlürfen. Als da etwa wären: Terminplan­er der japanische­n Marke Mark’s, die ein Zip-Bag auf dem Cover haben (ist hübscher als es klingt), in dem sich etwa das Handy praktisch transporti­eren lässt. Oder, ein Klassiker der Paula, eine Gießkanne in Form eines knallrosa Flamingos. Waschbare Jausenboxe­n aus Stoff. Ein Traum kleiner (und großer) Kinder könnte mit dem speziellen Müslilöffe­l wahr werden, mit dem es sich ganz normal löffeln, dank eines Lochs in der Rückseite aber auch wunderbar wie mit einem Strohhalm schlürfen lässt. Alles, was sie in ihrem Geschäft anbietet, „soll eine gute Botschaft haben, Humor, einen positiven Witz, keinen untergriff­igen“. Manchmal, erzählt die gebürtige Osttiroler­in, beobachte sie Kunden, die mit grantigem oder angespannt­em Gesichtsau­sdruck ins Geschäft kommen, eine Runde drehen und mit einem Lächeln wieder herausgehe­n. Egal, ob sie dann etwas gekauft haben oder nicht: Dass die Leute einen Tick glückliche­r wieder aus ihrem Laden kommen, sei ihr schon genug, sagt Bader.

Das mag ein bisschen gar idealistis­ch klingen, man nimmt es der Unternehme­rin, die eigentlich Modedesign­erin ist, aber tatsächlic­h ab, wenn man sie von ihren Artikeln er- zählen hört. Immer wieder kommen auch österreich­ische Designer und fragen, ob sie ihre Produkte in der Paula verkaufen wolle. „Die meisten heimischen Designer haben aber eigene Shops“, sagt Bader. Trotzdem finden sich auch in Paulas Sortiment viele Waren, die von österreich­ischen Kreativen erdacht und gestaltet wurden, wie etwa die „Wienerisch-Deutsch“-Memoryspie­le von Totakeway.

Viele Waren kauft Bader auf großen Messen ein, in Frankfurt oder Paris, immer auf der Suche nach Dingen, die ungewöhnli­ch sind, originell, und die es in Wien noch nicht gibt – oder nur am anderen Ende der Stadt. Bevor sie auf Messen bestellt, erkundigt sie sich, ob Geschäfte in ihrer Nähe diese Dinge schon im Sortiment haben. Wenn ja, bestellt sie nicht. „Weil da niemand etwas davon hat“, sagt sie, „da muss man sich gegenseiti­g respektier­en.“Allzu viel Konkurrenz, die mit einem ähnlichen Konzept ausgericht­et ist, dürfte es aber auf der Wieden ohnehin nicht geben. Wobei: So ein wirkliches Konzept habe sie gar nicht, meint Bader. Auf Messen geht sie ohne Masterplan von Stand zu Stand und bestellt nach Bauchgefüh­l. „Wenn ich dann die Pakete auspacke, merke ich, dass alles eigentlich immer gut zusammenpa­sst.“Wichtig bei der Auswahl ist ihr, dass der Großteil der Ware zwischen zehn und 20 Euro kostet, also Summen, die man in der Regel für Geschenke auszugeben bereit ist. Es gibt aber, gerade für Kinder, auch günstigere Waren, etwa kleine Bastelarti­kel. Oder, da werden die Eltern der beschenkte­n Kinder eventuell weniger Freude haben, Knackenten so wie früher.

Auf einen Onlineshop verzichtet sie bewusst – nicht nur, weil es zeitlich kaum machbar wäre, sondern auch aus Überzeugun­g: „Die großen Onlinehänd­ler haben den kleinen Geschäften zu schaffen gemacht. Gerade deswegen biete ich das nicht an.“Sie wolle, sagt sie, Leute bewusst ins Geschäft bringen, die Dinge in die Hand nehmen lassen („Das Haptische ist wichtig“), die Kunden untereinan­der über die Waren reden lassen – und sie auf Wunsch gern beraten.

Sie legt auch viel Wert auf direktes Feedback, auf Gespräche, um zu wissen, wie die Waren bei den Menschen ankommen. Ein Teil des Sortiments, der „sich immer gut dreht“, wie es Bader nennt, ist seit Jahren ähnlich, ein großer Teil „kommt und geht“. Spätestens, wenn ein Artikel „Mainstream geworden und überall erhältlich ist“, nimmt sie ihn aus dem Sortiment.

Probleme, Nachschub zu finden, hat sie nicht. Immer wieder spürt sie Produzente­n von ungewöhnli­chen Waren auf. Mit viel Begeisteru­ng. „Solang es diese Freude gibt“, sagt sie, „wird es auch die Paula geben.“

Die Waren sollen außergewöh­nlich sein, aber auch einen Zweck erfüllen.

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Fabry Pickerln, abwaschbar­e Tattoos und Stempel für Kinder.

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