KARL ZWIAUER
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Universitätsklinikum St. Pölten
Ihr Sohn wollte einmal zu Ostern ein Ei probieren – „er hat es ausgespuckt.“Auch diverse Fleischersatzprodukte, wie vegane Bratwurst, schmecke ihren Kindern nicht. „Mein Mann und ich kochen uns das manchmal, weil wir den Geschmack mögen, wir haben ja doch lang Fleisch gegessen. Unsere Kinder finden das aber grauslich.“ Enormes Wissen. Richter dürfte zu jenen Veganern zählen, um die sich Ernährungswissenschaftlerin Rust weniger Sorgen macht. „Ich glaube, dass Menschen, die sich bisher vegan ernährt haben, ein sehr großes Wissen haben und sich bewusst ernähren. Ich bin mir nicht sicher, ob das auch bei jenen der Fall ist, die sich jetzt vegan ernähren, weil es gesund oder modern ist“, sagt Richter. Das sieht auch der Mediziner Zwiauer so. „Viele glauben, was ihnen selbst guttut, tut auch einem Säugling gut. Das ist aber nicht so. Ein Säugling hat einen völlig anderen Stoffwechsel und gravierend andere Nährstoffbedürfnisse.“
Diätologin Verena Heu weist daraufhin, dass es noch nicht viele Studien zu dem Thema gibt – und dass sich et- waige Mängel auch erst später, teilweise zu spät, zeigen. „Die Knochendichte entwickelt sich bis zum 25. Lebensjahr, was danach nicht da ist, erreicht man nicht mehr. Manche Mängel kann man später nicht mehr aufholen.“
Auffällig ist, dass jene ihre Kinder vegan ernährenden Eltern, die über die rein pflanzlichen Essgewohnheiten bereitwillig Auskunft geben, auch sehr gut über die – nennen wir es besonderen – Bedürfnisse dieser Ernährungsform Bescheid wissen.
»Es giãt wenige Stu©ien zum ThemŻ. MŻnche M´ngel kŻnn mŻn nicht mehr Żufholen.«
Die Amerikanerin Raina Saul-Ganev, die seit drei Jahren in Österreich lebt und sich sowie ihren Mann und den gemeinsamen zweijährigen Sohn vegan ernährt, kann ebenfalls nur Positives darüber berichten. Ihr Sohn sei selten krank, fast nie erkältet. Und: Man gehe hierzulande recht offen mit dem Thema um. Viel offener, als es sich die New Yorkerin erwartet hätte.