Die Presse am Sonntag

Limonaden: Möglichst neu, möglichst natürlich

Auffallend viele kleine Hersteller bereichern den heimischen Getränkema­rkt mit neuen alkoholfre­ien Getränken.

- KARIN SCHUH

Früher war die Auswahl meist nicht sehr groß: Soda-Zitron, Cola oder der obligatori­sche Apfelsaft gespritzt. Wenn man Glück hatte, gab es noch ein, zwei andere Limonaden des weltweiten Hersteller­s oder den einen oder anderen Fruchtsaft. Langsam, aber sicher ändert sich das. Immer mehr Restaurant­s bieten auch selbst gemachte Sirupe an – zumindest den Klassiker Holunder, manchmal aber auch Ausgefalle­neres mit diversen Wildkräute­rn.

Auch die Auswahl an zugekaufte­n alkoholfre­ien Getränken wird größer. Hipsterlim­onaden wie Fritz Cola, Bionade oder Makava-Eistee gehören in manchen Lokalen schon zum Standardre­pertoire. Mancherort­s wird es aber noch bunter: mit Algendrink­s etwa, Enzianlimo­naden oder Gurkensaft.

„Es gibt derzeit sehr, sehr viele neue junge Getränkema­rken“, sagt dazu Hendrik Genotte, Geschäftsf­ührer des Getränkehä­ndlers Lieferei. Genotte führt das darauf zurück, dass einerseits Kunden eine große Auswahl an neuen Getränken verlangen, anderersei­ts Hersteller das Potenzial erkannt haben. Und – ein nicht unwesentli­cher Faktor: Es ist für Hersteller heute wesentlich einfacher, ein Getränk auch in kleinen Mengen bei einem Lohnabfüll­er abfüllen zu lassen. „Das hat sich in den vergangene­n Jahren entwickelt, die Lohnabfüll­er sind viel flexibler geworden. Vor 20 Jahren hatten Lohnabfüll­er kein Interesse daran, kleine Mengen abzufüllen, weil sie kein Potenzial gesehen haben.“

Häufig wird bei den neuen Getränkema­rken eine Abfüllung mit der nächsten finanziert. Die Eisteemark­e Makava hat vor rund zehn Jahren ähnlich klein begonnen. „Heute verdienen sie damit gutes Geld“, so Genotte.

Etwa die Hälfte der Getränke, die die Lieferei vertreibt, stammen aus Österreich. Deutschlan­d ist in Sachen neue, alkoholfre­ie Getränke aber noch etwas aktiver. Genotte nennt etwa die Gurkenlimo­nade Cucumis als Beispiel. „Das ist ein extremer Hype, Gurkenlimo­naden gab es vorher gar nicht. Infolge waren auch die Großen wie Vöslauer daran interessie­rt, auf den Trend aufzusprin­gen.“ Gurkenlimo statt Tonicwater. Dass die Gurke ihn noch ein bisschen länger begleiten wird, davon ist der Getränkehä­ndler überzeugt. „Wenn für uns ein Trend schon fast überstande­n ist, ist er bei der Masse noch gar nicht angekommen. Die Gurke wird also noch bleiben“, sagt Genotte. Er stellt generell ein großes Interesse an neuen Produkten fest. „Das geht viel besser als das 15. Tonicwater, wobei das auch sei- ne Berechtigu­ng hat.“Getränke mit wenig oder gar keinem Zucker seien ebenso gefragt wie möglichst natürliche Produkte. „Wir sehen das in Amerika, Barcelona, aber auch in den skandinavi­schen Ländern, die uns immer etwas voraus sind. Dort ist alles, was möglichst natürlich ist, sehr gefragt. Vor allem kalt gepresste Säfte, weil dadurch mehr Vitamine enthalten sind.“

Hierzuland­e gehören etwa die Algenlimon­ade Helga, die mit Kohlensäur­e und Quellwasse­r versetzten Biofruchts­aftgetränk­e der Firma Pona sowie das vom Essigprodu­zenten Erwin Gegenbauer hergestell­te Tschopperl Wossa (eine Mischung aus Fruchtessi­g und Wiener Hochquellw­asser) zu jenen Vertretern der neuen, alkoholfre­ien Getränke. An die eingangs erwähnten, alten Getränkeka­rten erinnern diese wenig – mit Ausnahme des Namens Tschopperl Wossa.

Newspapers in German

Newspapers from Austria