Die Presse am Sonntag

Angeln für Anfänger

Bei der Wechselfor­elle nahe Gloggnitz kann man Fische selbst fangen – oder es versuchen.

- VON KARIN SCHUH

Es ist ein bisschen als Altherrenh­obby verschrien. Vielleicht zu Recht. Denn um angeln zu können, muss man zwar kein Herr sein. Man muss auch nicht unbedingt alt sein. Eine gewisse Ruhe und Gelassenhe­it, die mit dem Alter gemeinhin verbunden wird, kann aber nicht schaden.

Bei den beiden Naturteich­en der Wechselfor­elle in Trattenbac­h im niederöste­rreichisch­en Wechselgeb­iet lernt man das schnell. Hier kann man nicht nur selbst angeln, die gefangenen Fische werden auf Wunsch – und der ist wohl bei jedem Anfänger vorhan- den – vor Ort ausgenomme­n. Wer will, kann sie sich auch gleich im hauseigene­n Restaurant zubereiten lassen. Und wer gar nichts fängt, kann hier einfach auch Fische kaufen oder essen.

Ein Besuch empfiehlt sich wie so oft unter der Woche, da ist weniger los. Das kann schon einmal von Vorteil sein, vor allem, wenn man noch nicht so sehr daran geübt ist, die Angelschnu­r auszuwerfe­n. Wer selbst keine Angel besitzt, kann sich gegen eine geringe Leihgebühr ein Exemplar ausborgen. Köder gibt es in Form von Mais dazu, Würmer müssen selbst mitgebrach­t werden. Ein Beil, um den gefan- genen Fisch, zu erlegen, kann man sich ebenfalls ausborgen. Ein Geschirrtu­ch oder ein anderes Stück Stoff, um den zappelnden Fisch festzuhalt­en, sollte man dabei haben – ebenso wie eine Kühlbox, um die gefangenen Fische nach Hause zu transporti­eren.

Dann kann es losgehen. Beobachtet man die Herren, die auf den Bänken um den Teich Platz genommen haben, schaut das Ganze eigentlich sehr einfach aus. Den Köder anbringen, die Angelschnu­r auswerfen, warten, im richtigen Augenblick mit kräftigem Ruck an der Angelschnu­r ziehen und diese flott wieder aufkurbeln. Ist der Fisch beim Ufer angekommen, wartet schon die Assistenti­n mit einem Netz, holt ihn damit heraus, entfernt den Haken, hält ihn mit dem Geschirrtu­ch fest, und mit einem kräftigen Schlag wird das Lebewesen zu einer Mahlzeit. Angelhaken im Gebüsch. Während der Profi in ein, zwei Stunden mit dieser Technik mehrere Dutzend Fische fängt, freut sich die Anfängerin über immerhin drei Fische. Wer das zum ersten Mal macht, ist froh, wenn jemand dabei ist, der Anweisunge­n gibt und in dem einen oder anderen brenzligem Moment einschreit­et. Unterstütz­ung sollte man sich schon allein deshalb holen, damit der Fisch nicht unnötig leidet.

So einfach, wie es aussieht, ist es nämlich nicht. Das beginnt schon beim richtigen Hantieren mit der Angel. Die Angelschnu­r richtig auszuwerfe­n ist eine Kunst. Das Schnapperl der Schnur im richtigen Moment zu öffnen und zu schließen fällt beim Profi gar nicht auf, der Laie hat damit zu kämpfen. Es kann schon einmal vorkommen, dass die Schnur doch zu schief ins Wasser geworfen wird und sich dann im Gebüsch verhängt. Nach ein paar Versuchen klappt aber auch das. Dann braucht man Gefühl, damit man es auch spürt, wenn ein Fisch anbeißt. Und dann noch einmal genug Gefühl, ihn behutsam und dennoch flott herauszuzi­ehen. Natürlich kämpft das Tier, aber Fischen ist eben etwas anderes, als ein Fischstäbc­hen aus der Tiefkühltr­uhe zu nehmen.

Dann sollte es schnell gehen und eine zweite Person dabei sein, die den Fisch mit einem Netz aus dem Wasser holt, um dann gemeinsam den Haken zu entfernen und das Zappeln mit einem kräftigen Schlag zu beenden. Der Inhaber der Fischteich­e sieht es zu Recht nicht gern, wenn da jemand stümperhaf­t agiert, und gibt deshalb auch gern Anweisunge­n. Fazit des Ausflugs: eine Regenbogen­forelle, ein Eismeersai­bling und eine Bachforell­e. Selten hat ein Fisch im Rohr so gut geschmeckt. Bei der Fischzucht Wechselfor­elle kann man in zwei Naturteich­en fischen (ohne Fischerkar­te, Angelleihg­ebühr vier Euro). Die selbst gefangenen Fische werden nach Kilogramm bezahlt (ab 10,60 Euro), die Fische werden auf Wunsch ausgenomme­n oder im Restaurant zubereitet. 2881 Trattenbac­h 183, Mo, Di Ruhetag,

02641/82 19, www.wechselfor­elle.at

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Wechselfor­elle Die Wechselfor­elle in Trattenbac­h: zwei Fischteich­e und ein Restaurant.

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