Die Presse am Sonntag

Let’s make money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Viel hat sich zuletzt an den Märkten nicht mehr getan. Die wichtigste­n Indizes stehen ungefähr dort, wo sie schon vor einer Woche waren. Das hatte ein bisschen mit Zurückhalt­ung vor der Notenbankt­agung in Jackson Hole zu tun, bei der Fed-Chefin Janet Yellen schließlic­h kurzfristi­ge Zinsentwar­nung gab. Und sehr viel damit, dass die von Zentralban­kgeld getriebene­n Aktienmärk­te schon in recht luftigem Territoriu­m unterwegs sind. Zumindest die nahe ihrer Höchststän­de herumgrund­elnden US-Indizes gelten unterdesse­n als ziemlich aufgeblase­n, die dazu gehörenden Aktien als überbewert­et.

Das hat kurzfristi­g nicht allzu viel zu sagen, denn so lange es aufwärts geht, schert sich niemand um die klassische Aktienbewe­rtung. Man kann also ruhig weiter mittanzen, so lange die Musik spielt. Aber man sollte ein feines Gehör für mögliche Schlussakk­orde entwickeln.

Ein sehr schönes Beispiel dafür liefert gerade der Elektroaut­oherstelle­r Tesla (ISIN US88160R10­14): Da raten Analysten im Wochentakt zum „shorten“, also zur Spekulatio­n auf Kursverfal­l. Aber die Aktie will sich einfach nicht daran halten. Die läuft seit drei Monaten im Prinzip seitwärts mit einem leichten Abwärtstre­nd zuletzt, hat aber ihren Zwischenab­sturz von Ende Juni sehr schnell praktisch zur Gänze wieder kompensier­t.

Dabei wäre der Hersteller hipper Elektroaut­os nach klassische­n Kriterien ein klarer Verkauf: Das Unternehme­n hat noch nie Gewinn gemacht, hat zuletzt seine eigenen Ziele klar verfehlt, und die klassische Konkurrenz, die den E-Trend bisher eher verschlafe­n hatte, wacht langsam auf. Der Kurs der Aktie lebt praktisch ausschließ­lich vom Glauben an die Vision des Unternehme­nsgründers Elon Musk. Wird diese Realität, dann werden wir eine Kursexplos­ion erleben. Läuft es im derzeitige­n Stil weiter, dann ist der aktuelle Tesla-Kurs eine der größten Blasen im Markt. Wer dort längerfris­tig posi- tioniert ist, sollte also mit sehr konsequent­en Stopps arbeiten. Shorten würde ich aber derzeit als zu großes Risiko ansehen. Schließlic­h deckt das Marketingg­enie des Herrn Musk im Moment alle Probleme zu.

Bei Apple (ISIN US03783310­05), einem früheren Börsenhigh­flyer mit jetzt doch schon monatelang­er Kursflaute, scheint der Marketingh­ype langsam abzubröcke­ln, aber immer noch weitgehend intakt zu sein. Den jüngsten Rückschlag, eine riesige Sicherheit­slücke beim meistverka­uften Konzernpro­dukt, dem iPhone, hat die Aktie jedenfalls erstaunlic­h gut weggesteck­t. Dieses Papier kann man also weiterhin auf dem Radarschir­m behalten, wenn-

 ?? Reuters ?? Tesla-Gründer und CEO Elon Musk: ein Visionär der Sonderklas­se, der aber erst „liefern“muss.
Reuters Tesla-Gründer und CEO Elon Musk: ein Visionär der Sonderklas­se, der aber erst „liefern“muss.

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