Die Presse am Sonntag

Das Fahrgefühl eines Teenagers

Als MŻx VerstŻppen in die Formel 1 einstieg, hatte er noch keinen Führersche­in. Jetzt, als 18-Jähriger, hat er bereits ein Rennen gewonnen, träumt von der WM und dem GP-Sieg in Spa.

- VON MARKKU DATLER

L17 – dieses Schild kannte der Niederländ­er Max Verstappen zwar, doch er wollte es partout nicht auf seinem Auto hinten kleben sehen. Auf dem Rennwagen schon gar nicht, das habe doch nur im Straßenver­kehr etwas verloren, blockte er stolz alle Fragen zu diesem Thema ab. Und überhaupt, das brauchten doch nur Anfänger, er als Rennfahrer beherrsche sein Gefährt gewiss besser als manch anderer. Es ist Faktum: Verstappen fuhr bereits Formel-1-Rennen, da hatte er noch keinen Führersche­in. Das war 2015, dann gelang ihm der Aufstieg von Toro Rosso zu Red Bull Racing, und er feierte in seinem ersten Rennen bei den Großen in Barcelona im Alter von 18 Jahren und 228 Tagen prompt seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Jetzt ist er der jüngste Sieger der F1-Historie – und Fragen nach dem Führersche­in sind obsolet. Die Prüfung schaffte er mit Bravour.

Der Sohn des ehemaligen F1-Piloten Jos Verstappen, 44, der von 1994 bis 2003 in der Königsklas­se für Benetton, Simtek, Arrows, Tyrell, Stewart, Arrows und Minardi eher unauffälli­g seine Runden gedreht hat, gilt für viele Beobachter der Szene als neuer Champion. Nicht in dieser, gewiss auch noch nicht in der nächsten Saison. Doch für ihn spricht eindeutig das Alter – er wird all seine Mitstreite­r in dieser Liga noch überholen. Der Kart-Weltmeiste­r von 2013 sagt: „Ich wollte immer in der Formel 1 fahren, Rennen gewinnen, die WM – und nichts anderes.“ „Ein JŻhrhun©erttŻlent!“An diesem Wochenende sieht Verstappen diese Aussage freilich aus einem ganz anderen Blickwinke­l. Der im belgischen Hasselt geborene Niederländ­er feiert quasi sein Heimspiel, es wartet der GP von Spa-Francorcha­mps (14 Uhr, ORF eins, RTL, Sky) und der Fanandrang in den Ardennen kennt ohnehin schon kaum Grenzen, nun soll ein Heimsieg her. Der hätte zudem auch weitreiche­nde Folgen in der Fahrer-WM. Dann wäre Max Verstappen plötzlich Dritter, der erste Verfolger hinter den Mercedes-Stars Hamilton und Rosberg. Und wer weiß, vielleicht läuft ja nach der Sommerpaus­e noch nicht alles rund beim so überlegene­n Team der Wiener Toto Wolff und Niki Lauda.

Spa könnte „ein großartige­s Wochenende werden“, sagt sein Vater Jos, der manchmal an die Rennstreck­en kommt, aber nicht im Vordergrun­d stehen will wie manch andere PS-Väter. Er liebt die Rolle eher im Hintergrun­d, in Wahrheit ist es so wie bei seinen 105 Rennen: Er war dabei, aber nie ganz vorn, geschweige denn Weltmeiste­r. Der Vater tritt aber als Manager in Erscheinun­g, er berät seinen Sohn, wenngleich er weiß, dass nicht mehr er im Cockpit sitzt und Gas gibt, sondern sein Kind. Dass da ungeahnte Ängste – wer fürchtet die Gefahr nicht mehr als ein ehemaliger Pilot? – wach werden, musste Jos Verstappen nicht betonen. Als aber sein Sohn von Niki Lauda als „Jahrhunder­ttalent“bezeichnet wurde und die Triumphfah­rt in Barcelona gelang, war auch der Vater beruhigt. Die genetische Option wurde nicht nur gezogen, sondern auf der Rennstreck­e auch veredelt.

Aufsteiger müssen sich gemeinhin mit Widersache­rn, Kritikern und einer gehörigen Portion Argwohn auseinande­rsetzen – vor allem, wenn sie noch Teenager sind und bereits mehr Erfolg haben als manch Arrivierte­r. Skepsis an der Fahrweise, Unverständ­nis wegen des Alters, eine Frage der Routine

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APA Max Verstappen: Der Teenager ist der kommende Weltmeiste­r.

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