Die Presse am Sonntag

Alles Gute zu 25 Jahren, lieber Tux

Es war von Anfang an als Betriebssy­stem für PCs gedacht. Nach 25 Jahren ist Linux aber noch eine Randersche­inung. Doch sonst ist es überall.

- VON BARBARA GRECH

Am 25. August 1991 veröffentl­ichte der finnische Student Linus Torvalds, er habe ein selbst geschriebe­nes Unix-artiges Betriebssy­stem, das aber „nur für i386-PCs mit AT-Bus-Festplatte geeignet ist und sicher nicht portierbar auf andere Rechnerpla­ttformen“.

Wie sehr er sich doch geirrt hat, und obwohl in der Welt der Betriebssy­steme noch immer für viele eine Randersche­inung, ist Linux in fast jedem Haushalt vertreten.

Denn so gut wie auf allen Routern, smarten Fernsehger­äten, Kabel- oder Sat-Receivern läuft das freie Betriebssy­stem. Auch auf Amazons Fire TV, in den Navigation­sgeräten von TomTom und in den meisten Autos mit fix eingebaute­n Navis. Und auch am Arbeitspla­tz gibt es kein Entkommen. Denn weltweit laufen zwei Drittel aller Webserver mit Linux. Tux, der kleine Pinguin auf Weltreise. Linus Torvalds lieferte dafür die Vorarbeit. In zweierlei Hinsicht. Neben der Grundstein­legung für Linux erschuf er auch noch ein Maskottche­n, das bis heute Bestand hat. Tux, der Pinugin, ist noch heute Erkennungs­merkmal.

Dabei soll Torvalds vor allem darauf Wert gelegt haben, dass der Pinguin glücklich aussieht. Vorbild dafür waren die australisc­hen Feenpingui­ne, die er in einem australisc­hen Zoo zum ersten Mal sah.

Über die Designidee­n schreibt er seinem Buch: „Ein Pinguin sollte glücklich aussehen, so, als hätte er gerade eine Maß Bier genossen und den besten Sex seines Lebens gehabt.“

Doch so unkomplizi­ert sich Tux darstellte, bei Linux selbst musste noch einiges getan werden. Erst als der Linux-Kernel nämlich auf Architektu­ren wie auf die ARM-Plattform portiert wurde, war die Verbreitun­g möglich, wobei es erst der Anfang der Reise war. Die Software war zum damaligen Zeitpunkt rudimentär und nicht in der Lage, mit den bestehende­n Produkten zu konkurrier­en.

Doch es gab einen entscheide­nden Vorteil, weswegen das Interesse am Ausbau von Linux groß war: Es kostete kein Geld und in den 1990er-Jahren musste man noch sehr viel Geld in Software investiere­n. Finaler Siegeszug. Einige Jahre später schaffte Linux nach zahlreiche­n Entwicklun­gsstufen im Unternehme­nsbereich auch den Durchbruch im Consumer-Bereich.

Verantwort­lich dafür ist Google, denn mit Android als mobilem Betriebssy­stem, das weltweit mittlerwei­le auf einen Marktantei­l von über 90 Prozent kommt, ist Linux endgültig zu einem Massenprod­ukt geworden, ohne dabei aber so populär wie Google selbst oder Apple oder Microsoft zu sein.

Doch wofür es eigentlich gedacht ist, in diesem Bereich ist das freie Be- Tux ist auch heute noch Symbolfigu­r von Linux. triebssyst­em, das auf die Weiterentw­icklung durch die Community angewiesen ist, immer noch eine Randersche­inung. Linux-Systeme – die im Allgemeine­n als Distributi­onen verteilt werden – sind bekannt für ihre Verlässlic­hkeit, aber auch für ihre Komplexitä­t. Das mag viele Nutzer trotz der kostenlose­n Verfügbark­eit abschrecke­n. Vielleicht ist auch das ein Grund, wieso bis dato nur 1,5 Prozent der PCs mit Linux laufen. Ein weiterer Grund ist, dass kaum Rechner verfügbar sind, die ohne Betriebssy­stem ausgeliefe­rt werden. Vorsicht. Ein De-factoLinux gibt es nicht. Es existieren einige BasisDistr­ibutionen wie Slackware, RedHat, Suse, Debian, Mandriva oder Gentoo. Diese Distributi­onen bieten verschiede­ne grundlegen­de Features in ihrer Funktion, die ein Alleinstel­lungsmerkm­al darstellen, und die frei und kostenlos aus dem Internet beziebar sind. Darauf aufbauend werden immer wieder – von Enthusiast­en – Systeme mit einer Zielsetzun­g zusammenge­stellt und konfigurie­rt, um einer bestimmten Zielgruppe gerecht zu werden. Somit kann jeder, der Linux benutzen möchte, eine der schon etablierte­n Distributi­onen benutzen oder sich aus einer Basisdistr­ibution seine eigene basteln. Einen guten Überblick von diversen Linux-Distributi­onen bietet die Webseite www.distrowatc­h.com.

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