Die Presse am Sonntag

Jungstar, verfemter Dichter, heute Klassiker

Breth, Bondy, Thalheimer. Horv´aths so steiniger wie glorreiche­r Weg ins Theater.

- VON N O R B E R T M AY E R U N D B A R B A R A P E T S C H

Anfang der Dreißigerj­ahre hatte Horkommt aus dem Krieg“erstmals 1952 vath´ in Deutschlan­d sensatione­lle Erin Wien am Theater der Courage gefolge. Mit der Machtergre­ifung der Nazeigt. „Zur schönen Aussicht“, eines tionalsozi­alisten aber wurde er 1933 seiner frühen Theaterstü­cke, das er besofort zum verfemten Dichter. Regisreits 1926 verfasst hatte, kam erst 1969 seur Heinz Hilpert musste Horvaths´ am Schauspiel Graz zur Uraufführu­ng. neuntes, 1932 mit Gerichtsre­porter LuNoch später war die ebenfalls in den kas Kristl verfasstes Stück, „Glaube LieZwanzig­erjahren verfertigt­e, ursprüngbe Hoffnung“, dessen Uraufführu­ng in liche Fassung von „Sladek oder Die Berlin geplant war, absagen. Sie fand schwarze Armee“dran – 1972 an den unter anderem Namen erst 1936 im Münchner Kammerspie­len. Die EntdeTheat­er am Schottento­r in Wien statt. ckungsreis­e geht immer noch weiter.

Die Posse „Hin und her“wurde 1934 im Schauspiel­haus Zürich uraufgefüh­rt, die Komödien „Figaro lässt sich scheiden“und „Ein Dorf ohne Männer“gab es dann 1937 am Deutschen Theater Prag. In Horvaths´ Nachlass fanden sich weitere verhindert­e bzw. unfertige Dramen. So wurde posthum das Schauspiel „Don Juan „Machwerk“. Anders als bei Brecht gibt es bei Horvath´ keine Modellinsz­enierungen, die Interpreta­tion seiner Werke ist freier, doch schrieb er eine Gebrauchsa­nweisung. Darin steht etwa, dass seine Stücke keine Satiren, aber Tragödien sind. Herausrage­nde oder ungewöhnli­che Horvath-´Inszenieru­n- gen waren etwa „Figaro lässt sich scheiden“mit Gert Voss in der Josefstadt (Regie: Luc Bondy), „Der jüngste Tag“mit Peter Simonische­k am Burgtheate­r (Regie: Andrea Breth) oder die Interpreta­tionen Christoph Marthalers („Kasimir und Karoline“, „Zur schönen Aussicht“). Wuchtig: „Don Juan“mit Max Simonische­k, in Salzburg (Regie: Andreas Kriegenbur­g). Michael Thalheimer setzte mit „Geschichte­n aus dem Wiener Wald“einen krassen Kontrapunk­t zu den nicht minder spannenden alten Verfilmung­en des Dramas von Erich Neuberg, Maximilian Schell. Als die „Geschichte­n“1948 erstmals in Wien im Volkstheat­er aufgeführt wurden, gab es einen Skandal um die Darstellun­g des Wienerisch­en: „Ein Machwerk, das das Volk verhöhnt“, so ein Kritiker im NS-Jargon.

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