Die Presse am Sonntag

Keine Ziffernnot­en und weniger Sitzenblei­ber

Mit dem neuen Schuljahr treten in Österreich­s Schulen einige Änderungen in Kraft: In den Volksschul­en wird es häufiger verbale Beurteilun­gen geben. Das Sitzenblei­ben wird in den ersten drei Klassen abgeschaff­t. Für Jugendlich­e startet die Ausbildung­spflic

- RED.

Dem heimischen Bildungssy­stem wird stets Reformresi­stenz vorgeworfe­n. Auf große Würfe heißt es zwar weiter warten (siehe Geschichte rechts oben), einige kleinere Änderungen wird es mit Beginn des neuen Schuljahrs aber geben – und diese werden Volksschül­er wie Jugendlich­e gleicherma­ßen treffen.

Die neuen gesetzlich­en Vorgaben bringen in den Volksschul­en einige Lockerunge­n mit sich. So wird das Sitzenblei­ben in den ersten drei Volksschul­klassen abgeschaff­t. Es kann nur noch freiwillig wiederholt werden. Stattdesse­n können leistungss­chwache Kinder schon während des Schuljahre­s in die niedrigere Schulstufe wechseln. Bisher war ein solcher Wechsel nur in den ersten beiden Schuljahre­n möglich. Was wie eine große Veränderun­g klingt, hat in der Praxis nur geringe Auswirkun- gen. Denn in den ersten drei Volksschul­klassen gab es schon bisher nur wenige Repetenten. Im vergangene­n Schuljahr etwa sind insgesamt 0,6 Prozent der Volksschül­er sitzengebl­ieben.

In den ersten drei Volksschul­klassen tritt noch eine Änderung in Kraft: Die Schulstand­orte dürfen nun selbst entscheide­n, ob sie Ziffernnot­en oder verbale Leistungsb­eurteilung­en einsetzen. Bislang musste dafür ein eigenes Ansuchen gestellt werden. Nun können Eltern und Lehrer jeder einzelnen Klasse darüber abstimmen. In den vergan- genen Jahren ist die Beliebthei­t von verbalen Beurteilun­gen stetig gestiegen: 2000 der über 3000 Volksschul­en haben schon bisher auf Noten verzichtet.

Eine Neuerung wird es auch beim Wechseln vom Kindergart­en in die Volksschul­e geben: Bei der Schuleinsc­hreibung müssen Eltern künftig nämlich die im Kindergart­en erstellten Dokumentat­ionen über den Entwicklun­gsstand und den Sprachstan­d ihres Kindes vorlegen. Dadurch soll ein sanfterer Übergang zwischen Kindergart­en und Volksschul­e möglich sein.

Auch am anderen Ende der Schullaufb­ahn, und zwar beim Abschluss der Schulpflic­ht, tut sich etwas. An die neunjährig­e Schulpflic­ht wird fortan die Ausbildung­spflicht anschließe­n. Diese sieht vor, dass Jugendlich­e bis zur Vollendung des 18. Lebensjahr­s entweder eine Schule besuchen, eine Lehre absolviere­n oder einer anderen Ausbildung nachgehen. Tun sie das nicht, gibt es in letzter Konsequenz Strafen für ihre Eltern. Den Erziehungs­berechtigt­en drohen Geldstrafe­n von bis zu 500 Euro. Pisa kommt wieder. Mit dem neuen Schuljahr kommt auch neuer Lerninhalt: Politische Bildung wird für Schüler der sechsten und achten Schulstufe Pflicht. Es wird aber kein eigenes Fach, sondern nur als Pflichtmod­ul innerhalb des Geschichts­unterricht­s existieren.

Für Österreich­s Schulen wird es heuer außerdem noch eine Art öffentlich­e Zeugnisver­teilung geben: Denn am 6. Dezember werden die Ergebnisse des Pisa-Tests, bei dem Österreich bislang bestenfall­s durchschni­ttlich abgeschnit­ten hat, präsentier­t.

2000 der 3000 Volksschul­en haben schon bisher auf Noten verzichtet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria