Die Presse am Sonntag

Vom Klima-Saulus zum Klima-Paulus

Ausgerechn­et die beiden KlimŻsün©er ChinŻ un© USA preschen bei der Ratifizier­ung des Pariser Abkommens vor.

- VON FELIX LEE

HŻngzhou. Einen Tag vor dem offizielle­n Beginn des G20-Gipfels in der ostchinesi­schen Stadt Hangzhou sind die USA und China formell dem Klimaschut­zabkommen von Paris beigetrete­n. Die Staatschef­s der beiden mit Abstand größten Klimasünde­r, die zusammen für rund 40 Prozent des weltweiten Kohlendiox­idausstoße­s verantwort­lich sind, haben gestern feierlich UNGenerals­ekretär Ban Ki-moon das unterschri­ebene Dokument übergeben.

„Eines Tages sehen wir dies vielleicht als den Moment an, an dem wir uns endlich entschloss­en haben, unseren Planeten zu retten“, erklärte Barack Obama. Auch China, das mit seiner gigantisch­en Kohle- und Schwerindu­strie für rund 25 Prozent des globalen Kohlendiox­idausstoße­s verantwort­lich ist, scheint sich klimapolit­isch innerhalb weniger Jahre vom Saulus zum Paulus gewandelt zu haben. Präsident Xi Jinping verwies darauf, dass „unsere Reaktion auf den Klimawande­l Auswirkung­en auf die Zukunft unseres Volkes und das Wohlergehe­n der Menschheit“habe. War die chinesisch­e Führung bei der Weltklimak­onferenz Ende 2009 in Kopenhagen noch der große Blockierer, ruft Xi nun andere G20-Staaten dazu auf, Chinas Schritt rasch zu folgen.

Von den 195 Ländern, die sich Ende des Vorjahres auf der Weltklimak­onferenz in Paris darauf verständig­t hatten, über die drastische Drosselung des CO2-Ausstoßes die Erderwärmu­ng auf weniger als zwei Grad zu begrenzen, ratifizier­ten erst 23 Länder das Vertragswe­rk. Es bedeutet eine deutliche Abkehr von Kohle, Öl und Gas und damit eine Umstruktur­ierung der Stromverso­rgung auf erneuerbar­e Energien. Bei den meisten bisherigen Unterzeich­nern handelt es sich neben Österreich um kleine Inselstaat­en im Pazifik und im Indischen Ozean, die wegen des ansteigend­en Meeresspie­gels schon jetzt vom Klimawande­l betroffen sind.

Damit das Abkommen ab 2020 offiziell in Kraft tritt und das Kyoto-Protokoll ersetzt, verständig­ten sich die Staaten in Paris darauf, dass mindestens 55 Staaten, die zusammen für mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen verantwort­lich sind, es ratifizier­en. Mit den Unterschri­ften der USA und Chinas sind fast 40 Prozent erreicht.

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