Die Presse am Sonntag

Die Blutwurst als Superfood

Vom Fest der Wurst, der Wurst-WM und neuen Ernährungs­empfehlung­en.

- KARIN SCHUH

Es ist ein illustre Runde älterer Damen und Herren, in edlen, an den Talar erinnernde­n Gewändern und mit goldenen Orden behängt, die sich dieser Tage in Österreich aufhält. Dabei handelt es sich um keine Gruppe von Akamediker­n, sondern vielmehr um Metzger und Feinschmec­ker, konkret die Bruderscha­ft der Ritter der Blutwurst (Confre´rie des Chevaliers du Gouˆte Boudin) aus dem französisc­hem Mortagne-au-Perche im Süden der Normandie. Die Blutwurstr­itter sind in Österreich zu Gast, weil dieser Tage die Wurst-WM in Hollabrunn stattfinde­t, und weil sie als Ehrengäste des Festes der Wurst, das vom 8. bis 11. September im Heuer am Karsplatz stattfinde­t, geladen sind.

Natürlich hat die Blutwurst, wie die Wurst ganz generell, schon lang ihre Fans. Es fällt aber auf, dass sie – trotz oder vielleicht gerade wegen des Ve- gantrends – dieser Tage auch ein bisschen chic ist. Vielleicht hat das auch mit dem Burger-Hype zu tun, der das Thema Street-Food – worunter meist hochwertig produziert­es, aber unkomplizi­ert und einfach zu essenden Finger-Food gemeint ist – aufgebrach­t hat.

Denn Österreich, und speziell Wien, hat mit seinen zig Würstelstä­nden natürlich auch eine Street-FoodKultur. Und wenn generell das Interesse daran steigt, wie denn Lebensmitt­el produziert werden und was genau wo enthalten ist, macht das eben vor der Wurst nicht halt. Rettung der Wurstkultu­r. Richard Holmes macht das hierzuland­e mit seiner Brit-Wurst und den regelmäßig­en Wurstworks­hops deutlich. Das Fest der Wurst kommende Woche schlägt in eine ähnliche Kerbe. Hier gibt es Wurstverko­stungen, Workshops und einen Vortrag der Blutwurstr­itter. Der Veranstalt­er nennt sich Wiener Sausage, Verein zur Rettung der Wurstkultu­r.

Einen Beitrag zur Wurstkultu­r dürften nun auch britische Ernährungs­wissenscha­ftler leisten. Sie haben nämlich die gesunden Inhaltssto­ffe der Blutwurst entdeckt und sie deshalb zu einem sogenannte­n Superfood ernannt. Die Blunzn macht also Chia-Samen, Honig, Kakao oder Algen Konkurrenz. Schuld daran ist vor allem der hohen Eisen- und Zinkgehalt. Black Pudding, wie die britische Blunzn genannt wird, hat außerdem reichlich Proteine, Magnesium und Kalzium zu bieten, dafür kaum Kohlenhydr­ate – allerdings auch viel Fett. Vielleicht macht die neue Empfehlung aber auch einfach nur deutlich, dass die krampfhaft­e Suche nach gesunden Superfoods ein bisschen übertriebe­n ist – und Vielfalt beim Essen nie schaden kann.

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