Die Presse am Sonntag

Kristina Sprenger hilft im »Tatort« aus

»Soko Kitz« sei für sie keine HerŻusfor©erung mehr gewesen, sŻgt KristinŻ Sprenger. Im ersten Österreich-»TŻtort« ©er SŻison spielt sie eine Expertin für organisier­tes Verbrechen – un© hŻt ©iese Woche in Bern©orf TheŻterpre­miere.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Zimperlich geht es im ersten Österreich-„Tatort“der Saison nicht zu. Eine Leiche ohne Hände und Zunge weist den Kommissare­n Moritz Eisner und Bibi Fellner den Weg in Richtung organisier­tes Verbrechen und lenkt den Verdacht auf Schleppere­i, illegale Prostituti­on und Schwarzarb­eit zum Sklavenloh­n. Ein heikler Fall also, in dem Eisner und Fellner – wie so oft – die geteilte Seele der Österreich­er widerspieg­eln: Er findet, es sei „ein Wahnsinn“, dass die Damen, wenn zu wenige Freier kommen, von ihren Ausbeutern nach Traiskirch­en gebracht werden, wo die Abschiebun­g droht. Sie zuckt die Schultern: „Was soll man machen? Wir können ja nicht alle behalten.“

Unterstütz­ung bekommen Eisner (Harald Krassnitze­r) und Fellner (Adele Neuhauser) von einer, die sich mit den Machenscha­ften solcher Banden auskennt: Im Bleistiftr­ock, mit Brille und strenger Frisur gibt Kristina Sprenger eine Expertin für organisier­te Kriminalit­ät: Daniela Vopelka. Seit Sprenger den Posten bei „Soko Kitzbühel“verlassen hat, ist sie weitgehend TVabstinen­t gewesen. Sie habe, sagt sie im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“, mehr Vielfalt gewollt. Immer nur dieselbe Rolle, das sei letztlich keine Herausford­erung mehr gewesen. „Ich bin kein Serienfan.“Eine neue Herausford­erung hat sie gefunden, als sie die Intendanz der Bühne Berndorf übernommen hat. Nach einer Eingewöhnu­ngsphase in die neue Aufgabe – und mit ausreichen­d Abstand zu ihrer Figur der Karin Kofler in „Soko Kitz“– hat sie jetzt wieder Spaß am Krimiforma­t. „Ich bin eigentlich kein Serienfan, dass ich so jede Woche auf die neue Folge warte“, sagt sie. Den „Tatort“aus München, den aus Wien, und natürlich den Münsterane­r Jan-Josef Liefers mag sie aber gern, „weil dort immer eine kleine Süffisanz oder Ironie Platz hat“. Mit Til Schweigers Hau-Drauf-Attitüde kann Sprenger hingegen nichts anfangen. „Das ist mir ein bissl zu abstrakt.“

Ihre „Tatort“-Rolle findet Sprenger schön, „weil diese Figur so ganz anders ist als Karin Kofler. Sie ist eine Business-Lady, eine strenge, aber doch weibliche Figur. Es ging auch darum, dass ich mich optisch sehr verändere, damit keine Assoziatio­n da ist.“Das ist gut gelungen. Dass Expertin Vopelka einmal die verschiede­nen kriminelle­n Machenscha­ften einzelnen Nationen zuordnet, hält Sprenger für legitim: „Ich weiß, dass Drehbuchau­tor Thomas Roth das gut recherchie­rt hat. Er ist ein sehr genauer Mensch.“Das seien auch nicht einfach Klischees, die bedient werden: „Und jedes Klischee entsteht ja durch viel Wahrheit, durch Erfahrungs­werte. Natürlich, man darf dann aber nicht alle Menschen, die dieser Nationalit­ät angehören, in dieses Klischee hineinpres­sen.“

In „Die Kunst des Krieges“mischt schließlic­h auch ein Wiener Unterweltl­er mit: Michael Fuith brilliert als Zuhälter mit Pelzkragen und Penthouse. Auch das ist ein Klischee. „Gerade deshalb ist das ein spannender ,Tatort‘“, findet Sprenger: „Weil viel Wahrheit, Aktualität und Brisanz dahinterst­eckt. So etwas passiert halt in Wien: Frauen werden unter Vorspiegel­ung falscher

»Honigmon©« in Bern©orf: ein »FrŻuenstüc­k« – Żuch für Ehem´nner geeignet.

Tatsachen in den Westen gelockt und dann als Prostituie­rte oder Arbeitsskl­aven ausgebeute­t. Wenn es dazu beiträgt, aufzuzeige­n, dass das vor unserer Haustür passiert, dann ist das eine wichtige Funktion eines Krimis.“

Am Theater Berndorf hat sie als Intendanti­n die Schlagzahl erhöht: War es früher ein Stück pro Jahr, das produziert wurde, sind es mittlerwei­le drei. „Wir stecken mitten in den Proben zu ,Honigmond‘. Gerold Rudle und ich haben das Stück, das aus den 1990erJahr­en stammt, mit Erlaubnis von Autor Gabriel Barylli sanft in unser Zeitalter transferie­rt.“Es gehe um Kommunikat­ion: „Ich wollte ein Frauenstüc­k machen, bei dem Männer nicht durchdrehe­n, wenn sie es anschauen“, lacht Sprenger, die mit Adriana Zartl und Susanne Hirschler zwei „Frauen mit viel Lebenserfa­hrung“zur Seite hat. „Man kann den Ehemann aber ruhig mitnehmen – er wird viel über Frauen erfahren.“Premiere ist am 8. September.

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ORF Kristina Sprenger als Expertin (links) und Harald Krassnitze­r als Kommissar (vorne rechts) arbeiten in „Die Kunst des Krieges“zusammen.

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