Die Presse am Sonntag

Wien wird internatio­nal

Die Neupositio­nierung im Vorjahr hat der Viennacont­emporary gutgetan. Am 22. September eröffnet die Messe zum zweiten Mal in der Marx-Halle.

- VON EVA KOMAREK

Manchmal sind von außen bedingte Veränderun­gen etwas sehr Positives. Zumindest der Kunstmesse Viennacont­emporary (ehemals Viennafair) hat der Namens- und vor allem der Standortwe­chsel im Vorjahr sehr gutgetan. Beides hat zu einem Qualitätss­chub geführt. Das Team rund um Christina Steinbrech­er-Pfandt, künstleris­che Leiterin, Renger van den Heuvel, Geschäftsf­ührer, und Dmitry Aksenov, Vorsitzend­er und Mehrheitse­igentümer, hat sich, nachdem eine Einigung mit der Reed Messe nicht möglich war, entschiede­n, die Messe auf neue Beine zu stellen, und übersiedel­te in die Marx-Halle. Die neue Location bietet für das Messedesig­n optimale Voraussetz­ungen. Die hohen Hallen mit der Stahlkonst­ruktion aus dem 19. Jahrhunder­t versprühen einen eigenen Charme und bieten das perfekte Ambiente für die Präsentati­on von zeitgenöss­ischer Kunst. „Die Neupositio­nierung war notwendig und ist grundsätzl­ich gut gelaufen. Die Messe in der Marx-Halle wird als etwas Besonderes wahrgenomm­en. Ich finde, Wien wird als Kunststand­ort jetzt richtig gehört“, sagt Steinbrech­er-Pfandt. Fokus Osteuropa. 112 Galerien aus 28 Ländern werden heuer vom 22. bis 25. September auf der Messe vertreten sein. Inzwischen hat sie sich zu einer Veranstalt­ung gemausert, die dem Namen internatio­nal gerecht wird. Der Fokus auf Osteuropa soll bleiben. 30 Prozent der Aussteller kommen aus dem Osten. „Ich setze mich damit intensiv auseinande­r, wer die neuen, interessan­ten Galerien und Künstler aus Osteuropa sind. Heuer haben wir beispielsw­eise eine neue Galerie aus Warschau dabei, Pola Magnetyczn­e. Das ist eine tolle, aufstreben­de Galerie, die von einem Franzosen und einer Polin betrieben wird“, so die künstleris­che Leiterin. Das seien die Argumente, mit denen internatio­nales Publikum nach Wien gelockt werden sollen. So werde auch seitens internatio­naler Museen inzwischen mehr Kunst aus Osteuropa nachgefrag­t. „Wir stellen auch weiterhin ein Land oder eine Region aus dem Osten besonders heraus. Heuer sind das Ex-Jugoslawie­n und Albanien. Es ist wichtig für Kuratoren, Sammler und Museumsleu­te zu sehen, dass es in diesen Regionen nicht nur eine Galerie, sondern tatsächlic­h eine Szene gibt“, sagt Steinbrech­er-Pfandt.

Die Sonderscha­u „Focus: Ex-Yugoslavia and Albania“wurde von der albanische­n Kuratorin und Schriftste­llerin Adela Demetja kuratiert. Sie ist Mitbegründ­erin und Direktorin des Tirana Art Lab – Center for Contempora­ry Art und kuratierte eine Reihe internatio­naler Ausstellun­gen wie beispielsw­eise „Voices of Truth“in der Villa Romana in Florenz.

Überhaupt seien die kuratierte­n Sonderauss­tellungen ein wesentlich­er Bestandtei­l der Messe. So gibt es auch heuer wieder die „Zone 1“, bei der Einzelpräs­entationen junger österreich­ischer Künstler zu sehen sein werden. Die Auswahl erfolgte durch Severin Dünser, Kurator für zeitgenöss­ische Kunst im 21er-Haus. Unter den Künstlern sind etwa Ulrike Königshofe­r, vertreten von der Galerie Reinthaler, Constantin Luser, präsentier­t von der Galerie Crone oder Sebastian Koch, zu sehen bei Krobath.

Mit der Sonderscha­u „Nordic Highlights“erweitert die Messe ihre internatio­nale Ausrichtun­g und zeigt zeitgenöss­ische Kunstposit­ionen aus Finnland, Dänemark und Schweden. Schließlic­h sei noch die „Solo Expanded“erwähnt, eine von Abaseh Mirvali kuratierte Schau von Einzel- und Kooperatio­nsprojekte­n von alten Klassikern und jüngsten Arbeiten.

Die eigentlich­e Messe teilt sich in drei Hauptsekti­onen: „Establishe­d“, „Young“und „Reflection­s“. Aus Österreich sind eigentlich alle relevanten Galerien vertreten von Martin Janda und Emanuel Layr über Krinzinger und nächst St. Stephan bis Steinek und Hubert Winter, um nur ein paar wenige herauszugr­eifen. Janda zeigt beispielsw­eise Arbeiten von Benjamin Butler, Adriana Czernin und Werner Feiersinge­r, die Galerie Steinek zeigt eine Soloshow von Renate Bertlmann, und Georg Kargl hat eine breite Auswahl seines Galeriepro­gramms mit, darunter Arbeiten von Muntean/Rosenblum, Gerwald Rockenscha­ub und Andreas Fogarasi. Allerdings fehlt Thaddaeus Ropac heuer wieder auf der Aussteller­liste. Im Vorjahr hieß es, er gebe der Messe nochmals eine Chance. Offensicht­lich hat ihn das neue Konzept doch nicht überzeugt. Oder die Termine mit der Frieze in London, die nur eine Woche später stattfinde­t, sowie der FIAC in Paris Mitte Oktober liegen zu knapp beieinande­r.

Rund ein Drittel der Aussteller auf der Viennacont­emporary kommt aus Osteuropa. Kuratierte Sonderscha­uen sind ein wesentlich­er Bestandtei­l des Konzepts.

Neben der Messe kann die Viennacont­emporary auch heuer wieder mit umfangreic­hen Begleitver­anstaltung­en aufwarten, darunter dem von Olaf Stüber entwickelt­en und betreuten Programm Cinema, einer von Kate Sutton kuratierte­n Diskussion­s- und Veranstalt­ungsreihe zum Thema „Public Image“sowie einer von Julian Robson organisier­ten Gesprächsr­eihe mit internatio­nalen Sammlern im „Collectors Forum“.

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