Die Presse am Sonntag

Ceta: Mitterlehn­er drängt SPÖ zu rascher Klärung

Der Vizekanzle­r warnt davor, das FreihŻn©elsŻbkomme­n mit Kanada wegen »taktischer Befindlich­keiten« noch länger zu verzögern.

-

Wien/SŻlzburg. Nach der Einigung der EU-Handelsmin­ister in Bratislava über das Freihandel­sabkommen mit Kanada (Ceta) verstärkt die ÖVP den Druck auf den Koalitions­partner SPÖ, dem Handelspak­t rasch zuzustimme­n und nicht bis zum EU-Außenminis­tertreffen am 18. Oktober zu warten. „Wir müssen Nägel mit Köpfen machen“, teilte Vizekanzle­r ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehn­er der „Presse am Sonntag“mit: „Jetzt dürfen wir nicht mehr taktische Befindlich­keiten in den Vordergrun­d stellen. Es geht auch um die handelspol­itische Reputation Österreich­s.“

Bundeskanz­ler und SPÖ-Chef Christian Kern hatte nach dem Treffen der Handelsmin­ister von einer „Bewegung in die richtige Richtung“gesprochen, wollte aber mit einer abschließe­nden Bewertung der SPÖ noch zuwarten. In Bratislava waren „juristisch­e Klarstellu­ngen“zu einigen Punkten des Handelsabk­ommens zugesagt worden, die Schiedsger­ichte sollen außerdem erst aktiviert werden, wenn alle nationalen Parlamente den Pakt ratifizier­t haben. Mitterlehn­er wird Ceta noch diese Woche mit Kern besprechen.

Der Vizekanzle­r betonte am Samstag beim Salzburger ÖVP-Landespart­eitag, kursierend­e Vorbehalte gegen Ceta seien unbegründe­t: „Unsere hohen Standards werden wir weiter selbst bestimmen, es entsteht kein Zwang zu Privatisie­rungen.“Kanada sei außerdem zu einer rechtsverb­indlichen Zusatzerkl­ärung bereit. Sorge um Arbeitspl´tze. Zugleich warnte er, bei einer Verweigeru­ng der Zustimmung stünden auch Tausende Arbeitsplä­tze auf dem Spiel. Der Weg für eine gemeinsame Regierungs­linie sei aufbereite­t, alles andere wäre „peinlich“. Jetzt müsse sich der Koalitions­partner aus der Sackgasse bewegen, in die er sich selbst gebracht habe.

FPÖ-Bundespräs­identschaf­tskandidat Norbert Hofer hat bekräftigt, er wolle das europäisch-kanadische Handelsabk­ommen jetzt im Kollegium des Nationalra­tspräsidiu­ms oder im Falle seiner Wahl zum Staatsober­haut am 4. Dezember nicht ohne vorzeitige Befragung des Volkes unterschre­iben. Österreich­s Regierung solle nun außerdem geschlosse­n auftreten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria