Wer womit Geld verdient
Das Leben nach der Politik: Von Unternehmern, Managern und Aufsichtsratsmitgliedern.
Gibt es ein Leben nach der Politik? Aber ja, antworten Ex-Politiker gut und gern. Manche fügen hinzu, dass sie sich nach ihrem Rückzug befreit fühlen. Befreit vom Nerven aufreibenden Berufsalltag – gleichsam rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Andere räumen ein, dass ihnen etwas fehlt: die ständige Medienpräsenz, das öffentliche Interesse – und ja: ein gewisser Glamour.
Die wirklich spannende Frage lautet aber ohnehin: Gibt es ein finanziell gedeihliches Leben nach der Politik? Dazu gibt es keine eindeutige Antwort. Aber haushohe Unterschiede.
Alfred Gusenbauer wird gern als Beispiel dafür herangezogen, dass es mit Ex-Politikern wirtschaftlich steil bergauf gehen kann. Der einstige SPÖ-Kanzler jettet rund um die Welt, er berät und hält Vorträge. Seine Projektentwicklungsgesellschaft bringt es auf rund eine Million Euro Gewinn im Jahr. Und sein tägliches Auskommen finanziert er mit lukrativen Jobs in Aufsichtsräten (Strabag, Signa, RHI) oder als Vorstand der Privatstiftung von Hans Peter Haselsteiner.
Gusenbauer kann man also getrost auf die Liste jener Ex-Politiker setzen, die als Unternehmer höchst erfolgreich sind. Eine recht kleine Liste, wohlgemerkt. Auf ihr stehen noch Ex-SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch (AT&S, Salinen), Ex-ÖVP-Chef Josef Taus (Herold Druckerei, Libro) und ExÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (Bartenstein Holding, Bene).
Erfolgreiche Manager, die einst mit der Politik ihr Geld verdienten, sind noch rarer. Susanne Riess ist dafür sicherlich ein Beispiel, die einstige FPÖ-Chefin wechselte schon vor Jahren in die Chefetage des Bausparers Wüstenrot. Und natürlich Viktor Klima, der bei Volkswagen in Südamerika groß Karriere machte. Allerdings war Klima noch vor seinem Wechsel in die Politik (zunächst als SPÖ-Verkehrsminister, dann als Bundeskanzler) schon in der Wirtschaft tätig gewesen. Als Finanzvorstand bei der OMV. Brigitte Ederer schaffte es nach der Politik immerhin an die Spitze des Siemens-Konzerns. Jetzt ist sie Aufsichtsratspräsidentin der ÖBB.
Womit wir bei den Aufsichtsratsfunktionen einstiger Politiker wären. Dazu gehören nicht nur Gusenbauer und Ederer, auch ExÖVP-Chef Wolfgang Schüssel zog es in Aufsichtsräte. Er sitzt im Kontrollgremium der Schönbrunner Tiergarten Ges.m.b.H und des deutschen Energiekonzerns RWE, der sicher mehr zahlt als der Tiergarten. Schüssels Nachnachfolger Josef Pröll, der nach der Politik einen Job im Raiffeisen-Reich als Chef von Leipnik-Lundenburger bekam, kann sich auch nicht über mangelndes Interesse an seiner Expertise beschweren. Er sitzt in den Aufsichtsräten von Casinos Austria, Siemens, Agrana, Agrarmarkt Austria – und vom Fußballklub Austria Wien.
Ehemalige Politiker haben also oft ein durchaus gedeihliches Auskommen – sofern sie über geeignete Kontakte und probate Unterstützung verfügen. Dass es auch anders gehen kann, zeigen die Beispiele von Hubert Gorbach, der gerade um seine Pension kämpft, und Karl-Heinz Grasser. Die eingangs gestellte Frage würden sie wohl anders als die Mehrheit beantworten.