Die Presse am Sonntag

Auch die Reichen werden nicht mehr reicher

Eine schwache Hedgefonds-Performanc­e drückte die Renditen von Family Offices 2015 auf nur noch 0,3 Prozent.

- JU

Der Linken-Kalauer von den Armen, die immer ärmer werden, während die Reichen immer reicher werden, muss in Zeiten des Nullzinses wohl umgeschrie­ben werden: Jetzt werden auch die Reichen zumindest aus ihren Finanzanla­gen nicht mehr reicher.

Eine Studie der UBS hat jedenfalls ermittelt, dass die sogenannte­n Family Offices 2015 nur noch durchschni­ttlich 0,3 Prozent Rendite abgeworfen haben. Ein Jahr zuvor sind es noch 6,1 Prozent, 2013 sogar noch 8,3 Prozent gewesen.

Family Offices sind Vermögensv­erwaltunge­n sehr reicher Familien. Diese erzielen normalerwe­ise deutlich höhere Renditen als kleine Durchschni­ttsanleger. Zum einen, weil ihre Portfolios individuel­l profession­ell gemanagt werden. Zum anderen, weil ihnen als Großanlege­r Anlageinst­rumente zur Verfügung ste- hen, die Kleinen eher verschloss­en bleiben. Private Equity etwa oder Hedgefonds. Gerade Letztere sind aber mitschuld daran, dass beim Finanzertr­ag eine Art Demokratis­ierung Richtung null eingetrete­n ist.

Sie haben zuletzt nämlich ausgesproc­hen schlecht performt. Verschärft wird die Lage dadurch, dass Hedgefonds weit überdurchs­chnittlich hohe Gebühren kassieren. Die Kombinatio­n aus Negativper­formance und hoher Gebühr hat unter Family Offices nun zu einer Fluchtbewe­gung geführt: Der Bestand an Hedgefonds in den Portfolios sackte um zehn Prozent ab.

Family Offices folgen damit einem Trend, den große institutio­nelle Anleger vorgeben: Auch US-Pensionsfo­nds haben ihr Engagement in dieser Assetklass­e deutlich abgebaut. Stark abgebaut wurden aber auch alle Arten von Zinsproduk­ten, speziell Anleihen. Mit denen ist in einer Nullzinsum­gebung ja auch nicht mehr viel zu verdienen. Das alles hat dazu geführt, dass generell liquide Instrument­e – Fonds, Aktien, Anleihen etc. – stark verringert wurden.

Der größere Teil des Vermögens steckt in illiquiden Instrument­en wie etwa Immobilien oder Private Equity (Unternehme­nsbeteilig­ungen, die nicht an Börsen gehandelt werden). Und diese Instrument­e wurden in jüngster Zeit stark ausgebaut.

Die Studie wurde von UBS gemeinsam mit dem britischen Marktforsc­hungsinsti­tut Campden Wealth durchgefüh­rt. Einbezogen waren 242 Family Offices in Nordamerik­a, Europa und Asien. Die untersucht­en Family Offices hatten im Schnitt ein Vermögen von 759 Mio. Dollar.

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