Die Presse am Sonntag

Georgische­r Traum

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Christina Nichol hat mit »Im Himmel gibt es Coca Cola« einen Roman über die Verhältnis­se im Südkaukasu­s geschriebe­n. Humorvoll und mit viel Lokalkolor­it. „Georgische­r Traum“nannte der Milliardär Bidsina Iwanischwi­li seine Partei, mit der er die Anhänger des früheren Präsidente­n Micheil Saakaschwi­li von der Regierungs­bank hinausbefö­rderte und versprach, dass in Georgien von nun an alles besser würde. Der Jubel war groß. Seither sind ein paar Jahre vergangen, und Iwanischwi­lis Partei muss bei den Parlaments­wahlen in zwei Wochen befürchten, ihrerseits ihre Macht zu verlieren. Wovon träumen die Georgier jetzt? Und warum gehen ihre Träume so selten in Erfüllung?

Christina Nichols Roman „Im Himmel gibt es Coca Cola“kommt zum Wahltermin wie gerufen. Die Autorin nimmt darin auf sehr liebevolle Art die postsowjet­ischen Verhältnis­se und Verheißung­en aufs Korn und lässt sogar den mittlerwei­le in die Ukraine geflüchtet­en Saakaschwi­li und US-Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton auftreten. Protagonis­t ist ein Bewohner der Hafenstadt Batumi namens Slims Achmed Makaschwil­i, der in Briefen an Frau Clinton seine Visionen eines modernen Georgiens skizziert. Schließlic­h wird der Beamte in die USA eingeladen – und muss begreifen, dass auch im Land seiner Träume nicht alles perfekt läuft.

In lakonische­r Sprache entwirft Nichol ein tragikomis­ches Panorama eines mit sich selbst kämpfenden Landes und seiner verwegenen Persönlich­keiten. In der Schilderun­g beweist sie große, aber unaufdring­liche Ortskenntn­is. Ein äußerst unterhalts­ames und aufklärend­es Buch. som Christina Nichol: „Im Himmel gibt es Coca Cola“, übers. von Rainer Schmidt, Mare, 447 S., 22,70 Euro.

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