Die Presse am Sonntag

Richtig Fieber messen

Die rektŻle Fieãermess­ung gilt Żls ©ie verl´sslichste Metho©e. GerŻ©e ãei Kindern sŻgt ©ie Höhe ©es Fieãers oft nichts üãer ©ie Schwere ©er KrŻnkheit Żus.

- VON CLAUDIA RICHTER

Im Prinzip sind moderne Fieberther­mometer heute technisch so weit fortgeschr­itten, dass man sich weitgehend darauf verlassen kann, egal, wo man misst“, sagt der Kinderarzt Reinhold Kerbl, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendlich­e am Krankenhau­s Leoben. Dennoch sei es nicht egal, ob auf der Stirn, im Ohr, unter der Achsel oder rektal gemessen werde.

„Wenn man auf der Stirn misst, muss man bedenken, dass ein Luftzug die Temperatur verändern kann, im Ohr kann das eine Ohrenentzü­ndung tun.“Bei einer rektalen Messung (die – am besten flexible – Spitze des Thermomete­rs wird ein bis zwei Zentimeter in den Po geschoben) herrscht die konstantes­te Temperatur, sie gilt als die zuverlässi­gste Methode und ist vor allem bei Säuglingen angebracht. Messungen im Po ergeben übrigens immer eine etwas höhere Temperatur als beispielsw­eise auf der Stirn oder unter den Achseln. Mit der Achsel ist das auch so eine Sache bei Kindern: Das Thermomete­r verschiebt sich da relativ leicht.

Normal sind Temperatur­en von 36 bis 37,5 Grad, von Fieber spricht man ab 38 Grad, von hohem Fieber ab 39 Grad, lebensbedr­ohlich wird es in der Regel ab 41 Grad. Kerbl: „Wenn ein Baby unter sechs Monaten fiebert, sollte man sofort einen Kinderarzt aufsuchen.“Eine Möglichkei­t, zu testen, ob ein Baby Fieber hat, ist ein Griff in seinen Nacken. Ist dieser verschwitz­t oder heiß, kann dies ein erstes Anzeichen für Fieber sein.

Kinder bekommen übrigens deutlich häufiger Fieber als Erwachsene. Bei Mädchen und Buben ab dem ersten Lebensjahr hängt es laut Kinderarzt dann sehr vom Zustand des kleinen Patienten ab, wie Eltern reagieren sollen. „Es gibt Kinder, die bei 38 oder sogar 39 Grad fröhlich und aufgeweckt sind, spielen, keinerlei Krankheits­zeichen zeigen.“Da müsse man sich als Elternteil nicht gleich extrem sorgen, „meist reicht ausreichen­d Flüssigkei­t und Schlaf, eventuell ein Fieberzäpf­chen“. Manche Kinder aber sind bei 38,5 Grad ziemlich beeinträch­tigt, sind apathisch, unlustig, mögen nicht mehr spielen, nicht mehr essen. „Dann sollte man einen Arzt konsultier­en.“ Essen erhöht Temperatur. „Manche Patienten kommen mit 37,3 Grad zu mir und beklagen sich, sie hätten Fieber. Erstens ist das kein Fieber und zweitens kann eine leichte Temperatur­erhöhung mit der Tageszeit und auch mit dem Essen zusammenhä­ngen“, erklärt der Allgemeinm­ediziner Rudolf Hainz aus Wien. Nach einem üppigen Essen, so der Mediziner, steige die Körpertemp­eratur automatisc­h um 0,2 bis 0,3 Grad an, auch im Tagesverla­uf könne die Temperatur ansteigen, meist erreiche sie am Nachmittag ihren Maximalwer­t.

Hainz arbeitet am liebsten mit elektronis­chen Fiebermess­ern mit Ohrtrichte­r, „das ist der heutige Standard, das ist am angenehmst­en“. Im Mund müsse beispielsw­eise unter der Zunge gemessen werden, und das sei für viele unangenehm. „Erwachsene, die zwei Tage Fieber haben, können meist zuwarten, denn Fieber ist ja kei- ne Krankheit, sondern eine an und für sich gesunde Reaktion des Körpers zur Beseitigun­g von Viren und Bakterien. Wer schnell hoch fiebert, hat meist ein gutes Immunsyste­m, wenn jemand nie Fieber bekommt, ist das indes eventuell kein gutes Zeichen in Richtung Immunsyste­m.“Man soll Fieber also nicht gleich und unbedingt mit allen Mitteln bekämpfen, denn es handelt sich um eine Selbstheil­ung des Körpers. Wenn (hohes) Fieber allerdings zwei, drei Tage anhalte, so Hainz, müsse man acht geben, denn es könnte sich eine bakteriell­e Superinfek­tion entwickeln (auf eine virale Infektion pfropft sich eine zweite, meist schwerere Infektions­krankheit auf ).

Was man in keinem Fall tun sollte: sporteln oder saunieren mit Fieber. „Jede höhere Kreislaufb­elastung kann ins Auge gehen, unter Umständen droht eine Herzmuskel­entzündung, die auch tödlich enden kann“, warnt Hainz.

Ganz andere Dinge sind bei alten Menschen zu bedenken. „Der hochbetagt­e Patient hat auch bei einem gefährlich­en Infekt oft gar kein Fieber mehr oder nur ganz leicht erhöhte Temperatur, da ist die Temperatur

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Nele MŻrtensen/lŻif/ picture©esk.com Kinder bekommen deutlich häufiger Fieber als Erwachsene.

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