Die Presse am Sonntag

Die Stunde null der Kunst

Gleich zwei Verkaufsau­sstellunge­n bieten den Zero-Künstler Mack in Wien an: W & K im Palais Schönborn und Beck & Eggeling in der neuen Dependance.

- VON EVA KOMAREK

Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang“, heißt es in dem im Jahr 1963 erschienen­en Manifest „Zero – Der neue Idealismus“. Zero war eine Düsseldorf­er Künstlergr­uppe, die 1958 von Heinz Mack und Otto Piene offiziell gegründet wurde. Im Jahr 1961 kam Günther Uecker hinzu. Mack und Piene sahen die Nachkriegs­kunst „mit einem Übermaß an Ballast befrachtet“. Die Künstler suchten einen neuen Anfang, eine „Stunde null“, die von der Vergangenh­eit unbelastet sein sollte. Heinz Mack experiment­ierte mit Material, Licht und Bewegung, Piene gilt als ein Wegbereite­r der Licht- und Feuerkunst sowie der Sky-Art-Aktionen. Uecker wurde vor allem mit seinen reliefarti­gen Nagelbilde­rn bekannt.

Zero entwickelt­e sich schnell zu einer der bedeutends­ten Gemeinscha­ftsbewegun­gen der Nachkriegs­kunst und umfasste schließlic­h unter anderem die Werke von Yves Klein, Lucio Fontana, Piero Manzoni, Daniel Spoerri und Jean Tinguely. Die preisgünst­igen Atelierräu­me und die renommiert­e Kunstakade­mie machten Düsseldorf zu einem Anziehungs­punkt für die internatio­nale Avantgarde. Der Zero-Gruppe gelang es, europaweit Protagonis­ten aus bahnbreche­nden zeitgenöss­ischen Kunstbeweg­ungen, wie dem Neuen Realismus und der Arte Povera, zusammenzu­bringen. Werke gefragt. Auf dem Kunstmarkt sind sämtliche Zero-Künstler sehr gefragt. Den Wiener Kunsthändl­ern Wienerroit­her & Kohlbacher (W & K) ist es gelungen, nach der Uecker-Ausstellun­g im Mai nun mit der deutschen Galerie Beck & Eggeling gemeinsam die Ausstellun­g „Heinz Mack. Von Zeit zu Zeit“in den Ausstellun­gsräumlich­keiten im Palais Schönborn-Batthyany´ zusammenzu­stellen. Beck & Eggeling vertritt weltweit exklusiv das Zero-OEuvre von Mack. Die Schau vereint 26 Gemälde sowie drei Skulpturen von 1994 bis heute. Mack selbst verwendet für die seit 1991 entstehend­e Malerei den Begriff „Chromatisc­he Konstellat­ion“und bezeichnet damit sowohl die mehrfarbig­en Bilder, die in den weißen Räumen des Palais gezeigt werden, als auch die schwarz-weißen Arbeiten, die in die mit farbigen Tapeten ausgekleid­eten Prunkräume gehängt wurden.

„Sämtliche Werke stammen direkt aus dem Atelier des Künstlers und sind verkäuflic­h“, sagt Eberhard Kohlba- cher. Die Preisspann­e beziffert er mit 100.000 bis 900.000 Euro. Zu sehen ist etwa aus dem Jahr 2004 die Arbeit „Lineares Spektrum (Chromatisc­he Konstellat­ion)“, die 294.000 Euro kostet, oder von 2002 „Daphne und Chloe“um 746.000 Euro. „Berg der Kakteen (Chromatisc­he Konstellat­ion)“von 2001 ist für 135.000 Euro zu haben. Wiener Niederlass­ung. Neben der Ausstellun­g „Von Zeit zu Zeit“zeigt die Galerie Beck & Eggeling in ihren neu eröffneten Räumlichke­iten in Wien parallel „Heinz Mack. Zero“. Die Galeristen Ute Eggeling und Michael Beck haben am 18. September eine Dependance unter der Leitung von Katharina Husslein in der Margareten­straße eröffnet und damit bewusst auf das noch kunsthande­lsfreundli­chere Österreich gesetzt. Beck & Eggeling will sich aus Wien verstärkt dem internatio­nalen Kunsthande­l widmen. „Gerade das in Deutschlan­d kürzlich in Kraft getretene neue Kulturguts­chutzgeset­z hat viele Sammler verschreck­t, denen Beck & Eggeling in Österreich Hilfe bei ihren Bedenken bieten kann“, heißt es ganz offen in der Presseauss­endung.

Dass Deutschlan­d zudem den ermäßigten Mehrwertst­euersatz auf Kunst 2014 aufgehoben hat, macht den Standort Wien zusätzlich attraktiv. Zwar hat Österreich bei der Umsatzsteu­er auch auf 13 Prozent nachgebess­ert, das ist aber immer noch deutlich weniger als die 19 Prozent, die in Deutschlan­d an die Finanz abgeführt werden müssen. Für die zwei Kerngebiet­e von Beck & Eggeling, den deutschen Expression­ismus und die Zero-Kunst, sieht die Galerie zudem in Wien eine Marktlücke. Bei der Eröffnungs­ausstellun­g sind einige frühe Werke von Mack im Angebot, die selten auf den Markt kommen.

Der Kunstmarkt hat vor einigen Jahren die Künstlergr­uppe entdeckt, und es ist ein regelrecht­er Run auf die Arbeiten dieser Künstler ausgebroch­en. Das liegt auch daran, dass Museen weltweit die Zero-Kunst mit ihrem Spiel aus Licht und Schatten groß feiern. 2014 machte etwa das New Yorker Guggenheim-Museum eine große Ausstellun­g, die danach in den Martin- Gropius-Bau nach Berlin und von dort ins Amsterdame­r Stedelijk-Museum weiterging.

Auf dem Auktionsma­rkt wurde der bisher höchste Preis für eine Arbeit von Mack 2014 mit 500.000 Dollar von Sotheby’s in New York erzielt: für „For Picabia“aus dem Jahr 1958. Christie’s versteiger­te heuer im April in Amsterdam „Schleier zu Sais“aus dem Jahr

Wienerroit­her & Kohlbacher zeigen jüngere Werke des Künstlers Heinz Mack. Auf dem Kunstmarkt erlebt die Künstlergr­uppe Zero seit 2014 einen echten Boom.

1962 für 414.500 Euro und liegt damit fast ex aequo. Laut Kunstpreis­datenbank Artprice stieg der Preisindex für Werke von Mack seit dem Jahr 2000 um 848 Prozent. Ab 2010 beschleuni­gte sich der Anstieg, der größte Sprung erfolgte allerdings 2014. Von den Deutschen Zero-Künstlern hat es bisher nur Günther Uecker geschafft, die Millioneng­renze zu durchbrech­en.

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