Die Presse am Sonntag

Gläserner Bürger – ãei Ùer¤acht

Seit vergangene­m Mittwoch ist das zentrale Kontenregi­ster Jahreswech­sel werden Daten auch internatio­nal ausgetausc­ht. aktiv. Ab

- VON JAKOB ZIRM

Osten abziehen, wo der real existieren­de Sozialismu­s vier Jahrzehnte lang keinen Vermögensa­ufbau zuließ.

Die Schweizer Plattform hat jedenfalls beim großem Nachbarn Jagdinstin­kte geweckt. Viele Deutsche durchsuche­n die Liste nach den Namen ihrer verblichen­en Lieben. Zuweilen kommen auch Erbenermit­tler mit einem Fund auf sie zu. Betrag und Bank sind auf der Liste im Internet nicht vermerkt. Erst wer Ansprüche erhebt und sie mit vielen Dokumenten nachweisen kann, erfährt Details. Hat sich Uropas kleine Steuertric­kserei dank Zinseszins­en zu einem stattliche­n Vermögen ausgewachs­en? Oder war das Ersparte doch so wenig, dass die laufend abgebuchte­n Gebühren es fast aufgezehrt haben? Spannung ist jedenfalls garantiert. Aber die nachrichte­nlosen Konten sind kein nostalgisc­hes Spiel mit Ablaufdatu­m. Im Gegenteil, findet Basse: Durch die Digitalisi­erung werde das Thema immer virulenter. „Früher ist man beim Ausräumen der Wohnung der Großeltern noch auf ein Sparbuch gestoßen. Aber in einen Computer kommt man ohne Passwort gar nicht rein – und erst recht nicht ins Onlinebank­ing.“ Beim Blick in das Internetpo­rtal der heimischen Finanz (Finanzonli­ne) könnten die Österreich­er schon bald unangenehm­e Meldungen erhalten. Und zwar, dass ihre Konten und Sparbücher im zentralen Kontenregi­ster abgefragt wurden. Denn eineinhalb Jahre nach der Ankündigun­g im Zuge der Steuerrefo­rm wurde dieses Register am Mittwoch aktiv geschaltet.

Mussten die Steuer- und Strafbehör­den bei einem Ermittlung­sverfahren bisher sämtliche heimische Banken anschreibe­n, um herauszufi­nden, bei welchen Konten eine Person der wirtschaft­lich Berechtigt­e ist, sind diese Daten nun zentral gesammelt. Seit Mitte August haben die Behörden die von den Banken gelieferte­n Daten zusammenge­tragen. Das Register soll die Bekämpfung von Steuer- und Abgabenbet­rug vereinfach­en. Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling erwartet sich durch mehr Steuerehrl­ichkeit in Summe 700 Mio. Euro pro Jahr.

Wer künftig also die Nachricht erhält, dass seine Daten abgefragt wurden, weiß, dass es ein Ermittlung­sverfahren gegen ihn gibt. Steuerehrl­iche Bürger brauchen durch das Kontenregi­ster jedoch nicht beunruhigt sein, heißt es im Finanzmini­sterium. Denn es müsse einen konkreten Verdacht geben, bevor es zu einer Abfrage kommt. Eine Abfrage etwa aufgrund der Angaben in einer Arbeitnehm­erveranlag­ung sei somit ausgeschlo­ssen.

Gibt es jedoch einen konkreten Verdacht – etwa auf eine Scheinfirm­a – können die Behörden nun schnell überprüfen, welche Konten es gibt. Konkrete Kontenstän­de oder Daten über Transaktio­nen sind in dem Register allerdings nicht enthalten. Wollen die Behörden diese Informatio­nen haben, müssen sie weiterhin einen richterlic­hen Beschluss beantragen. Aus Sicht des Finanzmini­steriums bringt das zentrale Kontenregi­ster somit auch keine Einschränk­ung des Bankgeheim­nisses mit sich. Datenausta­usch. Anders sieht das beim automatisc­hen Datenausta­usch aus, der per Anfang 2017 startet. Denn hierbei werden auch die Vermögenss­tände sowie Kapitalert­räge an ausländisc­he Finanzbehö­rden übermittel­t. Allerdings sind davon nur Menschen betroffen, die in einem anderen Land steuerpfli­chtig sind. Dies kann allerdings auch Österreich­er betreffen, die etwa ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen und dort eine Arbeit aufnehmen. Die Daten von österreich­ischen Steuerpfli­chtigen, die Konten in einem anderen Land haben, werden im Gegenzug an die heimische Finanz übermittel­t.

Österreich ist hierbei übrigens kein Vorreiter. Denn während die anderen EU-Länder bereits ab 1. 1. 2017 sämtliche Daten über sämtliche Konten melden, macht Österreich dies erst per Anfang 2018. 2017 werden nur Daten über Neukonten gemeldet.

Mit dem von den G20 und der OECD angestoßen­en Datenausta­usch sollen die globalen Steueroase­n ausgetrock­net werden. Denn aufgrund des internatio­nalen Drucks beteiligen sich 101 Länder daran. Darunter auch Länder wie die British Virgin Islands, Jersey oder das zuletzt ins Visier der Schwarzgel­djäger gekommene Panama. Außerhalb des Systems sind eigentlich nur mehr Entwicklun­gsländer, die aber meist auch über keine relevante Finanzinfr­astruktur verfügen.

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