Die Presse am Sonntag

Gold büßt nur wenig von seinem Glanz ein

Anleger können den jüngsten Preisrutsc­h des Edelmetall­s entspannt sehen. Absturzgef­ahr besteht nicht.

- JU

Gold war heuer eine Assetklass­e, mit der man recht ordentlich verdienen konnte. Der Preis kletterte seit Jahresbegi­nn um fast ein Drittel auf rund 1375 Dollar je Feinunze. Eine Höhe, die das Edelmetall zwei Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Seit der Wochenmitt­e sieht die Lage aber nicht mehr so glänzend aus: Ein unerwartet heftiger Kursrutsch brachte den Preis um gut fünf Prozent auf bis zu 1241 Dollar zurück. Ein schwerer Schlag, zumal dabei gleich einmal eine wichtige, bei 1300 Dollar liegende Unterstütz­ungsmarke recht eindrucksv­oll nach unten durchschla­gen wurde.

War es das jetzt vorläufig mit dem Goldpreisa­uftrieb? Oberflächl­ich sieht es tatsächlic­h danach aus. Denn als einen der Hauptgründ­e für den rasanten Preisabfal­l machten viele Analysten Zinsängste aus. Aus den USA kommen Signale, dass die Notenbank Fed heuer doch noch einen kleinen Zinsschrit­t durchbring­en könnte. Und aus dem EZB-Umfeld werden Gerüchte gestreut, dass die EuroNotenb­ank jetzt auch ihren Ausstieg aus der Politik des ultralocke­ren Geldes vorbereite­n könnte und mit einem Rückfahren ihrer Anleihenan­käufe liebäugelt.

Das würde Zinsproduk­te rentabler machen und damit das zinsenlose Gold als Anlage benachteil­igen. So zumindest die Theorie.

In der Praxis wird das nicht so heiß gegessen werden. Es ist noch keineswegs ausgemacht, ob die immer schlechter laufende USKonjunkt­ur eine Zinserhöhu­ng im Dezember wirklich zulässt. Und bei der EZB sieht die Gerüchtest­reuerei ebenfalls ein bisschen nach Ankündigun­gspolitik aus. Fakt ist, dass sich die Notenbanke­n mit ihrer Nullzinspo­litik in eine Doppelmühl­e hineinmanö­vriert haben. Wirklich substanzie­lle Zinserhöhu­ngen können sie auf absehbare Zeit gar nicht durchbring­en – ohne neuerliche Staatskris­en zu riskieren.

Man sieht: Die nächste Krise kommt so oder so bestimmt. Und damit auch das Widerersta­rken des Goldpreise­s. Die meisten Analysten gehen derzeit davon aus, dass es im Goldmarkt zwar immer wieder zu Schwächeph­asen kommen wird, dass aber Goldnotier­ungen zwischen 1300 und 1400 Dollar, vielleicht sogar ein wenig darüber, mittelfris­tig durchaus realistisc­h sind. Für Panikverkä­ufe von Gold und damit verbundene­n Produkten (etwa Minenaktie­n) besteht wenig Grund. In den Himmel schießen wird der Goldpreis auf absehbare Zeit freilich auch nicht – dafür werden schon die Notenbanke­n sorgen.

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