Die Presse am Sonntag

Die neue Ferrari-Show: Streiten statt siegen

24 STUNDEN AKTUELLE NACHRICHTE­N AUF Formel-1-StŻr SebŻstiŻn Vettel ist seit 22 GP sieglos, Italien zürnt.

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SuzukŻ. Selbst ein Vulkanausb­ruch in Japan ist keine Ablenkung, wenn bei Ferrari laut gestritten wird. Dann fliegen die Fetzen, wird geflucht, gestikulie­rt. Wenngleich die Vorstellun­g vor dem Qualifying für den Grand Prix von Suzuka nicht ganz so heftig ausgefalle­n ist, hängt bei der Scuderia weiter der Haussegen schief. Teamchef Maurizio Arrivabene attackiert­e Sebastian Vettel und kritisiert­e ihn für Einstellun­g und Ergebnisse. Der Deutsche müsse sich „mehr auf seine Aufgabe als Fahrer konzentrie­ren“, sagte der Teamchef dem TV-Sender Sky Italia. Und: Eine vorzeitige Vertragsve­rlängerung werde von der Scuderia derzeit abgelehnt. Die Tifosi sind aufgewühlt.

Dass im Qualifying Nico Rosberg vor Lewis Hamilton gewann und beide Mercedes-Piloten nur 83 Zentimeter trennten, verkam wie der heute früh, ab 7 Uhr (ORF eins, Sky, RTL), fortgesetz­te WM-Kampf zur Randnotiz. Akuter Siegesbe©Żrf. Ferrari dominierte die Fragestund­e, es ist eben die Kultmarke der Formel 1, und wird ein viermalige­r Weltmeiste­r öffentlich angeprange­rt, herrscht Klärungsbe­darf. Vettel sah allerdings keinen Grund für ein klärendes Gespräch. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Wenn mir et- was nicht passt, dann sage ich es ihm und umgekehrt. Und alle anderen geht das nichts an. Es wird viel heißer gekocht, als es dann gegessen wird.“Sprach’s und verschwand mürrisch im Motorhome.

In seinem zweiten Jahr bei Ferrari hat der 29-Jährige bislang kein Rennen gewonnen. Er wartet nunmehr schon seit 22 Grand Prix auf einen Sieg, so lang wie noch nie in seiner Karriere. „Wir haben hohe Ansprüche an uns selbst. Wenn wir die nicht erfüllen, beißen wir uns als Erste in den Arsch“, sagte Vettel zur wachsenden Kritik. Aber was meinte sein Teamchef, worauf spielte er an? Arrivabene hat angedeutet, Vettel beschäftig­e sich zu sehr mit Themen außerhalb seiner Verantwort­ung. „Er muss sich nur auf das Auto konzentrie­ren. Manchmal müssen wir ihn daran erinnern“, sagte der Teamchef. „Jeder von uns hat Ziele. Es ist nur richtig, dass jeder, egal wer, sich seinen Platz und sein Gehalt verdienen muss.“Mit anderen Worten: nicht mehr reden, Gas geben – und vor allem, Rennen gewinnen. SŻuber mit FerrŻri-Motoren. Das Team Sauber wird in der Formel-1-WM 2017 mit der letzten Ausbaustuf­e des diesjährig­en Ferrari-Motors fahren. Dies bestätigte Teamchefin Monisha Kaltenborn am Rand des Grand Prix von Japan in Suzuka. „Wir wollen die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auf die Entwicklun­g des Chassis fokussiere­n und die Motorensei­te in Bereichen belassen, die wir schon kennen.“Diese strategisc­he Entscheidu­ng sei schon vor einer Weile getroffen worden – und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Regeln für die nächste Saison noch nicht zu 100 Prozent klar gewesen sind. Dass die Hinwiler weiterhin ohne Punkt bis zum Japan-GP unterwegs waren, darüber verlor Kaltenborn kein Wort. Es ist für den Traditions­rennstall, der erst vor Kurzem durch eine Übernahme gerettet werden konnte, der Tiefpunkt. Ob aber heuer sieglose Ferrari-Motoren im nächsten Jahr die erfolgsver­sprechende Lösung sind?

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Reuters Vettel bereitet Ferrari Kopfzerbre­chen, aber auch der Deutsche rätselt.

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