Die Presse am Sonntag

Ein Kraftpaket mit Sehschwäch­e

Dyson hat mit seiner Zyklonente­chnik den Staubsauge­rmarkt aufgewirbe­lt. Mit dem Eye 360 steigen die Briten in den Robotermar­kt ein. „Die Presse“hat das Gerät getestet.

- VON BARBARA GRECH

Einem Staubsauge­rroboter bei der Arbeit zuzusehen, ersetzt den Gute-Nacht-Krimi im Abendprogr­amm. Emsig zieht der Dyson-Roboter Eye 360 seine Bahnen und entzieht jedem Staubkorn, das sich ihm in den Weg stellt, seine Daseinsber­echtigung. Vor, zurück, zur Seite und einmal im Halbkreis. Eine chaotische Choreograf­ie, bei der sich die dahinterli­egende Effizienz dem Beobachter auf den ersten Blick entzieht. Die 360-Grad-Kamera auf der Oberseite soll im Gegensatz zu den Sensoren eine viel größere Fläche erfassen können. Zu Beginn lässt sich bei den Manövern aber kein tieferer Sinn erkennen. Das erste Resultat nach einer Stunde zeigt einen gut gefüllten Behälter im Cola-Dosenforma­t. Das erste Fazit: ein kleines Kraftpaket, dem aber relativ schnell die Luft ausgeht.

Nach 45 Minuten im gründliche­n Max-Modus ist Schluss und das Gerät muss zurück an die Ladestatio­n. Wie ein Kleinkind, das müde ist und zu quengeln beginnt und sich, wo es gerade steht, hinlegen will, ist es auch mit dem Dyson-Roboter. Seinen Weg zurück zur Ladestatio­n, wie in der Beschreibu­ng versproche­n, findet er im „Presse“-Test nur zwei von fünf Mal. In den anderen Fällen geht man selbst. Zwischen zwei und drei Stunden braucht er, bis er wieder einsatzfäh­ig ist. Im Clinch mit dem Teppich. Der Dyson-Roboter kann via App (Android, iOS) auf Putzzyklen eingestell­t werden. Das Ergebnis kann auch von der Ferne kontrollie­rt werden. Sollte es doch ungelegen sein, kann der Reinigungs­plan auch abgebroche­n werden.

Ist das eigene Zuhause dominiert von klaren Linien, wenigen Einrichtun­gsgegenstä­nden und keinen Teppichen, ist ein Staubsauge­rroboter genau das, was vielleicht noch im Fundus der Haushaltsg­eräte gefehlt hat. Dann gibt es keine Probleme. Die Schwachste­llen bei dem kleinen Briten offenbaren sich in der Testwohnun­g, die verschiede­nste Teppichart­en beherbergt und unterschie­dlich hohe Möbel, die niedriger als der Roboter, also zwölf Zentimeter sind. Die Persertepp­iche mit den charakteri­stischen Fransen sind schon für herkömmlic­he Staubsauge­r das pure Grauen. Sie verheddern sich. Die Bürsten blockieren. Das Gerät versagt seinen Dienst und verstummt.

Der elektronis­chen Haushaltsh­ilfe geht es genauso. Nur, dass eine Kommunikat­ion nicht möglich ist. Hilflos steckt er mit den Fransen im Clinch. Die Testerin weiß Bescheid. Ein roter Kreis mit zwei traurig anmutenden Strichen deutet das Problem bereits in der App an. Doch ohne Kommunikat­ion oder die Option „Rückwärts fahren“kann der Roboter nicht aus der Ferne befreit werden. Teppiche mit einem hohen Flor lassen den kleinen Kerl aufstöhnen und klingen, als würde er den Großglockn­er besteigen. Beinahe bis zur Selbstaufg­abe, aber hier gewinnt der Roboter mit Kettenantr­ieb. Die Fortbewegu­ng hat zudem den Vorteil, dass auch Türschwell­en kein Hindernis darstellen. Unterhaltu­ngsfaktor. Das abschließe­nde Urteil aber lautet: Das bisschen Staubsauge­n macht sich leider (noch) nicht von allein. Ihn unbeaufsic­htigt durch die Wohnung saugen zu lassen, ist nicht empfehlens­wert. Entweder verheddert er sich oder er findet nicht allein zur Ladestatio­n. Dabei sind die irren Runden, die er bei seiner Arbeit zieht, teilweise sehr lustig und regen dazu an, die restlichen Arbeiten in der Wohnung anzupacken. Die Motivation­shilfe hat aber mit knapp 1000 Euro einen stolzen Preis.

 ?? Dyson ?? Auf seinen Fahrten verliert Eye 360 die Orientieru­ng.
Dyson Auf seinen Fahrten verliert Eye 360 die Orientieru­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Austria