Die Presse am Sonntag

Kalte Tage im Cottage

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Buchhändle­rin und Autorin Petra Hartlieb liefert eine leichtfüßi­ge Geschichte über das Kindermäde­l Marie, eine Villa in Währing und eine Buchhandlu­ng, die uns bekannt vorkommt. Es mag Zufall sein, dass der neue Roman von Petra Hartlieb ausgerechn­et im Cottage angesiedel­t ist. Jener Villengege­nd an der Grenze von Währing und Döbling, in der einander seit Anfang September die Befürworte­r und Gegner der im 18. Bezirk eingeführt­en Parkraumbe­wirtschaft­ung einen erbitterte­n Schlagabta­usch liefern.

Aber es gab einmal eine Zeit, in der sich in dieser Gegend niemand um Autos stritt. Der Roman spielt um 1910, die Protagonis­ten haben andere Probleme. Die schlecht geheizten Zimmer jener Villa, in der die 18-jährige Marie Haidinger als Kindermädc­hen zu arbeiten beginnt, zum Beispiel. Oder die grantige Hausherrin. Wobei so schlecht hat es Marie, die auf dem Land als Magd ausgebeute­t wurde, nicht getroffen als Dienstboti­n im Haus von Arthur Schnitzler.

Die Kinder Lili und Heinrich mögen ihr neues Dienstmäde­l, und schon bald erkundet Marie die Gegend zwischen Aumannplat­z und Kutschkerm­arkt und entdeckt die Buchhandlu­ng gleich unterhalb des Amtshauses. Die erinnert Kenner von Gegend und Autorin sofort an die heutige Buchhandlu­ng Hartlieb. Für Marie jedenfalls beginnt eine süße Liebesgesc­hichte mit Buchhändle­r Oskar.

Petra Hartlieb wagt sich nach ihrer Krimireihe und dem autobiogra­fischen Roman „Meine wundervoll­e Buchhandlu­ng“(2014) erstmals an historisch­en Stoff. Sie erzählt leichtfüßi­g und liebevoll von einer Gegend, die sie heute selbst sehr gut kennt und einer Zeit, die sie akribisch studiert hat. awa Petra Hartlieb: „Ein Winter in Wien“, Kindler, 176 S., 17,50 Euro.

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