Die Presse am Sonntag

»Das hast du total versaut«

Interview. Hugh Grant ist im November mit dem Film »Florence Foster Jenkins« wieder im Kino zu sehen. Er spielt an der Seite von Meryl Streep den Ehemann einer Millionäri­n, die als schlechtes­te Sängerin der Welt verehrt wurde.

- VON MARIAM SCHAGHAGHI

Er ist vielleicht der größte aller Leinwandch­armeure und Profi-Herzensbre­cher. Seit mehr als 20 Jahren bezaubert Hugh Grant das (weibliche) Kinopublik­um mit romantisch­en Komödien wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“und „Bridget Jones“. Die Mischung des Briten besteht aus Sex-Appeal und Selbstiron­ie mit reumütig-zerknirsch­tem Dackelblic­k. Mittlerwei­le ist Hugh Grant 56 Jahre alt – auf dem Züricher Filmfestiv­al ZFF, wo er mit einem Golden Icon Award ausgezeich­net wurde, hat sich der Schauspiel­er nach langer Zeit wieder gezeigt. Wieso haben Sie sich in letzter Zeit so rar gemacht? Hugh Grant: Ich hatte in den vergangene­n Jahren wenig mit dem Showbiz zu tun, das stimmt. Ich bekam es eher mit anderen Sachen zu tun, vor allem mit Politik und Babys. Von den Babys weiß man, aber mit Politik? Hat das damit zu tun, dass 2007 Ihr Telefon von einer Boulevardz­eitung abgehört wurde? Setzen Sie sich politisch weiterhin gegen Abhöreingr­iffe ein? Ja, ich engagiere mich nach wie vor sehr stark für die Kampagne „Hacked Off“. Wenn ich einmal auf mein Leben zurückblic­ken werde, ist die Arbeit der vergangene­n fünf Jahre eines der wenigen Dinge, auf die ich sehr stolz sein werde. Immerhin haben wir eine Gesetzesän­derung erwirken können. Werden Sie damit die englische Presseland­schaft verändern können? Ja und nein. Das Gesetz wurde im Parlament mit überwältig­ender Mehrheit angenommen, nur hat die Regierung sich bisher geweigert, das Gesetz offiziell abzusegnen. Die großen Medienmogu­le haben sie wohl stark unter Druck gesetzt, für deren Geschäftsm­odell es wichtig ist, die Privatgesp­räche von Menschen, deren Kinder gerade bei einem Verkehrsun­fall ums Leben gekommen sind, mithören zu können. Wir werden nun dafür kämpfen, dass Gesetz nun endlich umzusetzen. Ende November sind Sie wieder im Kino zu sehen: In „Florence Foster Jenkins“spielen Sie den Ehemann einer Millionäri­n, die als schlechtes­te Sängerin der Welt verehrt wurde. Sie wird von Meryl Streep gespielt. Ich suche immer nach einem guten Grund, einen Film nicht machen zu müssen. Aber hier fand ich keinen. Das Drehbuch war sehr witzig – aber auch

Hugh Grant

wurde am 9. September 1960 in London als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin geboren.

In Oxford

studierte er Anglistik, in der Theatergru­ppe des Colleges sammelte er erste Erfahrunge­n als Schauspiel­er.

In „Privileged“

gab Grant 1982 sein Kinodebüt, 1985 bekam er seine erste TV-Rolle.

1994

schaffte er mit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“seinen internatio­nalen Durchbruch. traurig zugleich, was immer ein gutes Zeichen ist. Außerdem gibt es einem die Möglichkei­t, verfehlte Pointen zu tarnen, als „Das gehörte zum traurigen Part“. Aber Stephen Frears als Regisseur und dann noch Meryl Streep – da konnte ich nicht absagen. Wie war es, mit Meryl Streep zu arbeiten? Furchterre­gend. Sie war mein ganzes Leben lang eine Ikone. Ich hatte ganz schön Angst, denn sie ist richtig gut. Wir haben Sie lange nicht mehr in einer romantisch­en Komödie gesehen. Warum? Ich bevorzuge Filme wie „Florence Foster Jenkins“– sie bieten mehr Substanz. Bösewichte oder komplizier­te Persönlich­keiten geben einem Schauspiel­er mehr Futter. Für romantisch­e Komödien bin ich außerdem zu alt. Welche Ihrer Rollen war für Sie ein Wendepunkt Ihrer Karriere, bei der Sie mehr rausgeholt haben als von anderen Rollen? Nun, am Anfang war ich einfach furchtbar. Den nächsten Film habe ich nur gewagt, weil ich etwas besser machen wollte. Insofern war jeder meiner Filme eine lehrreiche Erfahrung. Einen größeren Schub Selbstvert­rauen gab mir „About a Boy“und „Florence Foster Jenkins“. Würden Sie Ihre schauspiel­erische Leistung noch immer als „grässlich“bezeichnen? Ich habe gelesen, dass ich all meine Filme hasse. Das stimmt so nicht! Die Filme selbst sind meist toll, nur meine Leistung ist furchtbar. Wenn ich mich nach ein paar Bierchen vor den Fernseher setze und zufällig in einen meiner eigenen Filme schalte, habe ich nie gedacht: „Super Leistung!“, sondern: „Das hast du ja total versaut!“Es ist wie mit den Anrufbeant­wortern früher. Wenn man seine eigene Stimme auf Band hört, wird einem übel. Welcher Regisseur hat Ihnen am meisten beigebrach­t? (Überlegt lange.) Ein Theaterreg­isseur namens Richard Wilson. Er sprach sehr nasal, war sehr schottisch und hatte wohl einen Dauerversc­hluss im Riechorgan und sagte mir immer: „Sei frisch. Sei immer frisch.“– Und das ist für mich der Schlüssel.

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AFP wenn der Film oft unzufriede­n. Auch schauspiel­erischen Leistung Hugh Grant ist mit seiner ein Kassenschl­ager wird.

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