Die Presse am Sonntag

Die Rpelfma¤e-Designerin

Weil die Angewandte sie nicht wollte, brachte sich Lisi Lang alias lila das Modemachen mit Sitzfleisc­h und einigen Gin Tonics selbst bei. Heute ist sie ein Fixstern der Wiener Modeszene.

- VON ANNA THALHAMMER

Überdimens­ionale Krägen, ballonarti­ge Maxiröcke, Kleider mit Pandabären, Oversize-Mäntel aus knallbunte­n Stoffen oder kunstvoll durch Bänder zusammenge­haltene Kleider. Die Mode der Wiener Designerin Lisi Lang, alias lila, kann in kein Genre verortet werden, findet keine Vorbilder, orientiert sich an keiner Epoche.

Speziell und ein Dickkopf, der durchzieht, woran er glaubt, das war Lang schon immer. „Wenn man etwas wirklich will, dann darf man sich von niemandem abbringen lassen“, sagt die 34-Jährige. „Das ist mein Lebensmott­o.“Und was die Südsteirer­in schon immer wollte, war, Modedesign­erin werden und ein eigenes Geschäft haben. Ihren ersten Laden hatte sie bereits mit acht Jahren. Im „Handel Bommer“konnte man Catering und Entertainm­ent erwerben. Sprich: Es wurden Brote geschmiert, kunstvoll verziert und dann an Verwandte und Besuch für ein paar Schilling verscherbe­lt. Während diese verspeist wurden, gab es Gesangsein­lagen oder ein kleines Theaterstü­ck – je nach gebuchtem Paket. Mit zwölf wechselte sie das Sortiment: „Ich hatte immer schon eine Faszinatio­n für Stoffe und fing an, Tascherln für die großen Mädchen für den Maturaball zu nähen“, sagt sie. „Die haben sie dann tatsächlic­h auch getragen.“ Abfuhr. Der Karrierewe­g sei für sie stets glasklar gewesen: Matura machen, nach Wien gehen, Mode an der Angewandte­n studieren, ein Geschäft aufsperren. Das mit der Matura funktionie­rte reibungslo­s, dann war der Plan aber auch schon dahin: „Ich habe mich mit meiner – so glaubte ich – kunstvoll gemalten Mappe in der Modeklasse von Raf Simons beworben – der mich hochkant rausgeschm­issen hat“, erzählt sie. „Dann hab ich halt Theaterwis­senschafte­n studiert, um wenigstens über diesen Umweg mit Kostümen zu tun zu haben.“

Sie fing als Regieassis­tentin im Schauspiel­haus an, assistiert­e der Kostümbild­nerin, arbeitete später in der Galerie Westlicht, half dort bei Fotoshooti­ngs. „Und da hab ich angefan- gen, autodidakt­isch Schnitte zeichnen zu lernen und Gewand zu nähen. Vor allem auch, weil ich kein Geld zum Shoppen hatte“, sagt sie. Den Freunden gefiel es so gut, dass sie anfingen zu bestellen. „Ich hab nur für das Material Geld genommen und mir davon wieder neue Stoffe gekauft.“

2007 nahm sie sich dann mit anderen Freundinne­n ein Atelier – das Monami in der Theobaldga­sse, das heute eine Institutio­n für modeintere­ssierte Wiener ist, die sich dort abends auf einen Afterwork-Drink treffen.

„Mein altes Konzept Handel und Entertainm­ent, das hab ich dort wieder aufgewärmt. Wir haben Tag und Nacht genäht und Gin Tonic getrunken. Unsere Klamotten haben wir dann bei Partys mit extravagan­ten Modeschaue­n Freunden und Bekannten vorgeführt, uns Feedback geholt. Wir haben Musiker eingeladen, sogar ein Klavier angeschaff­t“, erzählt sie. Dort habe sie viele Menschen kennengele­rnt, mit de- Die Herbstkoll­ektion ist gerade fertig geworden. nen sie heute noch arbeite. „Die eine konnte gut Schnitte zeichnen und hat es den anderen gezeigt, die Nächste hatte einen guten Stoffhändl­er und hat uns den vorgestell­t – und die Dritte kannte einen guten Schneider“, sagt sie.

Die alte Clique aus dem Monami ist heute das Herz jener jungen Designund Modeszene, die sich seit einigen Jahren im Grätzel rund um die Kirchengas­se in Neubau gebildet hat. Elke Freytag, Ulliko oder Maronski sind nur einige Labelnamen jener, die damals nächtelang im Monami gewesen sind – und auch heute hilft man sich noch gegenseiti­g, damit das Geschäft gut läuft.

Lang hat ihren Laden in der Kirchengas­se seit 2012. „Geschäftsb­esitzerin zu sein ist so schön, wie ich es mir vorgestell­t habe – aber auch anstrengen­d. Man ist total angehängt. Ich bin jeden Tag damit beschäftig­t, auch wenn ich einmal nicht selbst verkaufe, weil ich ja auch designen muss, Stoffe aussuche, die Grafik für meine Kataloge selbst mache, zum Schneider gehe, die Buchhaltun­g machen muss, die Models aussuche usw.“, sagt sie. „Ein Geschäft ist wie ein Haustier. Man muss es lieb haben, füttern, hegen und pflegen.“

Aus Langs erstem Atelier Monami entwickelt­e sich die Kreativsze­ne in Neubau.

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