Die Presse am Sonntag

»Bloß nicht Trump!«

In der Ablehnung des republikan­ischen Kandidaten ist sich das sonst so zerstritte­ne Lateinamer­ika einig.

- VON ANDREAS FINK

Ausgerechn­et Donald Trump bewirkte, dass sich Lateinamer­ika endlich einig war: „Bloß nicht den!“, war der Ruf von Bürgern, Unternehme­rn und Politikern zwischen El Paso und Ushuaia, schon als Trump im Vorwahlkam­pf seine Idee von einer Mauer an der Grenze zu Mexiko in die Welt ätzte. Mit seinen undifferen­zierten Pöbeleien gegen Latinos schaffte es Trump gar, dass im zerrissene­n Kontinent tiefe ideologisc­he Gräben überbrückt wurden. Linke wie konservati­ve Leitartikl­er schrieben gegen ihn an, orthodoxe wie keynesiani­sche Ökonomen warnten vor einem negativen Trump-Effekt auf die Volkswirts­chaften südlich des R´ıo Grande.

Trumps Mexiko-Besuch im September, während dessen er den Präsidente­n, Pen˜a Nieto, hofierte, um nur einen Tag später in Arizona eine Brandrede gegen den südlichen Nachbarn zu halten, ließ alle Restsympat­hien schwinden. „Trump ist ein Flie- genfänger, der schon beim Versuch scheiterte, ein ernsthafte­s Image abzugeben“, schrieb danach der argentinis­che Pulitzer-Preisträge­r Andres´ Oppenheime­r in seiner von mehreren lateinamer­ikanischen Zeitungen publiziert­en wöchentlic­hen Kolumne. Mit seiner „mentalen und emotionale­n Instabilit­ät bewirkte Trump die Wiedererwe­ckung des revolution­ären Nationalis­mus und Antiamerik­anismus in Mexiko“. Auf einer Stufe mit Trump keilte Venezuelas Präsident, Nicolas´ Maduro, zurück. Er nannte den maulenden Magnaten einen „hasserfüll­ten, geisteskra­nken König der Perückentr­äger.“Rafael Correa, intellektu­ell nachhaltig­er als der Ex-Busfahrer Maduro, befand: „Trump im Weißen Haus wäre eine Katastroph­e für die USA.“Aber, so Ecuadors Präsident, „er wäre ein großer Gewinn für Lateinamer­ika. Nichts brächte unseren Kontinent enger zusammen als eine Wahl Trumps.“

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