Die Presse am Sonntag

SPÖ will ÖVP radikalere Reformen abringen

Die SPÖ will eine Kürzung der reglementi­erten Gewerbe in der Gewerbeor©nung – die ÖVP will sogar ein neues Gewerbe schaffen.

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Wien. Das Ziel war ursprüngli­ch ein anderes: Die Liste der reglementi­erten Gewerbe in Österreich sollte deutlich verkürzt werden. Das hatte sich die Bundesregi­erung Anfang des Sommers vorgenomme­n. Am kommenden Mittwoch wollte sie ihre Reform der Gewerbeord­nung präsentier­en. Doch von einem großen Wurf ist die Koalition immer noch weit entfernt („Die Presse“hat berichtet).

Und nicht nur das: Statt massiv die Anzahl dieser Gewerbe zu streichen, soll nun sogar ein neues geschaffen werden. Nach Informatio­nen der „Presse am Sonntag“will die ÖVP „Huf- und Klauenbesc­hlag“als eigenes reglementi­ertes Gewerbe einführen. Und: Auch Erdbau soll in diese Liste eingebette­t werden. 80 reglementi­erte Gewerbe. Hintergrun­d: Derzeit gibt es 80 reglementi­erte Gewerbe in Österreich. Bodenleger zum Beispiel und Fremdenfüh­rer. Wer sich in diesen Berufen selbststän­dig machen möchte, muss zuerst eine Meisterprü­fung bestehen – oder einen vergleichb­aren Befähigung­snachweis vor- legen. Das aber gilt nicht für die 440 freien Gewerbe (wie Asphaltier­er und Entrümpler).

Die SPÖ will den Druck auf die ÖVP erhöhen. Klubobmann Andreas Schieder ist mit dem Vorschlag des Koalitions­partners alles andere als zufrieden: Dieser sei „weder eine große noch eine kleine Reform“. Sondern „eine alte Gewerbeord­nung mit einem neuen Anstrich“, sagte er am Samstag. „MŻnche re©en vom Mut“. Das jetzige Ergebnis widersprec­he dem Vorhaben der Regierung, die reglementi­erten Gewerbe „massiv zu durchforst­en“: Schieder hofft, „dass wir doch noch zu unseren ursprüngli­chen Plänen zurückfind­en“. In Richtung ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er – und dessen neuem Motto „Mut statt Angst“– meint er noch: „Manche reden vom Mut, haben ihn aber nicht.“

Der Ministerra­t, bei dem das Paket präsentier­t wird, findet feiertagsb­edingt erst am kommenden Mittwoch, 2. November statt. Die Regierung hat also noch einen Tag länger Zeit, über ihre Pläne zu verhandeln. ib

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