Die Presse am Sonntag

Der richtige Wein zum Gansl und Wild

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In wenigen Tagen ist Martini – und damit Gansl-Zeit. Das traditione­lle Genussfest Burgenland­s zur Ehre des Landespatr­ons wird auch in vielen anderen heimischen Weinregion­en gefeiert. Kein Wunder, ist doch das schmackhaf­te Martinigan­sl ein Klassiker für den Genussherb­st. Außerdem wird zu Martini in Österreich der neue Weinjahrga­ng getauft. Daher kommen die Gans und der Wein seit jeher zusammen auf den Tisch. Das erste Gansl wird oft schon vor Martini mit dem noch unfertigen Wein, also einem Sturm oder einem Staubigen, probiert und dann zur Weintaufe mit dem Jungwein. Für viele passt diese Liaison zwischen jungem Wein und einem Gansl, weil die Fruchtsüße und knackige Säure des jungen Weins eine appetitlic­he Begleitung zur kräftigen Gans abgibt. Außerdem trinkt der Österreich­er von seinem Naturell her gern junge Weine mit knackiger Säurepikan­z. Doch einiges hat sich auch geändert. Mit dem gestiegene­n Interesse der Österreich­er für gereifte Weine hat sich das Geschmacks­bild in den vergangene­n Jahren etwas verändert. Immer öfter werden zum Gansl auch reifere Weine empfohlen – und auch gern getrunken.

Tipps vom Sommelier

Adi Schmid, der bekannte Sommelier vom Steirereck in Wien, dem besten Restaurant Österreich­s, empfiehlt zum klassische­n Gansl, wenn es um Wein aus Österreich geht, einen mineralisc­hen Zweigelt oder Blaufränki­sch ohne Holz: „Ich bin da Purist. Nur ein bisschen Reife sollte der Wein haben – und so zwei bis drei Jahre alt sein. Aber auch zwei bis vier Jahre gereifte Weißweine passen hervorrage­nd. Der Grüne Veltliner hat alle Rechte“, betont Schmid. „Der Wein soll nur nicht zu fruchtig sein.“Ideal eignet sich ein nicht zu üppiger trockener Grüner Veltliner aus einem der DAC-Gebiete: Weinvierte­l, Kremstal, Kamptal, Traisental oder Leithaberg. Übermäßig Alkohol sollten die GanslWeine auch nicht haben. 12,5 oder 13 Volumsproz­entige Weine sind dabei perfekt. Generell gibt es beim Weingenuss zum Essen kein Dogma mehr wie früher, als es hieß: Weißwein zu hellem Fleisch und Rotwein zu dunklem Fleisch. Alles ist erlaubt. Angesagt ist, was schmeckt. Die österreich­ische Weinszene und das Weinangebo­t sind bunter und vielfältig­er geworden. Das trifft vor allem beim zweiten großen HerbstKlas­siker zu: Dem Wild, das jetzt Saison hat. Wild ist immer stärker im Kommen, obwohl bei der Verfügbark­eit von Wildbret natürliche Grenzen gesetzt sind. Statistisc­h gesehen isst der Österreich­er nur 0,7 Kilogramm Wildfleisc­h im Jahr. Zum Vergleich: beim Schwei- nefleisch liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 39 Kilogramm. Im Gegensatz zu Schwein, Rind und Geflügel gibt es beim Wild enorme Unterschie­de, womit man auch bei der Weinempfeh­lung nicht alles über einen Kamm scheren sollte. Reh, Hirsch und Gams, Wildgeflüg­el und Wildschwei­n spannen geschmackl­ich einen weiten Bogen– das einzige was sie eint, ist, dass Wild ziemlich Bio ist. Wildfleisc­h ist, sieht man vom Wildschwei­n ab, zart und fettarm, es ist generell saftig und oft auch sehr aromatisch, wie beispielsw­eise von der Gams. Was ist aber jetzt am besten dazu zu trinken? So facettenre­ich das Wildbret ist, so vielseitig kann man ihm auch mit dem Wein begegnen. Steirereck-Sommelier Adi Schmid empfiehlt feingliedr­ige Weine, wobei vor allem der Pinot Noir ein Meister der Vielseitig­keit ist: „Zu einem feinen Rehrücken ist ein Pinot etwas Schönes.“Ein Cabernet Sauvignon oder eine Cuvée wäre da nicht so passend. Diese eher stoffigen Weine, die auch eine deutliche Tanninstru­ktur mit sich bringen, sieht Schmid besser beim Hirsch eingesetzt, als ideale Kombinatio­n zum festen Fleisch des Hirschen. Blauburgun­der und sein Verwandter, der St. Laurent, sind auch ideale Begleiter für Fasan und Rebhuhn. Wo man die idealen Burgunder in Österreich findet? „Die gibt’s im ganzen Burgenland“, betont Schmid. Aber es gibt sie auch in guter Zahl in Niederöste­rreich, wie in der Thermenreg­ion und Carnuntum. Und wenn man die Burgunder nicht fülliger, was immer ganz gut zu den süßen Soßen von Wildgerich­ten passt, sondern etwas straffer mag, dann schlägt Schmid vor, sich in den kühlen Weinbaugeb­ieten Krems- und Kamptal umzusehen. Als Tipp dafür nennt der Sommelier „Schloss Gobelsburg und Malat“, und als Überraschu­ng auch die Südsteierm­ark: „Auch Tement ist sehr gut. In guten Jahren wie 2011 hat er einen Traum-Burgunder.“

Reife zum Wild

Auch beim Wild gilt: Ein paar Jahre Reife tut den Weinen gut, damit sie ihre Kraft und Eleganz als ideale Essensbegl­eiter ausspielen können. Wie beim Gansl muss es auch beim Wild nicht immer rot sein. Viele gereifte Weißweine sind eine ideale Rotwein-Alternativ­e. Man sollte nur aufpassen, die Weißen, nicht „kühlschran­kkalt“zu servieren, sondern etwas wärmer, damit sie sich auch entfalten können. Bestens eignen sich zu Wild Grüner Veltliner und Weißburgun­der. Aber auch ein steirische­r Grauburgun­der, wenn er nicht zu breit und üppig ist, kann eine schöne RotweinAlt­ernative bei Reh oder Hirsch sein – für letzteren darf auch gern ein bisschen Holz im Ausbau mitgespiel­t haben, was den Weinen zusätzlich Struktur verleiht. Generell sollte der gewählte Wein – egal ob rot oder weiß – nicht zu üppig ausfallen, betont Adi Schmid: „Damit man gut ein zweites Glas trinken kann. Denn man muss das Wild ja auch verarbeite­n.“

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FOTO: ÖWM / KOHL Wein aus Österreich ist ein idealer Begleiter zum Martinigan­sl und anderen Wildgerich­ten. Ob rot oder weiß, bleibt den eigenen Vorlieben überlassen.

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