Laute Querschläge
Im US-Präsidentschaftswahlkampf beziehen Sportstars wie Tom Brady oder LeBron James Position für Donald Trump bzw. Hillary Clinton. Sie spenden – oder üben sich im »Trash-Talk«.
Donald Trump oder Hillary Clinton? Diese Frage stellen sich derzeit auch Amerikas Sportstars. Wie in der breiten Bevölkerung herrscht auch in dieser Schicht keine Einigkeit, wen sie am 8. November wählen soll. Millionäre, Ex-Weltmeister und Super-Bowl-Sieger wählen Donald Trump, weil er mit Geld, Wirtschaft, seiner All-In-Mentalität und trotz verbaler Fouls ihre Emotionen eher trifft als Hillary Clinton. Sie hat hingegen für einen anderen Teil der US-Sports die besten Karten, weil sie liberal ist, für Schwule und Lesben eintritt und bis auf Softball-Selbstversuche als Teenager keine katastrophalen Spuren im so heiligen US-Profisport hinterlassen hat.
Während die Eishockeyliga (NHL), die Footballer (NFL) und die Basketballer (NBA) ihren Ligabetrieb aufgenommen haben, küren die Baseballer der Major League bereits in den World Series ihren Champion. Baseball ist besonders bei Latinos beliebt, auch stammen knapp über 30 Prozent aller MLBStars aus Lateinamerika – und dazu zählt vor allem Mexiko. Geldfeind: Baseball-Milliarden. Es ist das Nachbarland, welches der Immobilen-Spekulant tatsächlich mit einer Mauer abgrenzen will, um Drogenhandel und Flüchtlingsströme simpel zu unterbinden. Jeder, der sich in den USA mit dieser, für Europäer nur schwer verständlichen, aber grandiosen Sportart identifiziert, dürfte folglich die Demokraten wählen. Dass die Bush-Familie in den 1990er-Jahren als Eigentümer der Texas Rangers aufschien, wird den Republikanern in diesem Fall ebenfalls kaum helfen.
Auch hat es dieser ungeheuer profitable Sportsektor, die MLB hat laut „Forbes“einen Marktwert von 36 Mil- liarden Dollar, Trump nie verziehen, dass er ihn 1984 zu tiefst beleidigte – nur um seine Football-Serie zu promoten. „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Football im Frühling spielen, hätte er den Baseball nicht erfunden.“Ein Sakrileg.
Dass Trumps USFL das Match gegen die NFL schließlich haushoch verlor und schwerst defizitär, verwunderlich still und leise eingestellt wurde, ist für Baseball-Klubbesitzer wie Magic Johnson (LA Dodgers) „heute noch der größte Triumph“. Zudem sind TrumpFans aus dem MLB-Umfeld keineswegs mit Glück in der Geschäftswelt gesegnet, sie werden entweder entlassen oder kassieren beim Übernahmepoker um Franchise-Teams stets eine Abfuhr. Yankees-Superstar Alex Rodr´ıguez überwies Anfang des Jahres 2700 Dollar für die Clinton-Kampagne – laut US-Wahlkampfgesetz das offizielle Maximum. Dass er 2012 für Mitt Romney stimmte, verlieh dieser Aktion in New York besondere Aussagekraft. »Wie Truman, die Bombe!« Ähnlich ist die Situation im Golf – Trump besitzt weltweit 17 Anlagen, aber allerorts hält sich die Begeisterung für den Tycoon in Grenzen. Speziell in Schottland, der Heimat seiner Mutter, widerfuhren Trump Niederlagen, wie sie einst auch Frank Stronach in Ebreichsdorf plagten. Die International Golf Links zu Aberdeen waren mit Denkmal- und Umweltschutz belegt, für Macher dieser Größenordnung sind Bürokratie und Beamte ein wahrer Fluch. Aber auch dort thront übrigens nun keine Weltkugel.
Angst vor Gegnern kenne Trump dennoch nicht, polterte daraufhin die Basketball-Trainerlegende Bobby Knight, der für sein Idol auf PR-Tour durch Amerika zog. Der „Trash-Talker“an der Seitenlinie im College-Basketball traf am 3. Mai in Indiana eine anschließend landesweit heftig debattierte Aussage: „Truman traf die richtige Entscheidung, als er die Bombe zündete. Und hier kommt nun ein Mann, der es wieder tun würde.“
Auch von weiteren Stars wird der 69-Jährige hofiert. Super-Bowl-Champion Tom Brady (New England Patriots), Boxlegende Mike Tyson („Trump macht es richtig, dieser Typ hat es drauf!“) oder Ultra-Exzentriker Dennis Rodman („Nur ein Geschäftsmann wie Trump kann unser Land noch voran bringen!“) beziehen offen Stellung für ihren neuen Wunschpräsidenten. Dass Trump sein außenpolitisches Geschick bewies und Rodman für dessen Nordkorea-Ausflug als „Statesman“pries oder Tyson bei seinen Vergewaltigungsprozessen unterstützte, ist gewiss mit ein Grund für dieses Bündnis. Aber Brady, der bis auf falsch aufgepumpte Footbälle im Vergleich zu den beiden anderen doch ein wahrer Saubermann ist? Seine Erklärung ist seicht: „Trump war immer nett zu mir. Er hat mich zum Golfen eingeladen . . .“
Pro Trump: Tom Brady, Mike Tyson, Dennis Rodman, Nick Mangold, Hulk Hogan . . .
Guns, Geld und Dope. Für Clinton bezogen die Basketballer LeBron James, Jason Kidd und Kareem Abdul-Jabbar („Sie bezieht die seltene Gabe, Idealismus und Pragmatismus zu verbinden“), NBA-Commissioner Adam Silver, Billie Jean King (Tennis), Abby Wambach (Fußball) oder die Eiskunstlauf-Queen Michelle Kwan Position.
Pro Clinton: LeBron James, Kareem Abdul-Jabbar, Billie Jean King, Michelle Kwan . . .
Allesamt respektierte Sportgrößen und durchwegs keine provokanten Lautsprecher wie die Anhängerschaft von Trump, zu der auch noch die Footballer Nick Mangold, Rex Ryan und Richie Incognito, Latrell Sprewell sowie Mike Ditka zählen. Oder WrestlingIkone Hulk Hogan und Ex-Gouverneur Jesse Ventura, deren Spiel mit Rhetorik, Patriotismus und Glamour den einfach drauflosschlagenden „Real-American“-Schmäh noch immer nicht verfehlt. „Amerika braucht jemanden, der es bis in seine Wurzeln erschüttert. Und Donald Trump macht das!“