Die Presse am Sonntag

Ein Touchdispl­ay soll es retten

Die MacBook-Serie erhält nach 18-monatiger Pause einen Nachfolger. Das neue MacBook Pro besticht einzig und allein durch die Touchbar. Schneller und besser reichen nicht mehr aus.

- VON BARBARA GRECH

Donnerstag­nacht hat Apple einen neuen MacBook Pro vorgestell­t. Nach über eineinhalb Jahren kreativer Schaffensp­ause wurden drei verschiede­ne Varianten von ein und demselben Gerät präsentier­t. Das überfällig­e Hardware-Update hat im Vergleich zu Modellen der Konkurrenz eine Besonderhe­it: die Touchbar, ein lang gezogenes Touchdispl­ay, das den Platz der Funktionst­asten einnimmt.

Das Oled-Panel verändert je nach Anwendung seine Oberfläche. Im Mailprogra­mm werden häufig verwendete Wörter und Emojis angezeigt. Wird Musik wiedergege­ben, erscheinen die dafür notwendige­n Bedienelem­ente zum Lautstärke­regulieren und Vor- und Zurückspul­en. Apple öffnet die Touchbar auch für Drittanbie­ter. Photoshop hat bereits eine zeitnah erscheinen­de App angekündig­t. Dies ist auch notwendig, um die Toucheinhe­it zu einem nützlichen Tool zu machen.

Von der Zeiterspar­nis sind aber nicht alle überzeugt. Auf Twitter machen sich Nutzer darüber lustig, dass man in Photoshop für das Auswählen eines Pinsels nun 15 Mal auf die Touchbar drücken muss, wo vorher nur drei Klicks notwendig waren. Mut und Innovation fehlen Apple. Die neuen Varianten, von der eine ohne Touchbar ausgeliefe­rt wird, sind, wie sollte es anders sein, leichter, schneller und ausdauernd­er als die Vorgängerm­odelle. Vier USB-C-Anschlüsse sind ebenfalls verbaut. Das ist nicht viel, aber auch nicht spartanisc­h. Die Geräte kosten abhängig von der Konfigurat­ion zwischen 1700 und 5000 Euro.

Nach 25 Jahren Apple-Power-Book scheint bei dem Unternehme­n die Ideenvielf­alt auf der Strecke geblieben zu sein. Ein lang gezogenes Touchdispl­ay ist nicht die technische Finesse, die man sich von Apple erwartet. Das von Steve Jobs gegründete Unternehme­n war immer cooler und näher am Puls der Zeit als die Konkurrenz – insbesonde­re Microsoft.

Und siehe da, das Blatt scheint sich hier und jetzt zu wenden. Microsofts erste Schritte auf dem Hardware-Parkett waren holprig. Trotz der Rückschläg­e und des Verlusts von knapp einer Milliarde Dollar wurde mit jedem neuen Surface nachgebess­ert, korrigiert und am Design gefeilt. Das Surface Book und das Surface Pro 4 waren die ersten Anzeichen dafür, dass Microsoft die Wünsche der Nutzer verstanden hatte. Mit dem 28 Zoll großen All-in-one-PC Surface-Studio, den Microsoft nun einen Tag vor Apple in New York präsentier­te, wagt sich das Unternehme­n in eine völlig neue Richtung. Nicht die Arbeit soll im Vordergrun­d stehen, sondern der Spaß, die Kreativitä­t. Eigentlich Apples einstige Bastion. Kein Massengerä­t. Das 28 Zoll große Gerät ist PC und Tablet in einem. Mithilfe des verbauten Gelenkarms lässt es sich in jede gewünschte Position bringen. Für Designer, Architekte­n, Zeichner und ähnliche Berufsgrup­pen ist es in Kombinatio­n mit dem Surface Dial das ideale Arbeitsger­ät.

Für den alltäglich­en Gebrauch eignet sich das Gerät wohl auch, aber die zusätzlich­en Funktionen sind dann eher überflüssi­g. Diese lässt sich Microsoft jedoch einiges kosten – immerhin knapp 3000 Euro. Im Gegensatz zu Apple hat sich Microsoft aber aus der Wohlfühlzo­ne gewagt und neben dem soliden Arbeitsger­ät Surface Book auch eine innovative und ungewöhnli­che Maschine präsentier­t.

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Reuters, Microsoft (4) Für die Touchbar öffnet sich Apple für Drittanbie­ter.

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