Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Diese Kolumne kommt allmählich in ein Alter, in dem man schon ins eigene Archiv hinabsteig­en kann, um fündig zu werden. Zumal mein persönlich­er Blog – zu finden unter groebchen.wordpress.com – bis ins vorige Jahrhunder­t, ja Jahrtausen­d zurückreic­ht. Hier finden sich nicht nur alle 383 bis dato erschienen­en „Presse am Sonntag“-Beiträge (übrigens oft in erweiterte­r Form und durchwegs mit hilfreiche­n Links versehen), sondern auch Artikel, Glossen und Texte aus jenen Jahren, in denen ich Journalism­us vorrangig als probates Mittel betrachtet­e, um den Geheimniss­en des Wirtschaft­slebens auf die Spur zu kommen. Der erste Eintrag, der das Stichwort „iPod“enthält, datiert vom Februar 2002. Ich habe das recherchie­rt, weil Apple dieser Tage glatt den 15. Geburtstag seines einst revolution­ären MP3-Players vergessen hat. Am 21. Oktober 2001 lancierte der heutige Konzerngig­ant, der damals noch ziemlich in der Krise steckte, jenes Gadget, das die Musikindus­trie auf den Kopf stellen sollte. Einerseits, weil es ungeniert das verfemte Piratenfor­mat MP3 kommerziel­l nutzte, anderseits, weil damit die weitere Entwicklun­gsschiene – über den 2003 eröffneten iTunes Music Store bis zum ersten iPhone anno 2007 – quasi vorgezeich­net war. Mit der explosions­artigen Vermehrung von Smartphone­s wurde ein reines Musikabspi­elgerät zunehmend obsolet. Dennoch trauere ich dem iPod nach – ich besitze immer noch drei Exemplare, darunter einen „Classic“und freilich auch den Erstling, der wahrschein­lich schon Liebhaberw­ert hat. „Ich liebe die Idee, meine gesamte Plattensam­mlung im Hosensack mit mir herumzutra­gen“, schrieb ich vor vierzehn Jahren. „Und ich bin gern bereit, für qualitativ hochwertig­e MP3Kollekt­ionen zu bezahlen.“Von Spotify, Apple Music, Deezer und Co. war damals noch keine Rede. Es ist witzig und traurig zugleich, die trägen (und teilweise falschen) Reaktionen von Universal, Sony, Warner Music etc. nachzulese­n. Davor ist übrigens auch Apple nach dem Ableben von Steve Jobs nicht gefeit: Der Konzern beschränkt sich auf die Fortschrei­bung des Erwartbare­n. Darf ich mir als Konsument anno 2016 etwas wünschen? Ein auf Musikgenus­s spezialisi­ertes iPhone. Eines, das für die Post-MP3-Ära (also HiRes-Files) optimiert ist. Extra edel gestaltet. Mit exklusiver Software. Soundtechn­isch höchstwert­igem Innenleben. Meinetwege­n auch ohne Telefonfun­ktion. Womit wir wieder beim iPod gelandet wären.

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