DER NACHWUCHS
Sie ist der Klassiker unter den TV-Sketch-Shows und das nicht nur wegen ihres Alters. Im Vorjahr feierte „Saturday Night Live“, kurz „SNL“, ihr 40-jähriges Bestehen. Viele der heute sehr bekannten US-amerikanischen Comedians oder Schauspieler sind durch die „SNL“Schule gegangen. Darunter Bill Murray, Dan Aykroyd und James Belushi, Ben Stiller oder Adam Sandler und im vergangenen Jahrzehnt erfreulicherweise auch Frauen wie Sarah Silvermann und Kirsten Wiig. Tina Fey und Amy Poehler ( siehe kleines Bild oben) sind zwar nicht mehr Teil der Stammbesetzung, treten aber nach wie vor vereinzelt in Sketches auf. Auch Jimmy Fallon war Teil des Ensembles, bevor er 2004 seine erste eigene Show bekam.
Mit wöchentlich rund acht Millionen Zusehern ist „SNL“die reichweitenstärkste Fernsehcomedy der USA. Eine ihrer Stärken ist die Distanz zur Politik aller Lager. Das fiel vor allem im vergangenen Jahr und besonders während des finalen US-Wahlkampfs auf. Anders als bei den liberalen TV-Gastgebern Samantha Bee und John Oliver werden hier sowohl Donald Trump als auch Hillary Clinton parodiert. Gekonnt stellt das Stammteam der Sendung im Wechselspiel mit bekannten Gästen wie derzeit Alec Baldwin die jüngsten „Election Debates“zwischen Trump (die Rolle des Lebens für Baldwin) und Clinton (schon viel länger, aber immer sehr präzise Kate McKinnon) nach. Teilweise vergehen nur wenige Tage zwischen der Ausstrahlung der echten und der nachgestellten TV-Duelle.
Es sind vor allem Größe und Beliebtheit der Sendung, die Trump und seine Unterstützer – darunter überraschenderweise auch Alec Baldwins Bruder Stephen, der in der Sendung dafür prompt auch verarscht wurde – derzeit veranlassen, lautstark Kritik an „SNL“zu üben. Mitte Oktober twitterte Trump: „Alec Baldwin’s portrayal stinks. Time to retire the boring and unfunny story“. Mit der vergleichsweise nischigen Sendung von Samantha Bee hält sich Trump erst gar nicht auf. Dabei muss man sagen: Obwohl in manchen Sketches die Abneigung der Comedians gegenüber Trump unübersehbar ist, wird auch Hillary Clinton nicht mit Samthandschuhen angefasst. Ihre häufige Erwähnung ihrer Tochter oder der Jahre an Ehemann Bills Seite und ihr geschicktes Ausweichen bei Fragen zu ihrem E-Mail-Skandal bringt Kate McKinnon immer wieder hervorragend auf den Punkt.
Auch wenn es von Anfang die Stärke von „SNL“war, sich über gesellschaftliche Entwicklungen und politische Protagonisten lustig zu machen, zeigt sich, dass die Sendung in der vergangenen Saison besonders gut in Form war. Offensichtlich konnte sie den Moderatorenwechsel bei der zwanzig Jahre jüngeren Konkurrenz „The Daily Show“für sich nutzen. Dort übernahm im September 2015 mit dem Südafrikaner Trevor Noah der erste nicht weiße Komödiant das Mikrofon von Jon Stewart; und der Neue ist zwar gut unterwegs, hat teils hervorragende Korrespondenten im Team, muss aber erst zu sich finden. Tom Hanks spielte mit. Aufgebaut ist die Sendung im Grunde wie eine Nachrichtensendung. Zwei Moderatoren begrüßen die Gäste und kommentieren das Geschehen der vergangenen Tage. Dazwischen werden Sketch-Beiträge eingespielt. Seit einiger Zeit probiert „SNL“eine Gast-Rochade. In der vergangenen Woche war Schauspieler Tom Hanks Promi-Gastgeber und sowohl Moderator im Studio als auch Darsteller in manchen Sketches.
„SNL“hat zudem von Jimmy Fallon und den anderen Internet-Auskennern gelernt und stellt mittlerweile die besten Sketches aus der aktuellen Sendung im Lauf des Sonntags auf YouTube oder die eigene Facebook-Seite. Die Videos verbreiten sich so rasant in aller Welt. Wer in den vergangenen Monaten keinen einzigen Clip mit Alec Baldwin als Trump-Double gesehen hat, ist entweder nicht auf Facebook oder interessiert sich aus Protest nicht für amerikanische Politik und/oder Medien.
Trevor Noah
(* 1984) ist seit September 2015 neues Gesicht der „Daily Show“, die er von Jon Stewart übernommen hat. Stewart war ab 1996 Gesicht der LateNight-Show auf dem Sender Comedy Central. Noah ist Südafrikaner und der erste nicht weiße Moderator einer solchen Sendung.
James Corden (* 1978):
Der Brite ist weniger durch seine „Late Late Show“als vielmehr durch das Format „Carpool Karaoke“bekannt geworden. Er kutschiert Stars wie Adele, George Clooney und Michelle Obama durch die Gegend und singt mit ihnen. Nur Unterhaltung, null politisch. Wird im Netz millionenfach angeklickt.
Aziz Ansari
(* 1983) ist einer der wenigen nicht weißen Comedians. Er hat keine eigene Sendung, seine Comedyprogramme sind aber auf Amazon Prime abrufbar. Seit seiner Serie „Master of None“(Amazon) ist der Sohn indischer Einwanderer auch dem nicht amerikanischen Publikum bekannt.
Randy Rainbow:
Der homosexuelle Blogger und Internetcomedian hat eine kleine, treue Fangemeinde und fällt mit guten politischen Sketches auf.