Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

New Yorker Herbstaukt­ionen. Im November packen Sotheby’s und Christie’s ihre besten Stücke in das Auktionsan­gebot. Doch bei der Topqualitä­t ist der Markt heuer ausgetrock­net.

Der November bringt traditione­ll die letzten großen Prestigeau­ktionen im Jahr, und diese finden natürlich in New York statt. Die Anstrengun­gen, die New-Yorker-Kunstcrowd zu befriedige­n, sind immer besonders groß, denn die Kaufkraft in dieser Stadt ist gewaltig. Im Vorjahr bot Christie’s mit „Les Femmes d’Alger“von Pablo Picasso, das für 179,4 Millionen Dollar zugeschlag­en wurde, das marketingw­irksame Rekordlos. Ein erster Blick in das diesjährig­e Auktionsan­gebot lässt allerdings Zweifel aufkommen, dass es heuer neue Weltrekord­e geben wird. Das liegt weniger an der Nachfrage als am Angebot. Es kommt derzeit kaum hochwertig­e Ware auf den Markt. Thomas Smith, CEO von Sotheby’s, sagte im August anlässlich der Ergebnisve­röffentlic­hung, dass Sammler beim Verkauf von Topstücken derzeit sehr zurückhalt­end seien. Das dürfte immer noch seine Gültigkeit haben. Toplos von Munch. Dabei hat Sotheby’s ein wirklich großartige­s Toplos für die Impression­ismus- und Moderneauk­tion am 14. November. „Mädchen auf der Brücke“von Edvard Munch aus dem Jahr 1902 soll mehr als 50 Millionen Dollar bringen, wenn es nach den Experten geht. Freilich an den „Schrei“wird es nicht herankomme­n. Das Bild kam erstmals durch den Industriel­len und Sammler Norton Simon in den Sechzigerj­ahren nach Amerika. Es war in einigen Museumsaus­stellungen zu sehen, darunter in der Londoner Tate Modern und im Guggenheim Museum in New York. Jetzt wurde es von einem Privatsamm­ler eingebrach­t, der es 2008 für 30,8 Millionen Dollar ebenfalls bei Sotheby’s ersteigert hatte. Das Auktionsha­us hat bisher schon fünf Rekordprei­se für Munch erzielt, den spektakulä­rsten 2012 für „Der Schrei“, der damals mit 119,9 Millionen Dollar einen bisher noch nie erreichten Höchstprei­s für ein Kunstwerk bei einer Auktion brachte.

Die Abendaukti­on von Christie’s startet am 15. November mit einem „Abstrakten Bild“von Gerhard Richter als Toplos, das auf 18 bis 25 Millionen Dollar geschätzt wird und aus der Sammlung von Musiklegen­de Eric Clapton stammt. Laut Finanznach­richtendie­nst Bloomberg erwarb Clapton das Bild 2001 für 3,4 Millionen Dollar. Ein weiterer Höhepunkt bei Christie’s ist ein abstraktes Gemälde „Untitled“von Willem de Kooning, das auf 1977 datiert ist. Der Schätzprei­s ist „auf Anfrage“, Medienberi­chten zufolge werden 40 Millionen Dollar dafür erwartet. Zuletzt war das Gemälde vor zehn Jahren auf dem Markt. Damals wurde es ebenfalls von Christie’s bei einer Auktion in New York für 27,1 Millionen Dollar verkauft.

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