Amerikas neue First Family: Ein Clan wie aus einer Seifenopfer
Wie in den TV-Serien der 1980er-Jahre inszeniert sich Donald Trump als Familienpatriarch. Er umgibt sich zu jedem Anlass mit seiner PatchworkFamilie aus drei Ehen. Melania, Ex-Model und künftige First Lady, und Sohn Barron scheuen das Rampenlicht.
Amerikas künftige First Family hat sich in dem mit Gold, Brokat und Marmor opulent ausgeschmückten 100-MillionenDollar-Penthouse, nachempfunden dem schwelgerischen Luxus von Versailles, um den Patriarchen drapiert. Das Setting des ersten großen Interviews mit Donald Trump nach dessen Wahltriumph, das Lesley Stahl für das legendäre TV-Magazin „60 Minutes“führte und das CBS heute Abend in den USA ausstrahlen wird, evoziert einen Dej´a-`vu-Effekt mit den 1980er-JahreTV-Seifenopern a` la „Dallas“oder „Dynasty“, als in Washington mit Ronald Reagan ein zweitklassiger Ex-Filmstar regierte. Lauthals demonstrierten draußen vor dem Trump Tower an Manhattans Fifth Avenue währenddessen die Gegner des 45. US-Präsidenten.
Der 70-jährige Clanchef in der Mitte und ergo im Mittelpunkt, umringt von seiner Patchwork-Familie, seiner Frau, Melania, und den Kindern aus drei Ehen: So inszenierte sich Donald Trump mit Vorliebe im Wahlkampf, auf dem Parteikonvent im Juli in Cleveland, der zu einer einzigen Familienshow geriet, und erst recht in der Wahlnacht in New York – 17 Monate, nachdem er mit Me- lania über eine Rolltreppe ins Foyer des Trump Tower heruntergeschwebt war, um seine – damals viel belächelte – Präsidentschaftskandidatur zu verkünden.
Nur Barron Trump, der zehnjährige, jüngste Sohn, von Mutter Melania meist gluckenhaft abgeschirmt, fehlte auf dem Gruppenbild in dem dreistöckigen Penthouse mit Panoramablick auf den Central Park, in dem er einen eigenen Flügel bewohnt. Er musste sich wohl erst einmal ausschlafen und von seinen 15 Minuten Ruhm erholen. Barron, schon jetzt ein Abbild seines Vaters in blauem Anzug und weißer Krawatte, avancierte in der Wahlnacht zur Internetsensation, als er um drei Uhr früh im Ballsaal des Hilton-Hotels an der Sixth Avenue – wenige hunderte Meter vom Trump Tower entfernt – bei der Jubelfeier eine Viertelstunde lang an der Seite seines Daddys im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stand, gähnte und mit dem Schlaf rang. In den Online-Foren war „Little Donald“, wie ihn die Familie nennt, das Mitleid sicher. „Little Donald“. In zwei Monaten wird Barron mit seinem Dad und seiner Mom ein neues Heim beziehen, und die Adresse – Washington DC, 1600 Pennsylvania Avenue – ist noch feiner als seine jetzige, hoch über der Einkaufsmeile, dem lärmenden Zentrum Manhattans. Ob der Kleine mit dem Faible für Golf, Tennis und Flugzeuge als First Kid indessen glücklicher aussehen wird? Wie bei Caroline und den anderen von John F. Kennedys im Oval Office herumtollenden Kindern, wie bei Amy Carter, Chelsea Clinton, den Zwillingen Jenna und Barbara Bush und erst recht bei Malia und Sasha Obama wird sich das Interesse der Nation auf den kleinen Barron richten, auf seine Schulerfolge und seine Pubertät.
Seine Eltern haben sich am Donnerstag bei einer Stippvisite bei den Obamas erst einmal im Weißen Haus umgesehen und womöglich bereits überlegt, den Wohnbereich nach ihrem Geschmack umzudekorieren. Melania, das großgewachsene, 46-jährige ExModel aus Slowenien mit den Katzenaugen, den hohen Wangenknochen und den gestrafften Gesichtszügen, wird ihre Rolle als First Lady wohl ganz anders anlegen als Michelle Obama. Bei ihrer Parteitagsrede in Cleveland hatte sie ganze Passagen einer Eloge Michelles auf ihren Mann abgekupfert und sich dafür viel Häme eingehandelt.
Melania Trump, Tochter eines Autohändlers mit kommunistischem Parteibuch und einer Fabrikarbeiterin aus Sevnica, die ihr Architekturstudium abbrach, um als Model in Mailand, Paris und New York Karriere zu machen und kaum verhüllt die Cover von Männermagazinen zu zieren, hält es ohnehin mehr mit einer anderen First Lady. Der glamouröse Stil Jackie Kennedys, ihr Sinn für europäischen Chic und französische Mode haben es ihr angetan.
Im Wahlkampf war Melania meist Staffage, und bei ihren wenigen Auftritten als Rednerin oder in nichtssagenden Interviews, als sie ihren Mann gegen Kritik an dessen sexistischen und rassistischen Parolen verteidigte, hinterließ sie mit ihrem schweren slawi- schen Akzent einen hölzernen Eindruck – ganz anders als die spontane und schlagfertige Harvard-Juristin Michelle Obama. „Ich habe zwei Buben zu Hause“, sagte Melania Trump in entwaffnender Ehrlichkeit über den großen und den kleinen Donald, als reihenweise Anschuldigungen von sexuellen Übergriffen ihres Mannes und ein Video über seine Sex-Protzereien über die Familie hereinbrachen. Sonst scheut die „Vollzeitmutter“– so ihre Selbstdefinition –, die nebenbei eine Beauty-Line betreibt, das Rampenlicht.
Der zehnjährige Barron, ein Abbild seines Vaters, rang erst einmal mit dem Schlaf.
Liebkind Ivanka. Vielmehr nimmt Ivanka Trump nach außen hin den Part der First Lady ein. Die 35-jährige Tochter aus der ersten Ehe mit der gebürtigen Tschechin Ivana und inzwischen selbst Mutter dreier Kinder gilt als Liebkind ihres Vaters. Zu Beginn des Wahlkampfs fehlte die damals schwangere Ivanka als Beraterin bei kaum einer der