Götterdämmerung in der Demokratischen Partei
Bernie Sanders und Elizabeth Warren wollen die Demokraten nach Hillary Clintons Niederlage zum Linkspopulismus bekehren.
Mit seinem Wahlsieg, der größten politischen Überraschung in der 240-jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten, hat Donald Trump die Partei seiner Gegnerin, Hillary Clinton, in eine tiefe Krise gestürzt. Die Demokraten stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer politischen Ambitionen. Und ehe die Aufräumarbeiten noch beginnen konnten, haben die zwei führenden Figuren des linken Parteirands bereits die Wortführerschaft ergriffen. Bernie Sanders und Elizabeth Warren haben eine Kampagne angestoßen, um die Partei in eine linkspopulistische Richtung zu drehen.
„Man kann den arbeitenden Menschen nicht sagen, dass man auf ihrer Seite steht, während man gleichzeitig Geld an der Wall Street und bei der Milliardärsklasse auftreibt. Die Demokratische Partei muss sich auf das Amerika der einfachen Leute konzentrieren, nicht auf reiche Menschen, die an Cocktailpartys teilnehmen“, sagte Sanders zur „Washington Post“. Ins selbe Horn wie der Senator aus Vermont und verhinderte Präsidentschaftskandidat stieß Warren, seine Senatskollegin aus Massachusetts: „Die Amerikaner sind zornig über eine Bundesregierung, die für die Reichen und Mächtigen arbeitet und alle anderen im Dreck zurücklässt.“
Sanders und Warren gehören mit 74 und 67 Jahren selbst nicht zu jener Generation, welche die mühselige Knochenarbeit auf sich nehmen werden, die Partei von der Basis aufwärts in vier Jahren harter Oppositionsarbeit umzubauen. Sie werben dafür, dass der Kongressabgeordnete Keith Ellison aus Minnesota neuer Vorsitzender wird. „Ich denke nicht, dass das politische Establishment und die Milliardäre Keith Ellison gern als Vorsitzenden hätten. Gut so“, twitterte Sanders am Freitag und bewarb seine diesbezügliche Petition im Internet, die am Freitag mehr als 250.000 Unterstützer gefunden hatte.
Ellison war einer der wenigen Kongressabgeordneten, die Sanders’ Kandidatur gegen Clinton in den Vorwahlen unterstützte. Und er erkannte, im Gegensatz zum Wahlkampfteam Clintons, schon früh das Siegespotenzial Trumps. Als Schwarzer und erster Muslim, der ins US-Abgeordnetenhaus eingezogen ist, wäre seine Ernennung ein dezidiertes Bekenntnis der Demo- kraten zum Multikulturalismus. Ob ihnen das bei der Rückeroberung enttäuschter Wähler aus Trumps Lager hilft, ist offen. Fraglich ist zudem, ob der 53-Jährige als wortgewaltiger Vertreter eines Linkspopulismus, der in den Städten und unter den Bauern des Mittleren Westens eine lange Tradition hat, die weltanschaulich richtige
Kongressabgeordneter Keith Ellison, schwarz und Muslim, hat prominente Förderer.