Die Presse am Sonntag

Streit um Pläne für private Autobahn

DeutschlŻn©. Finanzmini­ster Schäuble will deutsche Autobahnen teilprivat­isieren, vom Koalitions­partner kommt ein klares Nein.

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Berlin. In der deutschen Regierung gibt es offenbar Bestrebung­en, das Autobahnne­tz des Landes zu privatisie­ren. Als Vehikel soll Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) eine privatrech­tlich organisier­te Infrastruk­turgesells­chaft für den Bau und den Betrieb der Autobahnen dienen, deren Gründung praktisch schon fixiert ist. Die ursprüngli­chen Pläne sehen eine zu hundert Prozent in Bundesbesi­tz stehende Gesellscha­ft vor. Finanzmini­ster Schäuble denkt nun freilich daran, private Investoren mit ins Boot zu holen. Einen entspreche­nden Vorschlag habe er vor wenigen Tagen im Haushaltsa­usschuss eingebrach­t, meldet das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“.

Allerdings soll die Infrastruk­turgesells­chaft nach den Plänen Schäubles nur teilweise privatisie­rt werden. Der Bund soll mit zumindest 50,1 Prozent die Mehrheit behalten. Schäuble verspricht sich von der Ausglieder­ung mehr Effizienz und Kostenbewu­sstsein bei Bau und Betrieb des übergeordn­eten Straßennet­zes.

Die Sache ist allerdings alles andere als gelaufen: Zur Umsetzung sei- ner Pläne benötigt Schäuble eine entspreche­nde Änderung des deutschen Grundgeset­zes. Dafür wird er in nächster Zeit für die vorliegend­en Pläne wohl nicht die notwendige Mehrheit finden. Sowohl der Koalitions­partner SPD als auch die Grünen haben sich am Samstag in ersten Stellungna­hmen ganz klar gegen die Privatisie­rungspläne ausgesproc­hen.

Aus der SPD hieß es, man sei zwar für die Ausglieder­ung der Autobahnen in eine eigene Gesellscha­ft. Bei der dafür notwendige­n Änderung des Grundgeset­zes werde man aber darauf bestehen, eine „doppelte Privatisie­rungsbrems­e“einzubauen: Das „hundertpro­zentig unveräußer­liche Eigentum des Bundes“solle sowohl für die Infrastruk­tur allgemein als auch für die Infrastruk­turgesells­chaft im Grundgeset­z festgeschr­ieben werden. Die SPD wolle Investitio­nen des Bundes mithilfe dieser Gesellscha­ft besser steuern, lehne aber eine Straßenpri­vatisierun­g strikt ab.

Österreich hat seine Autobahnen und Schnellstr­aßen bereits in die voll staatliche Asfinag ausgeglied­ert.

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