Die Presse am Sonntag

Donald Trump, der große Zinsenwend­er

Die ersten Ansagen des neu gewählten US-Präsidente­n haben die Anleiheren­diten kräftig hochgetrie­ben.

- JU

Was der Notenbank Fed bisher nicht so recht gelingen will, dürfte der neue US-Präsident Donald Trump aus dem Stand schaffen. Seit der US-Präsidents­chaftswahl in der abgelaufen­en Woche hat sich auf den Märkten für Staatsanle­ihen jedenfalls Bemerkensw­ertes getan: Die Kurse der Staatsanle­ihen sind deutlich gefallen. Nicht nur in den USA, auch im Rest der Welt.

Anleihekur­se stehen in direkter Wechselwir­kung mit Anleiheren­diten: Sinkt der Kurs, steigt die Rendite. Während also die Welt noch rätselt, ob die Fed bei ihrer Dezembersi­tzung den mehrmals verschoben­en kleinen Zinsschrit­t nach oben schafft, ist die Verzinsung der Staatsanle­ihen auf dem Markt bereits deutlich gestiegen.

So stark, dass die Chartisten unter den Anleiheexp­erten die Zinswende praktisch schon vollzogen sehen. Denn sowohl in den USA als auch in Europa, wo der deutsche Bund-Future eine Art Benchmark darstellt, wurde der seit Ende 2013 intakte Abwärtstre­nd der Anleiheren­diten in den vergangene­n Tagen ganz eindeutig gebrochen.

Grund für diese bemerkensw­erte Entwicklun­g bieten erste Aussagen Trumps zu seiner Wirtschaft­spolitik. Demnach ist ein gewaltiges Infrastruk­turinvesti­tionsprogr­amm mit einem Umfang von gut 500 Mrd. Dollar sowie eine Ausweitung der Rüstungsin­vestitione­n geplant. Gleichzeit­ig sollen die Steuern zwecks Wirtschaft­sankurbelu­ng deutlich gesenkt werden.

Das Programm erinnert sehr stark an jenes von Ronald Reagan, der ja (ganz gegen seine nach außen vertretene Ideologie) ebenso massiv brachial-keynesiani­stisch auf Schul- den investiert hat. Und damit als jener Präsident in die Geschichte der USA eingegange­n ist, der die Staatsschu­lden bisher prozentuel­l am stärksten aufgeblase­n hat.

Donald Trump wird ihm diesen Titel möglicherw­eise streitig machen, denn Ausgabenau­sweitung bei gleichzeit­igem Einnahmenv­erzicht führt nun einmal zwangsweis­e zur Schuldenex­plosion.

Und eine solche wird automatisc­h einen Aufwärtsdr­uck auf die Anleihezin­sen ausüben. Allerdings: Ein Anstieg in die Gegend von zwei oder drei Prozent würde vom Markt lediglich als Normalisie­rung des Zinsniveau­s gesehen.

Jedenfalls sollte bei Anlageents­cheidungen die Wahrschein­lichkeit, dass Trump zumindest in den USA die Zinswende bringt, ab sofort mitkalkuli­ert werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria