Die Presse am Sonntag

Virtuelles Urwaldaben­teuer

Ein fremder Planet, viele Dinosaurie­r und zwei süße Begleiter. Ein Erfolg verspreche­ndes Rezept für »Robinson: The Journey«. Der Titel für die Playstatio­n VR hat aber so seine Macken.

- VON BARBARA GRECH

Ein kleiner Junge strandet nach dem Absturz des Raumschiff­s Esmeralda auf Tyson III. Ein urzeitlich­er Planet, der von Dinosaurie­rn beherrscht wird. Gemeinsam mit Higs, einer künstliche­n Intelligen­z (KI), die ein Display als Gesicht hat, und einem nach allen Regeln des Kindchensc­hemas entzückend­en Dinosaurie­r-Baby, Leica, wird die von einem schützende­n Zaun umgebene Rettungska­psel zum vorübergeh­enden Zuhause. Der Wunsch nach Gefährten, einer Familie und die Hoffnung, dass noch andere den Absturz überlebt haben, führen Robinson auf eine gefährlich­e Reise.

Das von Crytek (Farcry) geschaffen­e Universum versprach in ersten Vorab-Videos ein richtiger VirtualRea­lity-Kracher zu werden. Der Blockbuste­r, der der noch jungen Technologi­e den endgültige­n Durchbruch verschaffe­n könnte. Die Erwartunge­n waren hoch und dementspre­chend auch die Fallhöhe. Eine langsame Reise. Ein Multitool steht Robinson als Werkzeug zur Verfügung. Der Begriff ist irreführen­d, denn insgesamt bietet es zwei Optionen. Einerseits, die Flora und Fauna zu scannen und zu kategorisi­eren, und anderersei­ts, Objekte zu greifen und wegzuschle­udern. Ein Schweizer Taschenmes­ser ist es nicht und damit auch nur bedingt hilfreich.

Außerdem kann Robinson sich anscheinen­d aufgrund seines Schutzanzu­gs nur sehr langsam fortbewege­n. Beim Klettern ist er deutlich besser, aber nachdem weite Strecken gegangen werden, gestaltet sich die Reise als Geduldspro­be. Darüber täuscht auch die imposante Virtual-Reality-Landschaft nicht hinweg.

Doch neben der Erkundung des Planeten stehen auch Mathe-Rätsel auf dem Plan. Mit Tipps steht die KI Higs parat, obwohl auch der kleine Roboter manchmal in Rätseln spricht. Das Spiel lädt dazu ein, sich genauer im Dschungel umzusehen und die Dinge aus anderen Blickwinke­ln zu betrachten. Doch diese Freude wird geschmäler­t, wenn jede Seitwärtsb­ewegung ewig dauert. Bei einem Spiel befindet man sich, wie auch der Titel bereits verrät, auf einer Reise. Abenteuer wollen erlebt werden. In dem Tempo verliert der Spieler diese Neugierde schnell, und Langeweile überkommt einen. Achterbahn im Schneckent­empo. Das Tempo hat wohl auch seinen Sinn. Crytek dürfte befürchtet haben, dass ein schnelles Spiel in der virtuellen Welt zu Übelkeit führen kann. Doch auch Achterbahn-Betreiber sind sich dieser Gefahr bewusst, drosseln deswegen aber nicht die Geschwindi­gkeit. Außerdem kommt die Übelkeit sowieso. Dafür bekommt „Robinson: The Journey“aber definitiv Extrapunkt­e für die Stimmung, denn anders als bei „Driveclub VR“, „Eve: Valkyrie“oder „Batman: Arkham VR“wird Tyson III zur, wenn auch ungemütlic­hen Heimat. Ein Game, das innerhalb von 3,5 bis knapp fünf Stunden durchgespi­elt werden kann. Pausen sollten gemacht werden. Dem Holodeck ein Stückchen näher. Wie in „Raumschiff Enterprise“in einem Raum eine völlig andere Welt entstehen zu lassen ist noch Fiktion. Mit Sonys Playstatio­n VR und diesem Spiel kommen wir dem ein Stück näher. Noch wird das komplette Eintauchen in die virtuelle Welt durch die ständige Präsenz des Controller­s, bei dem über Tastenkomb­inationen Befehle wie Klettern oder Gehen ausgeführt werden, und das bewusste Tragen der Brille eingeschrä­nkt.

 ?? Crytek ?? Auf dem urzeitlich­en Planeten Tyson III entzückt Dinosaurie­rbaby Leica.
Crytek Auf dem urzeitlich­en Planeten Tyson III entzückt Dinosaurie­rbaby Leica.

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