Hier stehen nicht die Kerle im Mittelpunkt
»WOLFSBLUT« t
Männer, Männer, Männer. Männerblut und Männerschweiß und Männerkampf. In Jack Londons Büchern findet man kaum eine weibliche Identifikationsfigur, und wo eine Frau unter all den Kerlen auftaucht, wirkt sie papieren wie die Maud in „Der Seewolf“. Für die Mädchen unter den Lesern gibt es Jack Londons Tierromane. „Ruf der Wildnis“etwa, sein erster großer Erfolg, knapp nach seiner Rückkehr aus Alaska geschrieben: Ein Hund mischt sich nach bitteren Erfahrungen mit den Menschen unter die Wölfe. Und „Wolfsblut“, in dem ein Tier genau den umgekehrten Weg geht. In der Wildnis geboren, wird er von Indianern mithilfe von Fleisch und jeder Menge Prügel domestiziert, später wechselt er mehrmals den Besitzer, der schlimmste von ihnen setzt ihn für Hundekämpfe ein. Jack Lon- don beschreibt die Dynamik zwischen Herr und Hund, aber auch die Rangkämpfe unter den Tieren, die ein raffinierter Schlittenführer wohl auszunutzen weiß. Im Übrigen gehören die ersten dreißig Seiten des Romans zum Besten, was Jack London geschrieben hat: Drei Männer, einer tot in einem behelfsmäßigen Sarg mitgeführt, zwei gerade noch am Leben sind mit dem Hundeschlitten durch den hohen Norden unterwegs. Der Schnee ist tief, seit Wochen steigt die Temperatur kaum über 50 Grad minus, sie haben nur noch drei Kugeln Munition – und werden von einer Gruppe Wölfe begleitet. Die Wölfe sind völlig ausgehungert und schlau. Nach Einbruch der Dunkelheit reißen sie die Schlittenhunde, einen nach dem anderen. Es beginnt ein zäher Kampf Mensch gegen Tier.
DTV lässt derzeit Jack Londons Klassiker von Lutz-W. Wolff neu übersetzen, „Wolfsblut“, „König Alkohol“, „Seewolf“und „Lockruf des Goldes“sind schon erschienen, heuer kam „Martin Eden“, ein autobiografisch inspirierter Roman, in die Buchhandlungen.